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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tee mit uns, wenn es Euch recht ist«, sagte die Segelherrin, »und sprecht mit uns in Frieden.« Sie nippte an ihrem Tee und fuhr fort, während Elayne und Nynaeve ihren probierten. »Ich hoffe, Ihr vergebt uns diesen Ärger, Aes Sedai. Dies ist Doreles erste Seereise außerhalb der Inseln. Die Jungen vergessen oft die Sitten der Landgebundenen. Ich werde sie noch weiter bestrafen, falls sie Euch beleidigt hat.« »Das ist nicht nötig«, sagte Elayne schnell und benützte die Gelegenheit, ihre Tasse abzustellen. Der Tee war sogar noch stärker, als er aussah, dazu noch sehr heiß, ungesüßt und ziemlich bitter. »Wir waren wirklich nicht beleidigt. Die Sitten sind unterschiedlich bei verschiedenen Völkern.« Das Licht gebe, daß wir nicht viele weitere kennenlernen, die sich so von unseren unterscheiden. Licht, was ist, wenn sie überhaupt nichts mehr tragen, sobald sie auf See sind? Licht! »Nur ein Narr ist beleidigt, wenn er fremde Sitten kennenlernt.« Nynaeve warf ihr einen gelassenen Blick zu, nichtssagend genug für eine Aes Sedai, die sie zu sein vorgaben, und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrer Tasse. Alles, was sie sagte, war: »Denkt nicht weiter daran.« Man konnte nicht sagen, ob sie damit Elayne meinte oder die Meervolk-Frauen.
    »Dann werden wir auf Eure Passage zu sprechen kommen, wenn es Euch recht ist«, sagte Coine. »Zu welchem Hafen wünscht Ihr zu segeln?« »Tanchico«, sagte Nynaeve ein wenig zu scharf. »Vielleicht wollt Ihr gar nicht dorthin segeln, aber wir müssen schnell dorthin, so schnell, wie die Strecke nur einer Eurer Klipper zurücklegen kann, und das, wenn möglich ohne Zwischenaufenthalt. Ich biete Euch dieses kleine Geschenk für Eure Mühe.« Sie nahm ein Dokument aus ihrer Gürteltasche, entfaltete es und schob es über den Tisch der Segelherrin hin.
    Moiraine hatte es ihnen gegeben und noch ein weiteres, ähnliches - jeweils eine Art Wechsel. Jeder erlaubte dem Überbringer, dreitausend Goldkronen von den Bänkern und Geldwechslern in vielen Städten zu verlangen, obwohl es ungewiß war, ob diese Männer und Frauen überhaupt wußten, daß es sich um Geld der Weißen Burg handelte. Elayne hatte große Augen gemacht, als sie den Betrag las, und Nynaeve hatte den Mund gar nicht mehr zubekommen. Aber Moiraine meinte, es sei notwendig, damit die Segelherrin überzeugt werden konnte, eventuell vorgesehene Häfen zu meiden und statt dessen gleich nach Tanchico zu segeln.
    Coine berührte den Wechsel mit einem Finger und las sie dann. »Eine enorme Summe für das Geschenk der Passage«, murmelte sie. »Selbst wenn man bedenkt, daß Ihr mich bittet, meinen Reiseablauf zu ändern. Ich bin noch überraschter als zuvor. Ihr wißt, wir befördern selten Aes Sedai auf unseren Schiffen. Sehr selten. Von allen, die uns um eine Passage bitten, können wir dies nur den Aes Sedai verweigern und tun das auch fast immer, seit dem ersten Tag der ersten Reise. Die Aes Sedai wissen das und kommen so gut wie nie zu uns.« Sie blickte in ihre Teetasse, aber Elayne schaute schnell in die andere Richtung und sah, daß die Windsucherin ihre auf dem Tisch liegenden Hände musterte. Nein, ihre Ringe!
    Moiraine hatte davon nichts erwähnt. Sie hatte ihnen nur gesagt, dieser Klipper sei das schnellste erreichbare Schiff und sie sollten es benützen. Dann wieder hatte sie ihnen diese Wechsel gegeben, mit denen man vermutlich eine ganze Flotte von Schiffen hätte chartern können. Oder wenigstens ein paar. Wußte sie, daß soviel nötig ist, um sie zu bestechen, damit sie uns mitnehmen? Aber warum hatte sie solche Dinge vor ihnen geheimgehalten? Eine dumme Frage; Moiraine tat immer geheimnisvoll. Doch warum ihre Zeit so verschwenden?
    »Soll das heißen, daß Ihr uns keine Passage gewähren wollt?« Nynaeve hatte ihr Taktgefühl wieder aufgegeben und den direkten Weg gewählt. »Wenn Ihr keine Aes Sedai befördert, warum habt Ihr uns dann überhaupt hierher mitgenommen? Warum es nicht gleich oben sagen und uns gehen lassen?« Die Segelherrin klappte eine Armlehne ihres Stuhls heraus, erhob sich und spähte durch eines der Heckfenster auf den Stein hinaus. Ihre Ohrringe und Medaillons, die ihr über die linke Wange hingen, glitzerten im Schein der aufgehenden Sonne. »Er benützt die Eine Macht, wie ich gehört habe, und er hält das Unberührbare Schwert. Die Aiel sind auf seinen Ruf hin über die Drachenmauer gekommen. Ich habe ein paar auf der Straße gesehen, und man sagt, sie füllten den ganzen

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