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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Cairhien und Callandor und Rhuidean? Ich sagte Euch doch, daß diese Antworten möglicherweise verschlüsselt sind. Sie mißzuverstehen könnte fatale Folgen haben. Nicht nur für Euch.« »Ihr müßt mir eben vertrauen, Moiraine. Ich habe Euch so oft vertrauen müssen.« Sein Gesicht hätte ohne weiteres das eines Aiel sein können, so wenig Regung zeigte es.
    »So werde ich Euch für den Augenblick vertrauen. Wartet aber nicht damit, meinen Rat zu suchen, bis es zu spät ist.« Ich werde Euch nicht dem Schatten überlassen. Ich habe schon zu lange daran gearbeitet, um das zu gestatten. Was auch sein muß, ich werde es unternehmen.

KAPITEL
22

    Aus dem Stein
    E s war eine seltsame Prozession, die Rand da aus dem Stein nach Osten führte. Weiße Wolken verdeckten die Mittagssonne, und eine leichte Brise wehte über die Stadt. Auf seinen Befehl hin war der Abmarsch nicht öffentlich bekannt gegeben worden. Es hatte auch keine offizielle Proklamation gegeben, doch Gerüchte breiteten sich schnell aus. Die Bürger hielten in ihrer Arbeit inne und rannten zu den Punkten in der Stadt, von denen aus man die beste Sicht hatte. Die Aiel marschierten durch die Stadt und aus der Stadt hinaus. Menschen, die sie bei ihrer Ankunft nicht bemerkt hatten, die kaum glauben konnten, daß sie sich tatsächlich im Stein befanden, standen in immer größerer Zahl an den Straßen, an den Fenstern, kletterten auf die Ziegeldächer, saßen auf dem einen oder anderen Dachfirst und auf den Mauervorsprüngen von Häusern. Erstauntes Stimmengewirr erklang, wo man die Aiel zählte. Diese paar Hundert konnten doch unmöglich den Stein erobert haben! Das Drachenbanner flatterte immer noch über der Festung. Dort mußten sich bestimmt noch Tausende von Aiel befinden. Und der Lord Drache.
    Rand ritt in Hemdsärmeln, sicher, daß ihn keiner der Umstehenden für jemanden Besonderes halten werde. Ein Ausländer, reich genug, um zu reiten - und das auf einem wunderbaren Apfelschimmelhengst von bester tairenischer Zucht -, ein reicher Mann also, der in sehr eigenartiger Gesellschaft ausritt, aber eben nicht mehr als das. Er war nicht einmal der Anführer dieser seltsamen Gruppe; dieser Rang stand sicherlich Lan oder Moiraine zu, obwohl sie ein wenig hinter ihm ritten, direkt vor den Aiel. Das beeindruckte Gemurmel, das seinen Ritt begleitete, wurde der Aiel wegen hinter ihm überall lauter, wo sie durchkamen. Es konnte sogar sein, daß diese Tairener ihn für einen Knappen hielten, der das Pferd seines Herrn ritt. Nun, das doch wohl nicht, da er ja ganz vorn ritt. Aber es war überhaupt ein schöner Tag. Nicht so drückend, sondern lediglich warm. Niemand erwartete von ihm, Gerechtigkeit zu üben oder einen Staat zu regieren. Er genoß einfach, als einer unter vielen mitreiten zu können, und er genoß die angenehme Brise. Eine Weile lang vergaß er sogar das leichte Brennen seiner Reiher-Brandzeichen auf den Handflächen, wenn sie sich am Zügel rieben. Noch ein bißchen länger, dachte er. Ein bißchen länger.
    »Rand«, sagte Egwene, »glaubst du wirklich, es war gut, die Aiel all jene Dinge mitnehmen zu lassen?« Er blickte zurück, als sie ihre graue Stute an seine Seite trieb. Von irgendwoher hatte sie sich ein dunkelgrünes Kleid mit einem engen Hosenrock besorgt, und ein grünes Samtband hielt ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    Moiraine und Lan ritten ein Dutzend Schritt hinter ihnen, sie auf ihrer weißen Stute, in ein langes, blauseidenes Reitkleid gehüllt, das einen grünen Schrägstreifen aufwies, das dunkle Haar in einem goldenen Netz gefangen, und er auf seinem mächtigen schwarzen Streitroß, angetan mit dem farbverändernden Umhang eines Behüters, der ihm möglicherweise genauso viele Ooohs und Aaahs einbrachte wie den Aiel. Als der Umhang im Wind flatterte, flossen Grün und Braun und Grau darüber hinweg. Wenn er unbeweglich herunterhing, paßte er seine Farbe irgendwie dem an, was sich jeweils dahinter befand, so daß dem Auge vorgegaukelt wurde, es könne durch Lan und sein Reittier hindurchblicken. Es war unangenehm hinzusehen.
    Auch Mat war dabei, hing zusammengesackt und resigniert in seinem Sattel und hielt sich fern von der Aes Sedai und dem Behüter. Er hatte einen unauffälligen braunen Wallach ausgewählt, ein Tier, das er Pips nannte. Man brauchte ein gutes Auge und Pferdeverstand, um den kräftigen Brustkorb und die starken Fesseln zu erkennen, die andeuteten, daß der Wallach mit der breiten Nase durchaus mit

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