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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Stadt machten dem bebauten Land und vereinzelten Bauernhöfen Platz. Nicht einmal ein Congar oder ein Coplin, Leute von den Zwei Flüssen, die berüchtigt waren für ihre Faulheit - unter anderem - würden ihre Höfe derart herunterkommen lassen, wie es diese groben Steinhäuser waren. Die Wände standen schief, als würden sie jeden Moment über den davor scharrenden Hühnern zusammenbrechen. Windschiefe Scheunen wurden von Lorbeerbäumen und Gewürzsträuchern gerade noch am Einstürzen gehindert. Durch die Dächer mit ihren gesprungenen und teilweise fehlenden Ziegeln regnete es bestimmt herein. Ziegen meckerten einsam in Steinpferchen, die aussahen, als habe man diesen Morgen erst die Steine einfach aufgeschüttet. Barfüßige Männer und Frauen hackten gebückt und mit traurig hängenden Schultern in Feldern herum, die nicht einmal Zäune oder Begrenzungshecken aufwiesen. Sie blickten gar nicht auf, als die Prozession vorbeikam. Das leise Zwitschern von Rotschnäbeln und Drosseln im Gebüsch reichte nicht, um die bedrückende Atmosphäre aufzulockern.
    Ich muß etwas gegen diese Armut unternehmen. Ich... Nein, nicht jetzt. Zuerst kommen noch wichtigere Dinge. Ich habe für sie getan, was ich in diesen wenigen Wochen tun konnte. Jetzt kann ich weiter nichts mehr machen. Er bemühte sich, die heruntergekommenen Höfe nicht erst zu betrachten. Stand es um die Olivenplantagen im Süden genauso schlecht? Die Menschen, die dort arbeiteten, besaßen nicht einmal eigenes Land - es gehörte alles den Hochlords. Nein. Die Brise. Schön, wie sie die Macht der Hitze bricht. Ich werde sie noch ein wenig länger genießen können. Jetzt muß ich es ihnen bald sagen.
    »Rand«, sagte Egwene mit einemmal, »ich möchte mit dir reden.« Ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war es etwas Ernstes. Diese großen, dunklen Augen, die unverwandt auf ihn gerichtet waren, glänzten auf die gleiche Art wie die Nynaeves, wenn sie ihm einen Vortrag halten wollte. »Ich will mit dir über Elayne sprechen.« »Was ist mit ihr?« fragte er mißtrauisch. Er berührte seinen Beutel, in dem zwei Briefe von ihr hinter einem kleinen, harten Gegenstand steckten. Wären sie nicht beide in der gleichen eleganten Handschrift geschrieben, hätte er nicht glauben können, daß sie von derselben Frau stammten. Und das nach all den Küssen und Zärtlichkeiten. Die Hochlords waren leichter zu verstehen als die Frauen.
    »Warum hast du sie so einfach gehen lassen?« Er blickte sie fragend an. »Sie wollte doch gehen. Ich hätte sie festbinden müssen, um sie aufzuhalten. Außerdem ist sie selbst in Tanchico noch sicherer als in meiner und Mats Umgebung, falls wir, wie Moiraine sagt, diese Blasen des Bösen anlocken. Du wärst bei ihnen auch sicherer.« »Das habe ich überhaupt nicht gemeint. Natürlich wollte sie gehen. Und du hattest auch kein Recht, sie aufzuhalten. Aber warum hast du ihr nie gesagt, daß du dir wünscht, sie würde bleiben?« »Sie wollte doch gehen«, wiederholte er, und dann wuchs seine Verwirrung, denn sie rollte mit den Augen, als rede er baren Unsinn. Wenn er kein Recht hatte, Elayne aufzuhalten, und sie ja gehen wollte, warum sollte er sie dann zum Bleiben zu überreden versuchen? Und dann war sie ja auch sicherer als bei ihm, wenn sie ging.
    Moiraine sagte gleich hinter ihm: »Seid Ihr bereit, mir das nächste Geheimnis zu eröffnen? Es ist ja klar, daß Ihr mir etwas verschwiegen habt. Wenigstens könnte ich es Euch rechtzeitig sagen, falls Ihr uns über eine Klippe führt.« Rand seufzte. Er hatte überhört, daß sie und Lan herangeritten waren. Und auch Mat, obwohl der noch Abstand zu der Aes Sedai und dem Behüter hielt. Mats Gesicht zeigte die vielfältigsten Gefühle - Zweifel und Zögern und grimmige Entschlossenheit wechselten sich darauf ab, besonders, wenn er zu Moiraine hinüberblickte. Er sah sie nie direkt an; immer nur aus dem Augenwinkel. »Bist du sicher, daß du mitkommen willst, Mat?« fragte Rand.
    Mat zuckte die Achseln und grinste, allerdings nicht sehr selbstbewußt. »Wer möchte denn schon eine Chance verpassen, dieses verfluchte Rhuidean kennenzulernen?« Egwene zog die Augenbrauen hoch. »Ach, verzeiht mir die unhöflichen Worte, Aes Sedai. Ich habe von dir schon schlimmere gehört und aus weniger triftigen Gründen, möchte ich wetten.« Egwene sah ihn verärgert an, aber die roten Flecken auf ihren Wangen zeugten davon, daß sie sich getroffen fühlte.
    »Seid froh, daß Mat hier ist«, sagte

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