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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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darauf zu achten, ob seine eigenen Bauern verhungern, aber dafür kommt er nicht an den Galgen. Er wird hängen, weil ich es bestimmte. Meinetwegen.« Egwene legte eine Hand auf seinen Arm, aber Moiraine gestattete ihm kein Ablenkungsmanöver. »Ihr wißt, daß ich etwas anderes gemeint habe.« Er nickte. Diesmal wirkte sein erstarrtes Lächeln beängstigend. »Callandor. Mit ihm in der Hand kann ich alles vollbringen. Alles. Ich weiß das. Aber nun ist es, als sei ich ein schweres Gewicht auf den Schultern losgeworden. Das versteht Ihr nicht, oder?« Sie verstand es tatsächlich nicht, aber es ärgerte sie, daß er das bemerkte. So hielt sie den Mund und er fuhr fort: »Vielleicht hilft es, wenn ich Euch etwas aus den Prophezeiungen dazu sage:
    Mitten ins Herz stößt er sein Schwert, ins Herz hinein, und ihre Herzen bindet er. Wer zieht es hervor, wer folgt ihm nach? Wessen Hand greift nach der hehren Klinge?
    Seht Ihr? Es steht alles in den Prophezeiungen.« »Ihr vergeßt etwas«, sagte sie ihm eindringlich. »Ihr habt Callandor zu Euch genommen, um die Prophezeiungen zu erfüllen. Die Abschirmung, die das Schwert dreitausend Jahre lang umgab und auf Euch wartete, ist weg. Es ist nicht mehr das Unberührbare Schwert. Ich könnte es selbst mit Hilfe der Macht befreien. Was noch schlimmer ist -einer der Verlorenen könnte das gleiche vollbringen. Was, wenn Lanfear wiederkehrt? Sie könnte Callandor genausowenig benützen wie ich, aber sie könnte es an sich nehmen.« Er reagierte nicht auf den Namen. Weil er sie nicht fürchtete - dann wäre er ein Narr - oder aus einem anderen Grund? »Falls Sammael oder Rahvin oder irgendein anderer männlicher Verlorener Callandor in die Hand bekommt, kann er es genauso benützen wie Ihr. Stellt Euch vor, was geschieht, wenn die Macht, die Ihr so einfach aufgebt, gegen Euch selbst angewandt wird! Stellt Euch diese Macht in den Händen des Schattens vor!« »Ich hoffe beinahe, daß sie es versuchen werden.« In seinen Augen glühte es bedrohlich; Gewitterwolken schienen in ihm aufzuziehen. »Es wartet eine Überraschung auf jeden, der versucht, Callandor mit Hilfe der Macht aus dem Stein zu ziehen, Moiraine. Denkt nicht erst daran, es zur Sicherheit in die Burg zu bringen. Ich kann keine Falle aufbauen, die den einen entwischen läßt und den anderen nicht. Die Macht löst die Falle aus und spannt sie später wieder. Ich gebe ja Callandor keineswegs für immer auf. Nur bis ich...« Er atmete tief durch. »Callandor bleibt hier, bis ich zurückkehre und es mir wieder hole. Dadurch, daß es sich hier befindet und sie daran erinnert, wer ich bin und was ich bin, stellt es sicher, daß ich ohne Heer wiederkommen kann. Eine Art von Zufluchtsort mit Leuten wie Alteima und Sunamon, um mich zu Hause willkommen zu heißen. Falls Alteima die Gerechtigkeit überlebt, die ihr Mann und Estanda walten lassen werden, und falls Sunamon die meine überlebt. Licht, was für ein ekelhaftes Durcheinander.« Konnte oder wollte er die Falle nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden lassen? Sie war entschlossen, seine Fähigkeiten nicht mehr zu unterschätzen. Callandor gehörte in die Burg, wenn er das Schwert nicht so benützen wollte, wie es sein sollte, und zwar so lange, bis er es brauchte. »Nur bis... « Was? Er hätte beinahe etwas anderes gesagt, als ›bis ich zurückkehre‹. Aber was?
    »Und wo geht Ihr hin? Oder wollt Ihr das geheimhalten?« Sie schwor sich insgeheim, ihn nicht mehr entkommen zu lassen, ihn irgendwie umzustimmen, falls er zu den Zwei Flüssen wollte, doch dann überraschte er sie.
    »Kein Geheimnis, Moiraine. Weder vor Euch, noch vor Egwene.« Er blickte Egwene an und sagte nur ein Wort: »Rhuidean.« Das Mädchen riß die Augen auf und schien derartig überrascht, als höre sie den Namen zum erstenmal. Doch was das betraf, war Moiraine kaum weniger überrascht. Unter den Aiel machte sich Gemurmel breit, aber als sie zurückblickte, schritten sie mit steinernen Gesichtern weiter. Sie hätte sie am liebsten weggeschickt, aber ihren Befehlen gehorchten sie nicht und sie wollte Rand nicht darum bitten. Es würde ihr nicht helfen, ihn um einen Gefallen zu bitten, vor allem, weil es gut sein konnte, daß er ablehnte.
    »Ihr seid doch kein Clanhäuptling bei den Aiel, Rand«, sagte sie mit fester Stimme, »und müßt auch keiner werden. Euer Kampf findet auf dieser Seite der Drachenmauer statt. Außer... Ist das eine der Antworten, die Ihr im Ter'Angreal erhalten habt?

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