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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aufsagen kannst... Nun ja, darüber reden wir, falls es passiert. Hör zu.
    Beinahe jede kann Tel'aran'rhiod berühren, aber nur wenige können diese Welt wirklich betreten. Von allen Weisen Frauen sind es nur wir vier, die sich hineinträumen können, und eure Weiße Burg hat fünfhundert Jahre lang keinen Träumer mehr hervorgebracht. Es hat nichts mit der Einen Macht zu tun, auch wenn das die Aes Sedai glauben. Ich kann die Macht nicht benützen, genausowenig wie Seana, aber wir sind genauso gute Träumgängerinnen wie Amys und Melaine. Viele Menschen streifen die Welt der Träume im Schlaf. Weil sie sie nur streifen, erwachen sie mit Gliederreißen oder Schmerzen, wo sie eigentlich Brüche oder sogar tödliche Verletzungen aufweisen sollten. Eine Traumgängerin jedoch geht vollständig in die Traumwelt hinein, und deshalb sind ihre Verletzungen beim Erwachen auch realer Art. Für eine, die sich ganz in jener Welt befindet, ob sie nun eine Traumgängerin ist oder nicht, bedeutet der Tod dort auch den Tod hier. Zu vollständig in den Traum einzugehen bedeutet aber, den Kontakt mit dem Körper hier in der wirklichen Welt zu verlieren. Es gibt dann keinen Weg zurück, und der Körper stirbt. Man erzählt, daß es einst Menschen gab, die körperlich in die Traumwelt gehen konnten und sich überhaupt nicht mehr hier befanden. Das war eine schlimme Sache, denn sie taten Unrecht dort. Niemand darf das wieder tun. Selbst wenn du glauben solltest, daß es dir möglich ist, darfst du es nicht tun, denn jedesmal verlierst du einen Teil deiner Menschlichkeit. Du mußt lernen, nach Tel'aran'rhiod zu gehen, wann du es wünscht und in dem von dir gewünschten Maß. Du mußt lernen, dort aufzuspüren, was du suchst, und zu interpretieren, was du siehst, in die Träume eines anderen Menschen deiner Nähe einzudringen, um eine Heilung zu beschleunigen, die zu erkennen, die sich soweit im Traum befinden, daß sie dir schaden können... « Egwene lauschte aufmerksam. Das faszinierte sie, wenn sie diese Andeutungen auf Dinge hörte, die sie niemals für möglich gehalten hätte, nun, und außerdem hatte sie nicht die Absicht, Geschirr abzuwaschen. Irgendwie war das alles nicht gerecht. Was Rand und Mat und die anderen auch in Rhuidean erwarten mochte, zumindest schickte man sie nicht in die Küche zum Geschirrabwaschen. Und ich war auch noch einverstanden! Es war einfach ungerecht. Aber andererseits bezweifelte sie, daß die anderen in Rhuidean mehr erfahren würden als sie hier von diesen Frauen.

KAPITEL
24

    Rhuidean
    D er glatte Kieselstein in Mats Mund brachte darin keine Feuchtigkeit mehr hervor. Seit mehreren Minuten war sein Mund vollständig ausgetrocknet. Er spuckte den Kiesel aus, hockte sich neben Rand und betrachtete die Nebelwand, die vielleicht dreißig Schritt vor ihnen emporquoll. Er hoffte, daß es drinnen kühler sein möge als hier draußen. Und ein wenig Wasser wäre auch nicht schlecht. Seine Lippen waren aufgesprungen. Er zog sich das Tuch vom Kopf und wischte sich das Gesicht damit ab, aber selbst der Schweiß fehlte, um es zu befeuchten. In seinem Körper konnte sich ja wohl auch nicht mehr viel Schweiß befinden. Ein Fleck zum Hinsetzen wäre schön. Seine Füße vermittelten ihm ein Gefühl, als habe er sie gegen heiße Würstchen eingetauscht, die nun in seinen Stiefeln steckten. Doch was das betraf, war sein ganzer Körper mittlerweile gut durchgebraten. Der Nebel erstreckte sich nach rechts und nach links mehr als eine Meile weit, und er ragte wie eine Klippe hoch über ihnen auf. Eine dichte Nebelklippe mitten in einem hitzeglühenden, unfruchtbaren Tal. Dort drinnen mußte es einfach Wasser geben.
    Warum verdunstet der Nebel nicht? Das gefiel ihm gar nicht. Mit der Macht herumzuspielen, das hatte ihn hierhergebracht, und jetzt schien es, als würde er sie nicht mehr los. Licht, ich will nichts mehr von der Macht und
    den Aes Sedai wissen! Seng mich, ich habe die Nase voll! Er tat alles, um nicht daran denken zu müssen, daß er in diesen Nebel hineinmußte. Nur noch eine Minute. »Das war ganz eindeutig Egwenes Aielfreundin, die ich habe vorbeilaufen sehen«, krächzte er. Laufen! Und das in dieser Hitze! Wenn er nur daran dachte, schmerzten ihn die Füße gleich noch mehr. »Aviendha oder wie sie heißen mag.« »Wenn du meinst«, sagte Rand und blickte in den Nebel hinein. Es klang, als sei sein Mund mit Staub gefüllt. Sein Gesicht war sonnenverbrannt und auch im Kauern schwankte er ein wenig. »Aber

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