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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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den Schlangenmenschen zu kommen und sie dazu zu bringen, ihm noch ein paar weitere Fragen zu beantworten.
    Er blinzelte mühsam in das Glitzern hinein, und dann blickte er zu den Säulen zurück. Er hatte Rand eine Stunde gegeben. In einer Stunde konnte er mit Leichtigkeit da drinnen gewesen und wieder zurück sein. Vielleicht würde es bei ihm auch gar nicht funktionieren, da er ja den Zwilling dazu benützt hatte. Das sind wirklich die gleichen. Andererseits, es könnte ja doch klappen. Es bedeutete eben nur, daß er es wieder mit der Macht zu tun bekäme.
    »Licht«, grollte er. »Ter'Angreal. Portalsteine. Rhuidean. Was kann da einmal mehr schon noch schaden?« Er trat durch die Türöffnung. Durch eine Mauer blendend weißen Lichts. Durch ein so gewaltiges Dröhnen, daß jeder Laut davon erstickt wurde.
    Blinzelnd sah er sich um und verbiß sich gerade noch den rüdesten Fluch, den er kannte. Wo er sich hier auch befinden mochte, jedenfalls war es nicht der Ort, an dem er damals gewesen war.
    Die verdrehte Tür stand in der Mitte eines großen Saals, der die Form eines Sterns zu haben schien, soweit er das trotz der vielen dicken Säulen feststellen konnte, von denen jede acht tiefe Rillen aufwies. Die scharfen Kanten dieser Rillen waren gelb und glühten leicht. Ansonsten waren die Säulen glänzend schwarz und erhoben sich aus einem matt weißen Fußboden bis hinein in die verschwommene Dämmerung hoch über ihm, wo selbst die gelben Streifen der Kanten verblaßten. Die Säulen und der Fußboden sahen aus, als seien sie aus Glas gefertigt, aber als er sich bückte und mit der Hand über den Fußboden strich, fühlte er sich wie Stein an. Staubiger Stein. Er wischte sich die Hand am Mantel ab. Die Luft roch muffig, und seine Fußspuren waren das einzige, was sich im Staub abzeichnete. Hier war sehr lange Zeit über niemand gewesen.
    Enttäuscht wandte er sich wieder dem Ter'Angreal zu.
    »Eine sehr lange Zeit.« Mat wirbelte herum und griff unwillkürlich an seinen Ärmel, um ein Messer zu ziehen, das weit weg an einem Berghang lag. Der Mann, der nun zwischen den Säulen stand, sah nicht aus wie einer aus diesem Schlangenvolk. Mat bedauerte bei seinem Anblick, daß er selbst die letzten Messer den Weisen Frauen geopfert hatte.
    Der Bursche war groß, noch größer als die Aiel, und sehnig, doch seine Schultern waren zu breit für die schmale Taille, und die Haut war so weiß wie das feinste Papier. Er hatte sich helle, mit Silbernieten verzierte Lederstreifen über die bloße Brust und die Arme geschnallt, und ein schwarzer Kilt hing ihm bis über die Knie. Seine Augen waren zu groß und beinahe farblos. Sie saßen tief eingebettet in einem schmalen Gesicht. Das kurzgeschnittene, blaßrötliche Haar stand wie eine Bürste hoch, und seine eng anliegenden Ohren liefen oben in einer angedeuteten Spitze aus. Er beugte sich ein wenig vor, atmete tief ein und öffnete den Mund, um noch mehr Luft einatmen zu können. Scharfe weiße Zähne blitzten Mat an.
    Der ganze Eindruck, den Mat von ihm hatte, war der eines Fuchses, der ein Huhn in die Enge getrieben hat.
    »Eine sehr lange Zeit«, sagte er und richtete sich auf. Seine Stimme klang rauh, beinahe wie ein Grollen. »Haltet Ihr euch an die Verträge und Absprachen? Tragt Ihr Eisen oder Musikinstrumente oder Geräte bei Euch, mit denen man Licht machen kann?« »Ich habe nichts von alledem bei mir«, sagte Mat bedächtig. Es war wohl nicht der gleiche Ort, aber der Bursche stellte die gleichen Fragen. Und er verhielt sich genauso wie der andere damals, als wittere er etwas in ihm. Kramt in meinen verdammten Erinnerungen herum, oder? Na ja, soll er mal. Vielleicht löst er manches, so daß ich mich dann auch wieder daran erinnern kann. Er fragte sich, ob er selbst wieder die Alte Sprache gebrauche. Es war unangenehm, nicht einmal sagen zu können, welche Sprache man selber benützte. »Wenn Ihr mich an einen Ort bringen könnt, an dem man mir einige Fragen beantwortet, dann geht voran. Wenn nicht, gehe ich eben wieder und entschuldige mich, Euch belästigt zu haben.« »Nein!« Diese großen farblosen Augen blinzelten erregt. »Ihr dürft nicht gehen. Kommt. Ich bringe Euch dorthin, wo Ihr findet, was Ihr sucht. Kommt.« Er bewegte sich rückwärts, um den Weg freizugeben, und fuchtelte mit beiden Händen. »Kommt.« Mat sah noch einmal den Ter'Angreal an und folgte ihm dann. Er wünschte, der Mann hätte ihn nicht so eigenartig angegrinst. Vielleicht sollte es nur

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