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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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umdrehte, stand er ganz allein vor der großen fünfeckigen Tür. Seng mich, so was sollten sie bleiben lassen. Er atmete tief ein und schritt hindurch.
    Er befand sich erneut in einem sternförmigen Saal mit weißem Fußboden und Säulen, der allerdings nicht so groß war wie jener andere - oder jene anderen. Es war ein Stern mit acht Ecken. In jeder Spitze stand ein glasigschwarzes Podest, als habe man jeweils ein Stück Materials aus einer der Säulen herausgeschnitten und hingestellt. Glühende gelbe Streifen zogen sich an allen Kanten und sogar an den Podesten hoch. Hier war der unangenehme Geruch stärker, und jetzt erkannte er ihn auch. Es war ein Gestank wie in der Höhle eines Raubtiers. Das nahm er aber nur am Rande wahr, denn als er sich umsah, war der Saal bis auf ihn leer.
    Er drehte sich langsam im Kreis und runzelte die Stirn.
    Sicher sollte dort oben jemand sitzen, der ihm seine Fragen beantworten konnte. Irgendwie war er hereingelegt worden. Wenn er schon hier war, wollte er auch Antworten erhalten.
    Mit einemmal wirbelte er herum und suchte die glatten, grauen Wände ab. Die Tür war verschwunden, und es führte kein Weg mehr hinaus.
    Doch bevor er sich ein zweites Mal umdrehen konnte, stand plötzlich auf jedem Podest jemand, Gestalten wie sein Führer, aber anders gekleidet. Vier davon waren Männer, die anderen Frauen. Ihre Bürstenhaare zogen sich über den mittleren Kopfbereich wie ein Kamm und fielen hinten lang auf ihren Rücken hinunter. Alle trugen lange, weiße Röcke, die ihre Füße verbargen. Die Frauen hatten weiße, lose Blusen an mit hohen Spitzen-Stehkrägen und Rüschen an den Handgelenken. Die Männer trugen sogar noch mehr Riemen als sein Führer, noch breiter und mit Goldnieten verziert. Von jedem Riemen hing auf der Brust des Trägers ein Paar Messer mit blanker Klinge herunter. Der Farbe nach hielt Mat sie für Bronzemesser, aber trotzdem hätte er alles Gold in seinem Besitz für nur eines davon hergegeben.
    »Sprecht«, sagte eine der Frauen mit dieser grollenden Stimme. »Beim uralten Pakt werden hier Vereinbarungen getroffen. Was benötigt Ihr? Sprecht.« Mat zögerte. Das hatten die Schlangenmenschen nicht gesagt. Sie starrten ihn alle an wie Füchse, die ihr Abendessen mustern. »Wer ist die Tochter der Neun Monde und warum muß ich sie heiraten?« Er hoffte, sie würden das als eine einzige Frage betrachten.
    Niemand antwortete ihm. Keiner sagte überhaupt ein Wort. Sie starrten ihn nur weiter mit diesen großen, farblosen Augen an.
    »Ich erwarte eine Antwort von Euch«, sagte er. Schweigen. »Seng Eure Knochen zu Asche, antwortet mir! Wer ist die Tochter der Neun Monde und warum muß ich sie heiraten? Wie kann ich sterben und doch wieder leben? Was bedeutet es, daß ich die Hälfte des Lichts der Welt aufgeben muß? Das sind meine drei Fragen? Sagt doch irgendwas!« Totenstille. Er hörte seine eigenen Atemzüge und, wie das Blut in seinen Ohren pochte.
    »Ich habe nicht die Absicht, zu heiraten. Und ich habe auch nicht die Absicht, zu sterben, ob man nun von mir erwartet, daß ich wieder zum Leben erwache oder nicht. Ich renne herum mit Löchern im Gedächtnis, Löchern in meinem ganzen Leben, und Ihr starrt mich nur wie einen Idioten an. Wenn es nach mir ginge, würden diese Löcher gefüllt, aber wenigstens könnten die Antworten auf meine Fragen helfen, ein paar Löcher in meiner Zukunft zu stopfen. Ihr müßt antworten...!« »Gemacht«, grollte einer der Männer, und Mat riß die Augen auf.
    Gemacht? Was sollte das nun wieder heißen? Was meinte er damit? »Seng Eure Augen«, knurrte er. »Seng Eure Seelen! Ihr seid genauso schlimm wie Aes Sedai. Aber ich suche einen Weg, um die Aes Sedai und die Macht loszuwerden, und ich will von hier weg und zurück nach Rhuidean, wenn Ihr mir keine Antworten geben könnt. Dann öffnet eben eine Tür und laßt mich... « »Gemacht«, sagte ein anderer Mann und eine der Frauen sprach ihm nach: »Gemacht.« Mat musterte die Wände, aber keine Tür tauchte auf. So drehte er sich wieder um, bis er alle sehen konnte, die dort auf den Podesten standen und ihn anblickten, und funkelte sie an. »Gemacht? Was ist gemacht? Ich sehe keine Tür. Ihr verlogenen Ziegenabkömm... « »Narr«, sagte eine der Frauen in einer Art flüsternden Grollens, und andere wiederholten es: »Narr. Narr. Narr.« »Schlau, sich zu verabschieden, wann man keinen Preis bezahlen, keine Bedingungen erfüllen will.« »Aber ein Narr, der nicht zuerst einmal

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