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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Clanhäuptling bei den Aiel zu werden. Wenn er es versuchte, würden ihm die Aiel wahrscheinlich ein paar Speere in den Bauch stecken. »Überlassen wir es dem Glück«, sagte er und zog wieder die Goldmark aus Tar Valon aus seiner Manteltasche. »Wird wohl langsam mein Glücksbringer. Flamme, dann gehe ich mit dir hinein. Kopf, und ich bleibe draußen.« Er warf die Goldmünze schnell hoch, bevor Rand etwas einwenden konnte.
    Irgendwie schaffte er es nicht, die Münze aufzufangen. Sie fiel von seinen Fingerspitzen auf das Pflaster hinunter, überschlug sich zweimal... Und dann landete sie genau auf der Kante.
    Er blickte Rand anklagend an. »Machst du so was absichtlich? Kannst du dich nicht beherrschen?« »Nein.« Die Münze kippte um und zeigte das alterslose Gesicht einer Frau, das von Sternen umgeben war. »Es sieht so aus, als müßtest du hier draußen bleiben, Mat.« »Hast du gerade...?« Er wünschte sich, daß Rand in seiner Gegenwart die Macht nicht benützte. »Ach, seng mich, wenn du willst, daß ich draußen bleibe, dann bleibe ich eben hier.« Er schnappte sich die Münze und steckte sie in die Tasche zurück. »Hör mal, du gehst jetzt hinein, tust, was immer du tun mußt, und kommst wieder heraus. Ich will hier wieder weg, und ich werde nicht ewig herumstehen und Däumchen drehen, während ich auf dich warte. Und du brauchst gar nicht zu glauben, daß ich hinterherkomme; also gib gefälligst auf dich acht.« »Das erwarte ich auch gar nicht von dir, Mat«, sagte Rand.
    Mat sah ihn mißtrauisch an. Warum grinste er so? »Solange es klar ist, daß ich nicht hinterherkomme. Ach, geh schon los und laß dich zu einem verdammten Aielhäuptling machen. Du siehst schließlich so aus.« »Geh dort nicht hinein, Mat. Was auch geschieht, geh nicht hinein.« Er wartete, bis Mat genickt hatte, und dann wandte er sich ab.
    Mat stand da und beobachtete, wie er zwischen die glitzernden Säulen schritt. In diesem sich ständig ändernden Gleißen verschwand er beinahe augenblicklich. Eine optische Täuschung, sagte sich Mat. Das war alles. Eine verfluchte optische Täuschung.
    Er begann, um das ganze Areal herumzugehen, wobei er allerdings auf Abstand hielt, um noch einen Blick auf Rand zu erhaschen. »Paß gefälligst auf, was du, verdammt noch mal, tust!« schrie er. »Wenn du mich in der Wüste mit Moiraine und den verfluchten Aiel alleinläßt, werde ich dich erwürgen, ob du nun der Wiedergeborene Drache bist oder nicht!« Etwas später fügte er hinzu: »Ich komme dir nicht nach, wenn du in Schwierigkeiten gerätst! Verstehst du?« Keine Antwort. Wenn er in einer Stunde nicht heraus ist... »Er spinnt, daß er da hineingeht«, knurrte er. »Also, ich werde nicht derjenige sein, der ihm die Kastanien aus dem Feuer holt. Er kann schließlich die Macht benützen. Wenn er schon den Kopf in ein Hornissennest steckt, kann er auch, verdammt noch mal, mit der Macht wieder herauskommen.« Ich werde ihm eine Stunde geben. Und dann würde er gehen, ob Rand zurück nun war oder nicht. Sich einfach umdrehen und gehen. Einfach so. So würde er es machen. Sicher.
    So, wie diese dünnen Glassäulen das bläuliche Licht brachen und reflektierten, reichte es schon, angestrengt hinzusehen, und er bekam Kopfschmerzen. Er wandte sich ab und ging denselben Weg zurück. Nervös betrachtete er die Ter'Angreal - oder was sie auch sonst sein mochten -auf dem Platz. Was machte er eigentlich hier? Warum sollte er hierherkommen?
    Unvermittelt blieb er stehen und betrachtete eines dieser fremdartigen Objekte genauer. Es war ein hoher Türrahmen aus glänzendem Sandstein, der auf irgendeine Art verdreht wirkte, so, als gleite sein Blick immer daran ab. Langsam ging er hin, zwischen glitzernden Kristallsäulen hindurch, die genauso hoch waren wie er groß, vorbei an niedrigen goldenen Ständern, auf denen anscheinend Glasscheiben lagen, bemerkte das alles kaum und blickte starr den Türrahmen an.
    Es war der gleiche. Der gleiche mattglänzende Sandsteinrahmen, die gleiche Größe, die gleichen verschwommenen Kanten, die den Augen weh taten. An den Senkrechten befanden sich jeweils drei Reihen von Dreiecken mit den Spitzen nach unten. Waren die auch auf jenem Ter'Angreal in Tear gewesen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Beim letztenmal hatte er nicht versucht, sich irgendwelche Einzelheiten einzuprägen. Es war aber der gleiche, bestimmt. Vielleicht konnte er den anderen kein zweites Mal benützen, aber den hier... ? Eine neue Chance, zu

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