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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beruhigend wirken, aber diese Zähne... Mat entschloß sich, niemals wieder alle seine Messer herzugeben, weder den Weisen Frauen noch der Amyrlin selbst.
    Die große fünfeckige Tür wirkte eher wie ein Tunneleingang, denn der Korridor dahinter hatte genau die gleiche Größe und Form. Sanft glühende gelbe Streifen zogen sich an den Kanten von Fußboden und Decke entlang. Er schien überhaupt nicht aufhören zu wollen. Von Zeit zu Zeit kamen sie an weiteren großen, fünfeckigen Türen vorbei. Der Mann im Kilt drehte sich nicht um, bis sie ein ganzes Stück weit durch den Gang geschritten waren, dann aber blickte er nervös immer wieder über seine Schulter zurück, als wolle er sich vergewissern, daß Mat noch da sei. Die Luft roch nicht mehr muffig, aber es lag etwas Unangenehmes darin, etwas Vertrautes, das er aber nicht genau definieren konnte.
    Im Vorübergehen blickte Mat durch die erste Tür und seufzte. Jenseits von sternförmigen schwarzen Säulen stand ein verdrehter Sandsteintürrahmen auf mattem, glasigem, weißem Fußboden, und im Staub zeichneten sich die Spuren eines Stiefelpaares ab, die vom Ter'Angreal her zur Tür führten, wo ein zweites Paar Abdrücke bloßer Füße sich vor sie schob. Er blickte sich nach hinten um. Statt etwa fünfzig Schritt hinter ihm an einer gleichartigen Tür zu enden, zog sich der Korridor endlos hin in einem Spiegelbild dessen, was vor ihm lag. Sein Führer lächelte ihn mit spitzen Zähnen an. Der Bursche wirkte hungrig.
    Er wußte, daß er ähnliches hatte erwarten müssen, wenn er aus dem schloß, was er in Tear auf der anderen Seite der Tür gesehen hatte. Diese Türme, die einmal hier waren und dann wieder an einem Ort, wo sie sich eigentlich nicht befinden durften... Was Türmen recht war, konnte diesen Räumen ja nur billig sein. Ich hätte draußen bleiben und auf Rand warten sollen, jawohl. Ich hätte schon soviel
    anders machen sollen. Wenigstens würde es ihm nicht schwerfallen, den Ter'Angreal wiederzufinden, falls es bei allen Türen immer das gleiche war.
    Er spähte durch die nächste Tür und sah schwarze Säulen, den steinernen Ter'Angreal und seine sowie seines Führers Fußspuren im Staub. Als sich der Mann mit dem schmalen Gesicht wieder nach ihm umdrehte, lächelte ihn Mat mit gebleckten Zähnen an. »Glaubt niemals, daß Ihr ein Baby in Eurer Schlinge gefangen habt. Wenn Ihr versucht, mich hereinzulegen, benütze ich Eure Haut als Satteldecke.« Der Bursche fuhr zusammen. Seine blassen Augen weiteten sich, doch dann zuckte er die Achseln und zog die Riemen auf seiner Brust zurecht. Sein spöttisches Grinsen schien die Geste noch unterstreichen zu wollen. Plötzlich fragte sich Mat, was das eigentlich für blasses Leder sein mochte. Doch sicherlich nicht... O Licht, ich glaube, das ist es. Er hielt sich gerade noch davon ab, schwerfällig zu schlucken, aber nur gerade eben. »Geht weiter, Ihr Sohn eines Ziegenbocks. Eure Haut ist keine Silbernieten wert. Bringt mich dorthin, wo ich meine Antworten erhalte.« Knurrend und steif schritt der Mann weiter. Mat war es gleich, ob er den Burschen beleidigt hatte. Aber er wünschte sich wenigstens ein Messer herbei. Ich soll gesengt sein, wenn ich einen fuchsgesichtigen Ziegenabkömmling aus meiner Haut Riemen machen lasse! Er konnte nicht feststellen, wie lang sie so weitergingen. Der Korridor änderte sich nie. Die glühenden gelben Streifen schienen ihnen den Weg in die Unendlichkeit zu weisen. Hinter jeder Tür sah er den gleichen Saal mit Ter'Angreal, Fußspuren und allem. Durch diese Gleichförmigkeit verlor er jedes Zeitgefühl. Nach einer Weile machte er sich Sorgen, wie lange er schon hier drinnen sei. Doch sicher nicht länger als die Stunde, die er sich vorgenommen hatte, oder? Seine Kleider waren nur noch feucht und auch in seinen Stiefeln stand kein Wasser mehr. Er schritt weiter, betrachtete den Rücken seines Führers, und schritt weiter.
    Plötzlich befanden sie sich am Ende des Korridors vor einer weiteren Tür. Mat blinzelte erstaunt. Er hätte wetten können, daß sich der Korridor noch einen Augenblick zuvor bis in dämmrige Ferne erstreckt hatte. Aber er hatte natürlich mehr auf den Burschen mit den scharfen Zähnen achtgegeben, als auf ihren Weg. Er blickte zurück und fluchte. Dort erstreckte sich der Gang so weit, daß die glühenden gelben Streifen schließlich zu einem Punkt verschmolzen. Und über die ganze Länge war keine einzige Öffnung zu erkennen.
    Als er sich wieder

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