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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gebracht.
    Ich glaube kaum, daß er es bis zur Schenke schaffen würde.« Perrin rappelte sich mühsam hoch. »Ich komme schon.« Wenigstens kein neuer Angriff. Die waren nachts am schlimmsten.
    Faile schnappte sich ihren Bogen und schloß sich ihm an, bevor er die Tür erreicht hatte. Auch Aram stand zögernd auf. Er hatte im Schatten am Fuß der Treppe gesessen. Manchmal vergaß Perrin ganz, daß der Mann da war, weil er sich so ruhig verhielt. Er wirkte schon eigenartig mit seinem Schwert, das er sich über das schmutzige, gelbgestreifte Kesselflickerwams geschnallt hatte, mit ständig weit geöffneten Augen und ausdruckslosem Gesicht. Weder Raen noch Ila hatten auch nur ein Wort mit ihrem Enkel gesprochen, seit dem Tag, als er dieses Schwert in die Hand genommen hatte. Auch mit Perrin sprachen sie nicht mehr.
    »Wenn Ihr mitkommen wollt, dann nur zu«, sagte er ein wenig mürrisch, und Aram schloß sich ihm an. Der Mann lief ihm wie ein Hund hinterher, wenn er nicht gerade Tam oder Ihvon oder Tomas plagte, damit sie ihm Lehrstunden im Gebrauch des Schwerts erteilten. Es war, als habe er seine Familie und sein Volk durch Perrin ersetzt. Perrin hätte ohne diese zusätzliche Verantwortung gut leben können, aber er hatte ihn nun mal am Hals.
    Der Mond schien auf die strohgedeckten Dächer herab. Nur bei wenigen Häusern war mehr als ein Fenster beleuchtet. Stille hing über dem Dorf. Draußen vor der Schenke standen vielleicht dreißig der ›Kameraden‹ auf Wache. Sie trugen ihre Bögen in der Hand, und so viele von ihnen hatten Schwerter, wie es eben möglich gewesen war. Die Bezeichnung ›Kameraden‹ hatten sie alle übernommen, und selbst Perrin ertappte sich dabei sie zu benützen, trotz seines inneren Widerstands. Der Grund dafür, vor der Schenke Wachen aufzustellen, war auf dem Anger zu finden, der nicht mehr von Schafen und Kühen zum Weiden benutzt wurde. Nur ein kurzes Stück vom Weinquellenbach entfernt, jenseits der Stelle, an der diese närrische Flagge mit dem Wolfskopf jetzt schlaff herunterhing, brannten helle Lagerfeuer in der Dunkelheit der Nacht. Am Rande des Feuerscheins schimmerten weiße Mäntel im Mondschein.
    Niemand hatte Weißmäntel zu Hause beherbergen wollen. Die Häuser waren so schon überfüllt, und Bornhald wollte seine Truppe sowieso nicht aufsplittern. Der Mann schien zu glauben, daß jeden Moment das ganze Dorf über ihn und seine Männer herfallen könne. Wenn sie Perrin folgten, mußten sie Schattenfreunde sein. Selbst Perrins scharfe Augen konnten die Gesichter an den Lagerfeuern nicht erkennen, aber er glaubte, Bornhalds Blick auf sich ruhen zu fühlen, wie er wartete und haßte.
    Dannil wählte zehn der Kameraden aus, die Perrin begleiten sollten, alles junge Männer, die normalerweise mit ihm herumziehen und die Gegend unsicher machen sollten, aber nun statt dessen ihre Bögen trugen und für seine Sicherheit sorgen mußten. Aram reihte sich nicht bei ihnen ein, als Dannil sie die dunkle, schmutzige Straße entlangführte. Er war bei Perrin und nicht bei dieser Truppe. Faile hielt sich dicht an Perrins Seite. Ihre dunklen Augen schimmerten im Mondschein und beobachteten ihre Umgebung so genau, als sei sie sein einziger Schutz.
    Wo die Alte Straße nach Emondsfeld hineinführte, hatte man die Wagenblockade beseitigt, um die Patrouille der Weißmäntel durchzulassen, zwanzig Mann in schneeweißen Mänteln, mit Lanzen bewaffnet und in glänzenden Rüstungen, die nicht weniger ungeduldig warteten als ihre stampfenden Pferde. Sie hoben sich deutlich von der Nacht ab, wohlwissend, daß die Trollocs nachts sehr gut sehen konnten, aber die Weißmäntel bestanden auf ihren Patrouillenritten. Manchmal hatten sie wirklich rechtzeitig vor einem Angriff warnen können, und vielleicht hielten sie mit ihren ständigen Nadelstichen die Trollocs ein wenig auf Abstand. Aber es wäre Perrin schon lieber gewesen, er hätte gewußt, was sie eigentlich draußen taten, bevor sie vollendete Tatsachen schufen.
    Eine Schar Dorfbewohner und Bauern aus dem Umland, die Teile uralter Rüstungen und in ein paar Fällen rostige Helme trugen, hatten sich um einen Mann in Bauernkleidung versammelt, der auf der Straße lag. Sie machten ihm und Faile Platz, und er ging zu dem Mann und kniete neben ihm nieder.
    Der Geruch nach Blut war sehr stark. Schweiß glänzte auf dem im Schatten liegenden Gesicht des Mannes. Ein daumendicker Trollocpfeil steckte wie ein kleiner Speer in seiner Brust. »Perrin -

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