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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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viele Schwerverwundete gab, aber wie Verin trocken festgestellt hatte, hatten auch die Kräfte einer Aes Sedai ihre Grenzen. Offensichtlich hatte sie der Trick mit den Katapultsteinen mindestens ebensoviel Kraft gekostet wie das Heilen all dieser Verwundungen. Aber diesmal wollte er nicht an die Grenzen der Kräfte einer Aes Sedai erinnert werden. Noch nicht viele Schwerverwundete. Noch nicht.
    »Haben wir noch genug Pfeile?« fragte er. Man erwartete von ihm ja wohl, daß er sich um solche Probleme kümmere.
    »Ja, es reicht«, sagte Tam und zündete seine Pfeife an einer der Kerzen an. »Wir holen uns immer noch die meisten von denen zurück, die wir abgeschossen haben, jedenfalls bei Tageslicht. In der Nacht schleifen sie eine Menge ihrer Toten weg - für die Kochtöpfe bestimmt, schätze ich. Die gehen uns eben verloren.« Die anderen Männer kramten jetzt ebenfalls die Pfeifen aus allen möglichen Taschen heraus. Cenn knurrte etwas, daß er seinen Beutel vergessen habe. Mürrisch schob ihm Bran seinen Tabaksbeutel über den Tisch. Sein Kahlkopf schimmerte im Kerzenschein.
    Perrin rieb sich die Stirn. Was hatte er als nächstes fragen wollen? Die Pfähle. Bei den meisten Angriffen, besonders während der Nacht, mußten sie bereits an und zwischen den Pfählen kämpfen. Wie oft waren die Trollocs nun schon beinahe durchgebrochen? Dreimal? Viermal?
    »Hat jeder jetzt einen Speer oder irgendeine Art von Spieß oder dergleichen? Ist noch Material vorhanden, um weitere herzustellen?« Die Antwort war Schweigen, und er ließ seine Hand auf die Tischfläche sinken. Die anderen Männer blickten ihn an.
    »Das hast du gestern schon gefragt«, sagte Abell mit sanfter Stimme. »Und Haral hat dir gesagt, daß es im ganzen Dorf keine Sichel und keine Mistgabel mehr gibt, die nicht schon zu einer Waffe verarbeitet wurde. Um die Wahrheit zu sagen, haben wir mehr Waffen als Hände, um sie zu führen.« »Ja. Natürlich. Es war mir einfach entfallen.« Ein Gesprächsfetzen von der Runde der Frauen drang in sein Bewußtsein.
    »... sollten die Männer nicht erfahren«, sagte Marin gerade leise, als wiederhole sie eine öfters ausgesprochene Mahnung.
    »Selbstverständlich nicht«, schnaubte Daise um einiges lauter. »Wenn die Narren herausbekommen, daß die Frauen nur noch halbe Rationen essen, werden sie darauf bestehen, es genauso zu machen, und wir können nicht... « Perrin schloß die Augen und bemühte sich, nicht mehr hinzuhören. Klar. Die Männer mußten ja kämpfen. Also brauchten sie jedes bißchen Kraft. Ganz einfach. Wenigstens mußten die Frauen bis jetzt noch nicht mitkämpfen. Außer den beiden Aielfrauen natürlich und Faile, aber sie war schlau genug, sich zurückzuhalten, wenn es dazu kam, zwischen den Pfählen mit Speeren und Spießen zu kämpfen. Das war auch der Grund, weshalb er den Bogen für sie aufgetrieben hatte. Sie hatte das Herz einer Leopardin und mehr Mut als zwei Männer zusammengenommen.
    »Ich glaube, es ist Zeit, daß du schlafen gehst, Perrin«, schlug Bran vor. »Du kannst nicht so weitermachen und lediglich mal hier oder da eine Stunde schlafen.« Perrin kratzte sich lebhaft im Bart und bemühte sich, wachsam und hellwach zu wirken. »Ich werde später schlafen.« Wenn es vorbei war. »Bekommen die Männer denn auch genug Schlaf? Ich habe einige gesehen, die immer noch auf waren, obwohl sie... « Die Eingangstür schlug auf, und der magere Dannil Lewin trat aus der Nacht herein, schweißüberströmt und den Bogen in der Hand. Er trug an der Hüfte eines der Schwerter aus dem Faß. Tam hatte die Männer unterrichtet, wenn er gerade Zeit dazu hatte, und manchmal half auch einer der Behüter.
    Bevor Dannil den Mund öffnen konnte, fauchte Daise: »Bist du etwa in einer Scheune erzogen worden, Dannil Lewin?« »Du könntest wirklich meine Tür ein wenig rücksichtsvoller behandeln.« Marin blickte erst den Mann und dann Daise bedeutungsvoll an, um sie beide daran zu erinnern, daß es ihre Tür sei.
    Dannil duckte sich ein wenig und räusperte sich. »Verzeihung, Frau al'Vere«, sagte er schnell. »Verzeihung, Seherin. Tut mir leid, wenn ich so hereinstürme, aber ich habe eine Botschaft für Perrin.« Er eilte so hastig zum Tisch der Männer, als fürchte er, die Frauen würden ihn nochmals aufhalten. »Die Weißmäntel haben einen Mann hergebracht, der mit Euch sprechen will, Perrin. Er will sonst mit niemandem reden. Er ist schlimm verwundet, Perrin. Sie haben ihn nur bis zum Rand des Dorfs

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