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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dazu heiraten müßte.« »Ich habe bereits eine Frau.« Es war ein eigenartiges Gefühl, das zu sagen. Eigenartig und gut. Er hatte eine Frau, und sie war in Sicherheit.
    Dann zerschlug sie den porzellangleich erstarrten Augenblick des Schwelgens. »Ja, das stimmt. Aber Ihr wißt überhaupt nicht, was es bedeutet, mit Zarene Bashere verheiratet zu sein, oder?« Sie faßte nach oben und drehte die Axt in ihrer Schlaufe am Gürtel ein wenig herum. Sie musterte die Waffe genau. »Wann werdet Ihr die aufgeben und statt dessen den Hammer wählen?« Er sah die Aes Sedai mit großen Augen an, richtete Traber einen Schritt nach rückwärts aus und nahm ihr die Axt aus der Hand, bevor ihm das selber bewußt war. Was es bedeutete, mit Faile verheiratet zu sein? Die Axt aufgeben? Was meinte sie damit? Was wußte sie?
    »ISAM!« Das kehlige Brüllen erhob sich wie Donnerhall, und die Trollocs erschienen, jeder um die Hälfte größer und doppelt so breit wie ein Mann. So trabten sie auf das freie Feld und blieben außerhalb der Schußweite der Bögen stehen, eine dräuende, schwarzgerüstete Masse, viele Reihen tief. So umgaben sie das ganze Dorf.
    Tausende von ihnen standen dichtgedrängt da draußen. Die großflächigen Gesichter waren durch Schnäbel oder Schnauzen verunstaltet; auf den Köpfen saßen Hörner oder gefiederte Kämme, an den Ellbogen und auf den Schultern wuchsen Dornen. In den Händen hielten sie sichelähnlich gekrümmte Schwerter und Dornenäxte, Speere mit Widerhaken und dornenbewehrte Dreizacke. Es war ein scheinbar endloses Meer grausamer Waffen. Dahinter galoppierten Myrddraal auf und ab, auf ihren Mitternachtspferden und mit ihren rabenschwarzen Umhängen, die völlig unbeweglich herabhingen, auch wenn sie die Pferde herumwirbeln ließen.
    »ISAM!« »Interessant«, murmelte Verin.
    Perrin hielt das nicht gerade für den richtigen Ausdruck. Dies war das erste Mal, daß die Trollocs etwas Verständliches geschrien hatten. Er hatte allerdings keine Ahnung, was es bedeutete.
    So strich er das Hochzeitsband glatt und zwang sich dazu, ganz ruhig zur Mitte der Reihen der Männer zu reiten. Die Kameraden formierten sich hinter ihm. Der leichte Wind breitete die Flagge mit dem roten Wolfskopf aus. Aram hielt sein blankes Schwert mit beiden Händen. »Seid bereit!« rief Perrin. Seine Stimme klang beherrscht und ruhig, was er selbst kaum glauben konnte.
    »ISAM!« Und die schwarze Flut schwappte unter wortlosem Heulen vorwärts.
    Faile war in Sicherheit. Nichts anderes spielte eine Rolle. Er wollte die Gesichter der Männer zu seinen Seiten nicht sehen. Er hörte, wie aus dem Süden das gleiche Heulen erklang. Von beiden Seiten gleichzeitig. Das hatten sie noch nie zuvor versucht. Faile war in Sicherheit. »Auf vierhundert Schritt...!« Die Reihen entlang hoben sich die Bögen. Näher rückte die heulende Masse. Die langen, kräftigen Beine legten die Entfernung schnell zurück. Näher. »Schießt!« Das Surren der Bogensehnen ging im Brüllen der Trollocs unter, aber ein von Gänsefedern gelenkter Hagelschauer erhob sich in den Himmel und stürzte sich auf die schwarzgerüstete Horde. Steine aus den Katapulten explodierten wie Feuerbälle, und scharfe Splitter fetzten in die kochende Masse. Trollocs stürzten. Perrin sah sie fallen, sah, wie sie von Stiefeln und Hufen niedergetrampelt wurden. Selbst ein paar Myrddraal stürzten. Doch die Flutwelle ergoß sich weiter, schloß die Lücken und schien überhaupt nicht abzunehmen.
    Es war nicht nötig, eine weitere Salve anzuordnen. Die zweite folgte, so schnell die Männer nur die Pfeile auflegen und abschießen konnten. Ein zweiter Schauer von Hammerkopfpfeilen surrte los, bevor noch der erste eingeschlagen hatte. Dann folgte der dritte, der vierte, der fünfte. Feuer explodierte unter den Trollocs, so schnell man die Katapulte neu spannen konnte. Verin galoppierte von einem Katapult zum anderen und beugte sich jeweils tief aus dem Sattel hinunter. Und die mächtigen, brüllenden Gestalten rannten weiter, heulten Worte in einer Sprache, die Perrin nicht verstand, schrien nach Blut, nach Menschenblut und Menschenfleisch. Die Männer, die hinter den Pfählen kauerten, machten sich bereit und hoben ihre Waffen.
    In Perrins Innerem breitete sich Kälte aus. Er konnte erkennen, daß der Boden hinter der Trollocwelle bereits mit Toten und Sterbenden übersät war, und doch schien es, als seien es kaum weniger geworden. Traber tänzelte nervös, aber er konnte das leise

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