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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Sattel, als Perrin versuchte, sich aufzurichten. Das todschwarze Schwert fuhr durch die Luft und berührte noch seine Haare, doch Perrin hatte sich rechtzeitig fallen lassen. In einer Mischung aus Zorn und Todesangst schwang er seine Axt und hackte dem Pferd eines der Beine ab. Pferd und Reiter stürzten gemeinsam. Noch als sie fielen, vergrub er seine Axt dort, wo sich die Augen des Halbmenschen befinden sollten.
    Er riß die Klinge rechtzeitig heraus, um beim Aufblicken Daise Congars Mistgabel in den Hals eines Trollocs mit einer Ziegenschnauze fahren zu sehen. Der packte wohl den langen Schaft mit einer Hand und stieß mit einer Harpune zu, die er in der anderen hielt, doch Marin al'Vere trennte ihm gelassen mit einem Schlag ihres Fleischerbeils ein Bein ab. Als das nachgab, durchhackte sie genauso kaltschnäuzig das Genick des Trollocs. Ein anderer hob Bode Cauthon an ihrem Zopf in die Luft. Ihr Mund war zu einem entsetzten Schrei aufgerissen, doch sie schmetterte ihr Beil in seine vom Schuppenpanzer geschützte Schulter, und im gleichen Moment rammte ihre Schwester Eldrin ihre Saufeder durch die Brust des Trollocs. Neysa Ayellin mit ihrem grauen Zopf gab ihm mit ihrem dicken Metzgermesser den Rest.
    Soweit Perrin die Kampflinie zu beiden Seiten beobachten konnte - überall befanden sich auch die Frauen im Getümmel. Ihre Anzahl war der einzige Grund dafür, warum sie dem Angriff immer noch standhielten, obwohl sie beinahe bis zu den Häusern zurückgewichen waren. Frauen zwischen den Männern, Schulter an Schulter mit ihnen, einige davon nicht mehr als Mädchen, aber andererseits hatten sich auch einige dieser ›Männer‹ noch nie rasiert. Ein paar würden dazu auch nie mehr Gelegenheit haben. Wo waren die Weißmäntel? Die Kinder! Wenn die Frauen hier waren, war niemand da, der die Kinder wegbringen konnte. Wo sind die verdammten Weißmäntel? Wenn sie jetzt kämen, würden sie ihnen wenigstens ein paar Minuten mehr erkaufen. Ein paar Minuten, um die Kinder wegzubringen.
    Ein Junge - es war der gleiche dunkelhaarige Botenjunge, der letzten Abend zu ihm gekommen war -packte ihn am Arm, als er sich umwandte, um nach den ›Kameraden‹ zu sehen. Die ›Kameraden‹ mußten den Kindern einen Weg hinaus bahnen. Er würde sie wegschicken und hier alles tun, was ihm möglich war. »Lord Perrin!« schrie der Junge durch den ohrenbetäubenden Lärm. »Lord Perrin!« Perrin versuchte, ihn abzuschütteln, und dann schnappte er ihn einfach und klemmte den zappelnden kleinen Burschen unter einen Arm. Er gehörte zu den anderen Kindern. Die ›Kameraden‹ hatten sich aufgeteilt und eine Reihe von Haus zu Haus gebildet. Ban und Tell und die anderen schossen vom Sattel aus über die Köpfe der Männer und Frauen hinweg. Wil hatte den Flaggenstock in den Boden gerammt, damit er beide Hände für den Bogen frei hatte. Irgendwie hatte Tell es fertiggebracht, Traber einzufangen und die Zügel des Braunen an seinen Sattel zu binden. Der Junge konnte auf Traber mitreiten.
    »Lord Perrin! Hört bitte zu! Herr al'Thor sagt, jemand greift die Trollocs an! Lord Perrin!« Perrin befand sich auf halbem Weg zu Tell und humpelte seines lädierten Beins wegen, als ihm die Worte ins Bewußtsein drangen. Er steckte den Schaft der Axt durch die Gürtelschlaufe und wuchtete den Jungen so an den Schultern herum, daß er ihm ins Gesicht sehen konnte. »Sie angreifen? Wer?« »Ich weiß nicht, Lord Perrin. Meister al'Vere sagte mir, er glaubte, gehört zu haben, wie jemand schrie: ›Devenritt!‹« Aram ergriff Perrins Arm und deutete wortlos mit seinem blutigen Schwert. Perrin wandte sich rechtzeitig um, so daß er noch sah, wie ein neuer Pfeilhagel auf die Trollocs herniederprasselte. Vom Norden her. Und ein weiterer Schwarm hob sich gerade in den Himmel, um seinen tödlichen Bogen zu beschreiben.
    »Geh zurück zu den anderen Kindern«, sagte er und setzte den Jungen ab. Er mußte nach oben, wo er besser sehen konnte. »Geh! Du hast deine Sache gut gemacht, Junge!« rief er noch, als er schwerfällig zu Traber rannte. Der kleine Bursche eilte grinsend ins Dorf zurück. Jeder Schritt ließ den Schmerz erneut durch Perrins Bein zucken. Vielleicht war das Ding wirklich gebrochen? Er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
    Er griff sich die Zügel, die ihm Tell zuwarf, und zog sich hoch in den Sattel. Und dann fragte er sich, ob er nur sehe, was er zu sehen wünschte, statt dessen, was wirklich da war.
    Am Rand der ehemaligen

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