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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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waren Kinkerlitzchen, verglichen mit denen Rands. »Ich kann nicht glauben, daß sie dich die ganze Zeit über beobachten läßt.« »Beinahe jedenfalls. Sie fragt ständig die Leute aus, wo ich sei und was ich mache. Ich höre es dann natürlich wieder. Kennst du jemanden, der einer Aes Sedai nicht sagt, was sie wissen will? Ich nicht. Also werde ich praktisch doch überwacht.« »Du kannst die Beobachter meiden, wenn du dir Mühe gibst. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so geschickt unsichtbar machen konnte wie du. Und das ist als Kompliment gedacht.« »Irgend etwas kommt immer dazwischen«, knurrte Mat. »Hier gibt es soviel Gold zu gewinnen. Und in der Küche gibt es ein Mädchen mit großen Augen, das sich gerne küssen und kitzeln läßt, und eine der Zofen hat Haare wie Seide bis auf die Hüften und die rundesten... « Er ließ seine Worte verklingen, als sei ihm gerade klar geworden, daß sie sich närrisch anhörten.
    »Hast du schon daran gedacht, daß es an etwas anderem liegen könnte, nämlich... « »Wenn du das Wort ta'veren auch nur erwähnst, Thom, dann haue ich ab.« Thom änderte also schnell, was er eigentlich hatte sagen wollen, und fuhr fort: »... nämlich, daß Rand eben dein Freund ist und du ihn nicht im Stich lassen willst?« »Ihn im Stich lassen!« Der Junge sprang auf und stieß dabei den Hocker um. »Thom, er ist der verdammte Wiedergeborene Drache! Das behaupten er und Moiraine jedenfalls. Vielleicht ist er es wirklich. Er kann die Macht benützen und er hat dieses blutige Schwert, das wie aus Glas gemacht aussieht. Prophezeiungen! Ich weiß nicht. Aber ich weiß, daß ich genauso verrückt sein müßte, wie diese Tairener, wenn ich hierbliebe.« Er unterbrach sich.
    »Du glaubst doch nicht... Du glaubst doch nicht, daß Moiraine mich auch hier festhält, oder? Mit Hilfe der Macht?« »Ich glaube nicht, daß sie das kann«, sagte Thom bedächtig. Er wußte eine ganze Menge über die Aes Sedai, genug jedenfalls, um sich darüber klar zu sein, was er alles nicht wußte, doch in diesem Falle glaubte er, recht zu haben.
    Mat fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Thom, ich denke die ganze Zeit ans Abreisen, aber... ich habe so eigenartige Gefühle. Beinahe, als ob etwas geschehen wird. Etwas... ganz Großes. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Es ist, als wisse man, daß am Sonnentag ein Feuerwerk stattfinden wird, nur weiß ich in meinem Fall nicht, was ich eigentlich erwarte. Immer, wenn ich besonders intensiv daran denke, abzureisen, dann passiert es wieder. Und plötzlich finde ich wieder einen Grund, noch einen weiteren Tag zu bleiben. Immer noch einen weiteren verfluchten Tag. Klingt das in deinen Ohren nicht nach Machenschaften der Aes Sedai?« Thom schluckte das Wort ta'veren herunter und nahm die Pfeife aus dem Mund, um den glimmenden Tabak zu betrachten. Er wußte nicht viel über Ta'veren, aber wer außer den Aes Sedai und vielleicht einigen Ogiern wußte schon etwas über sie. »Ich habe noch nie anderen Leuten besonders gut bei der Bewältigung ihrer Probleme helfen können.« Und noch weniger mir selbst, dachte er. »Wenn eine Aes Sedai in der Nähe ist, rate ich gewöhnlich den Leuten, sich um Hilfe an sie zu wenden.« Den Rat würde ich selbst aber nicht befolgen.
    »Moiraine fragen!« »Ich denke, das geht in diesem Falle wohl kaum. Aber Nynaeve war doch eure Seherin daheim in Emondsfeld. Dorfseherinnen sind ja daran gewöhnt, daß die Leute mit Fragen zu ihnen kommen und sie ihnen bei ihren Problemen helfen müssen.« Mat lachte sarkastisch. »Und dann muß ich mir einen ihrer Vorträge anhören über das Trinken und Spielen und...! Thom, sie benimmt sich, als sei ich zehn Jahre alt. Manchmal denke ich, sie glaubt tatsächlich, daß ich ein nettes Mädchen heiraten und die Felder auf dem Hof meines Vaters bestellen werde.« »Einige Männer würden das als durchaus angenehmes Leben empfinden«, sagte Thom ruhig.
    »Aber ich nicht. Ich will mehr als Kühe und Schafe und Tabak den Rest meines Lebens über. Ich will... « Mat schüttelte den Kopf. »All diese Gedächtnislücken. Manchmal glaube ich, wenn ich sie füllen könnte, wüßte ich... Ach, seng mich, ich weiß nicht, was ich dann wüßte, aber ich weiß, daß ich es wissen will. Das ist eine verdrehte Angelegenheit, nicht wahr?« »Ich bin nicht sicher, ob selbst eine Aes Sedai dir dabei helfen könnte. Ein Gaukler kann es bestimmt nicht.« »Ich habe gesagt: keine Aes Sedai.« Thom seufzte.

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