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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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das Glühen einer Frau, die Saidar berührte. Nur eine Frau, die selbst im Gebrauch der Macht ausgebildet war, konnte das wahrnehmen. Die Stränge, die Amico banden, wickelten sich schneller auf, als Elayne das geschafft hätte. Dabei war sie von den Anlagen her stärker als Moiraine. In der Burg hatten die Frauen, die sie unterwiesen, kaum glauben können, welches Potential in ihr steckte und genauso in Egwene und Nynaeve. Nynaeve war die stärkste von allen, wenn sie es einmal fertigbrachte, die Macht zu lenken. Aber Moiraine hatte eben sehr viel Erfahrung. Was sie erst noch lernen mußten, konnte Moiraine fast im Schlaf bewältigen. Und doch gab es bereits einige Dinge, die Elayne und die anderen beiden beherrschten, die aber Moiraine nicht gelangen. Das verschaffte ihr ein klein wenig Befriedigung, obwohl Moiraine Joiya so schnell zum Nachgeben gezwungen hatte.
    Befreit und wieder in der Lage, zu hören, drehte sich Amico um und wurde zum erstenmal Moiraines gewahr. Mit einem Quieken knickste sie so schnell und tief wie eine gerade aufgenommene Novizin. Joiya blickte zornig zur Tür hinüber und mied die Blicke der anderen. Nynaeve, die ihre Arme vor der Brust verschränkt hatte und deren Knöchel weiß waren vor Anstrengung, so fest umklammerte sie ihren Zopf, warf Moiraine einen beinahe genauso mörderischen Blick zu wie Joiya zuvor. Egwene strich über ihr Kleid und funkelte Joiya an. Elayne runzelte die Stirn und wünschte sich, genauso tapfer wie Egwene zu sein. Sie hatte das Gefühl, ihre Freundinnen mit ihrer Feigheit zu verraten. Und in diese Situation hinein schritten der Hauptmann und zwei Verteidiger in Schwarz und Gold. Aviendha war nicht mit ihnen gekommen; es schien, sie habe die Gelegenheit benützt, um der Aes Sedai zu entfliehen.
    Der ergraute Offizier mit den beiden kurzen weißen Federn auf dem Helm scheute zurück, als sein Blick sich mit dem Joiyas kreuzte, obwohl sie ihn gar nicht bewußt wahrzunehmen schien. Dann glitt sein Blick unsicher von einer Frau zur anderen. Die Stimmung im Raum war geladen, und ein kluger Mann mied diese Art von Streitigkeiten zwischen Frauen. Die beiden Soldaten umklammerten ihre Hellebarden so fest, als rechneten sie damit, sie gebrauchen zu müssen. Vielleicht fürchteten sie das tatsächlich.
    »Ihr bringt diese beiden in ihre Zellen zurück«, sagte Moiraine kurz angebunden zu dem Offizier. »Wiederholt Euren Befehl. Es darf keine Fehler geben.« »Ja, Ae... « Der Hauptmann schien plötzlich einen Kloß im Hals zu haben. Er atmete hastig durch. »Ja, Lady«, sagte er und beobachtete sie ängstlich, um zu sehen, ob er vielleicht einen Fehler gemacht habe. Als sie ihn lediglich wartend anblickte, seufzte er hörbar erleichtert auf. »Die Gefangenen dürfen mit niemandem außer mir sprechen, auch nicht miteinander. Zwanzig Mann im Wachraum und zwei grundsätzlich immer vor jeder Zelle, und falls aus irgendeinem Grund die Tür geöffnet werden muß, vier Mann davor. Ich bin persönlich dabei, wenn ihr Essen zubereitet wird und bringe es ihnen selbst. Wie Ihr befohlen habt, Lady.« Die Andeutung einer Frage schwang in seinem Tonfall mit. Hundert Gerüchte in bezug auf die Gefangenen gingen im Stein um. Vor allem fragte man sich, wieso zwei Frauen so streng bewacht werden mußten. Und man flüsterte sich düstere Geschichten über die Aes Sedai zu, eine schlimmer als die andere.
    »Sehr gut«, sagte Moiraine. »Bringt sie weg.« Es wurde nicht klar, wer den Raum lieber verließ - die Gefangenen oder die Wächter. Selbst Joiya schritt schnell hinaus, als könne sie es keinen Augenblick länger ertragen, schweigend vor Moiraine stehen zu müssen.
    Elayne war im festen Glauben, keine Miene verzogen zu haben, seit sie den Raum betreten hatte, aber nun kam Egwene zu ihr herüber und legte den Arm um sie. »Was ist los, Elayne? Du siehst aus, als wolltest du weinen.« Die Sorge in ihrer Stimme allein schon reichte fast, um Elayne in Tränen ausbrechen zu lassen. Licht, dachte sie. Ich werde mich nicht so töricht benehmen! Niemals! »Eine weinende Frau ist wie ein Eimer ohne Boden.« Lini war vollgewesen von Redensarten wie dieser.
    »Dreimal...«, brach es aus Nynaeve heraus, und dann fuhr sie Moiraine an: »Nur dreimal habt Ihr euch dazu herabgelassen, uns beim Verhör zu helfen. Diesmal verschwindet Ihr sogar, bevor wir überhaupt anfangen, und nun verkündet Ihr so einfach und gelassen, daß Ihr sie nach Tar Valon schickt! Wenn Ihr schon nicht helft, dann mischt Euch

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