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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bringen und einer Dämpfung unterziehen kann. Dann wird er zum Wiedergeborenen Drachen ausgerufen - unter dem Namen Rand al'Thor. Er wird eine Welle der Zerstörung einleiten, wie sie die Welt seit dem Hundertjährigen Krieg nicht mehr erlebt hat.« »Das ist unmöglich«, fiel ihr Nynaeve ins Wort. »Das Muster nimmt keinen falschen Drachen an, schon gar nicht jetzt, wo Rand sich erklärt hat.« Egwene seufzte. Sie hatte das nun schon einige Male erlebt, und jedesmal stritt Nynaeve deswegen herum. Dabei war sie nicht sicher, ob Nynaeve wirklich daran glaube, daß Rand der Wiedergeborene Drache sei, gleich, was sie sagte, gleich, was die Prophezeiung in bezug auf Callandor und den Fall des Steins vorhergesagt hatte. Nynaeve war gerade alt genug, um auf Rand aufgepaßt zu haben, als er noch ein Kind war, genauso wie bei Egwene. Er war ein Emondsfelder, und immer noch sah Nynaeve es als ihre oberste Pflicht an, die Menschen von Emondsfeld zu schützen.
    »Hat Euch Moiraine das weisgemacht?« fragte Joiya mit einem Unterton der Verachtung. »Moiraine hat seit ihrer Erhebung zur Aes Sedai nur wenig Zeit in der Burg oder überhaupt mit ihren Schwestern verbracht. Ich schätze, sie weiß einiges über das Dorfleben, und vielleicht versteht sie sogar etwas von Politik, aber sie behauptet, Dinge ganz sicher zu wissen, die man nur durch ständiges Studium und durch Diskussionen mit anderen lernen kann. Trotzdem hat sie vielleicht recht. Es kann schon sein, daß Mazrim Taim nicht dazu kommen wird, sich zu erklären. Aber wenn andere das für ihn tun, wo liegt dann der Unterschied?« Egwene wünschte, Moiraine käme endlich zurück. Die Frau würde nicht so selbstbewußt sprechen, wäre Moiraine zugegen. Joiya wußte sehr gut, daß sie und Nynaeve nur Aufgenommene waren. Da lag ein gewaltiger Unterschied.
    »Macht weiter«, sagte Egwene beinahe im gleichen groben Tonfall wie Nynaeve. »Und denkt daran: Drückt Euch anders aus.« »Selbstverständlich«, antwortete Joiya, als nehme sie eine großzügige Einladung an, doch ihre Augen glitzerten wie Scherben schwarzen Glases. »Ihr könnt das Ergebnis selbst vorhersagen. Rand al'Thor wird man für die Untaten von... Rand al'Thor verantwortlich machen. Selbst der Beweis, daß es sich nicht um denselben Mann handelt, wird dabei untergehen. Wer weiß denn schließlich, welche Intrigen ein Wiedergeborener Drache spinnen kann? Vielleicht kann er gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten erscheinen? Selbst diejenigen, die sonst bedenkenlos jedem falschen Drachen folgen, würden zögern, wenn sie von den Untaten erfahren, die in seinem Namen und von ihm vollbracht werden. Und diejenigen, die vor so etwas nicht zurückschrecken, denen Blutvergießen Spaß macht, werden sich um diesen Rand al'Thor scharen, der anscheinend von ihrer Art ist. Die Länder werden sich vereinigen wie im Aielkrieg... « Sie lächelte Aviendha entschuldigend an, doch ihre Augen straften das Lächeln Lügen. »... und zweifellos diesmal noch um einiges schneller. Selbst der Wiedergeborene Drache kann dem nicht auf Dauer widerstehen. Er wird vernichtet, noch bevor die Letzte Schlacht überhaupt beginnt, und zwar von denen, die er eigentlich retten sollte. Der Dunkle König wird aus seinem Gefängnis entkommen. Der Tag von Tarmon Gai'don wird herannahen und der Schatten die Erde bedecken und das Muster für alle kommenden Zeiten umgestalten. Das ist Liandrins Plan.« In ihrem Tonfall lag keine Befriedigung, aber auch keine Furcht.
    Es war eine plausible Geschichte, glaubwürdiger als Amicos Erzählung von ein paar zufällig aufgeschnappten Sätzen, aber Egwene glaubte Amico und nicht Joiya. Vielleicht, weil sie ihr mehr glauben wollte. Eine ungewisse Bedrohung in Tanchico war leichter hinzunehmen als ein solch ausgereifter Plan, die ganze Welt gegen Rand zu mobilisieren. Nein, dachte sie. Joiya lügt. Da bin ich sicher. Aber sie konnten es sich nicht leisten, eine der beiden Geschichten einfach zu ignorieren. Und doch konnten sie nicht beides gleichzeitig zu verhindern versuchen und dabei noch auf Erfolg hoffen.
    Die Tür schlug auf, und Moiraine stürmte herein mit Elayne im Kielwasser. Die Tochter-Erbin blickte finster zu Boden, in düstere Gedankengänge versunken, während Moiraine... Ausnahmsweise einmal war alle Würde aus dem Gesicht der Aes Sedai gewichen und hatte blanker Wut Platz gemacht.

KAPITEL
6

    Tore
    R and al'Thor«, sagte Moiraine mit leiser, angespannter Stimme zu niemandem direkt, »ist ein

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