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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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deutliche Spuren hinterlassen. Darüber hinaus wird noch ein weiterer Gentleman die Expedition begleiten, den ich Ihnen gerne vorstellen möchte. Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden möchten…«
    Mit einem entschuldigenden Nicken ließ Sir Jeffrey Sarah stehen, trat an die hintere Tür des Salons und öffnete sie. Ein Mann trat ein, der auf diesen Moment nur gewartet zu haben schien. Er war von hochgeschossener, geradezu athletischer Gestalt und trug einen roten Husarenrock, der ihm ein schneidiges Aussehen verlieh. Seine von der Sonne gebräunten Züge waren markant; eine Nase, schmal wie ein Messer, teilte sein Gesicht, die dunklen Augen lagen in tiefen Höhlen. Das kurz geschnittene Haar war rabenschwarz, der Oberlippenbart nach neuester Mode gestutzt. Die Stiefel waren frisch poliert, ebenso wie die Glocke des Säbels, den der Mann an seiner Seite trug.
    »Darf ich vorstellen, Lady Kincaid?«, fragte Sir Jeffrey. »Dies ist Captain Stuart Hayden, Offizier des 19. Husarenregiments. Captain Hayden – Lady Kincaid, Gardiner Kincaids Tochter und Spezialistin auf dem Gebiet der Archäologie.«
    Der Uniformierte verbeugte sich korrekt, was Sarah mit einem schlichten Nicken quittierte. Sie machte keinen Hehl daraus, dass ihr seine Anwesenheit missfiel. Davon, dass Militär an der Expedition beteiligt sein würde, hatte der königliche Berater bisher nichts gesagt, und natürlich fragte sie sich, was man damit bezweckte…
    »Captain Hayden ist ein mehrfach ausgezeichneter Offizier, dessen Einheit sich während des Feldzugs vom vergangenen Jahr durch besondere Tapferkeit hervorgetan hat«, erklärte Sir Jeffrey feierlich. »Er ist eben erst aus Ägypten zurückgekehrt.«
    »Ich bin beeindruckt«, log Sarah mit frecher Offensichtlichkeit.
    Hayden ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. »Lady Kincaid«, sagte er mit charmantem Lächeln, »es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
    »Danke«, erwiderte Sarah steif – um sich dann schnaubend und in einem jähen Ausbruch von Temperament an Jeffrey Hull zu wenden. »Was soll das?«, wollte sie wissen. »Weshalb wird das Militär an der Unternehmung beteiligt?«
    »Nur zu unserem Schutz«, versicherte der königliche Berater.
    »Tatsächlich? Und es geht nicht etwa darum, ein altägyptisches Artefakt in seinen Besitz zu bringen, das sich möglicherweise auch als Waffe einsetzen lässt?«
    »Die Überlegung hat eine Rolle gespielt, das gebe ich zu«, räumte Sir Jeffrey ein. »Natürlich ist Horse Guards, das Hauptquartier der britischen Armee, von dem Gedanken einer solchen Wunderwaffe angetan, aber dies ist nicht der eigentliche Zweck der Expedition. Die Armee unterstützt uns mit Männern und Ausrüstung, im Gegenzug will sie über das Ergebnis der Expedition informiert werden. In meinen Augen ist das nur fair – oder wäre es Ihnen lieber, das Feuer des Re würde in die Hände unserer Feinde gelangen?«
    »Nein.« Sarah schüttelte den Kopf. Obwohl sie keine Sympathie für das Militär hegte, war sie dennoch Patriotin, und natürlich war es ihr lieber, wenn sich jene unheimliche Kraft, wenn es sie denn wirklich gab, in den Händen ihrer eigenen Nation befand als in denen irgendeiner anderen. »Aber die Leitung der Expedition liegt bei mir, richtig?«
    »So ist es«, stimmte Hayden zu, dessen sonore Stimme einen weicheren Klang hatte, als sein martialisches Auftreten vermuten ließ. »Jedenfalls bis es zu feindseligen Übergriffen von Seiten unserer Gegner kommen sollte. Dann werden meine Männer und ich übernehmen und diesen Halunken beibringen, was es bedeutet, das Empire herauszufordern.«
    »Ich verstehe«, meinte Sarah kühl. »So wie sie es den Bewohnern von Alexandrien beigebracht haben, nicht wahr?«
    »Wie bitte? Ich verstehe nicht…« Hayden sandte Sir Jeffrey einen verunsicherten Blick. »Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Der Beschuss Alexandriens im vergangenen Jahr war eine militärisch notwendige Maßnahme, die…«
    »Militärisch notwendig, ja?« Sarah lächelte freudlos. »Glauben Sie mir, mein guter Captain Hayden, Sie wären anderer Ansicht, wenn Sie sich zum Zeitpunkt des Bombardements innerhalb der Stadtmauern befunden hätten.«
    Der Blick, den sie ihm sandte, war so vernichtend, dass der Offizier nicht widersprach. »Wie auch immer«, meinte er vorsichtig, »es muss unser Ziel sein, den Schlupfwinkel dieser Sektierer – wenn es sie denn gibt – ausfindig zu machen und ihn

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