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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Laydons betrachte ich es als meine Pflicht, mich an seiner Befreiung zu beteiligen.«
    »Sir Jeffrey, ich weiß nicht, ob…«
    »Versuchen Sie nicht erst, es mir auszureden. Ihr Patenonkel und ich haben in Indien während der Aufstände gedient. Es war die Hölle auf Erden. Während eines Gefechts wurde ich von einer Granate schwer verwundet, und es war Mortimer, der mich operierte und dafür sorgte, dass ich mein verletztes Bein behalten konnte. Ich stehe tief in seiner Schuld, und dies ist meine Chance, mich zu revanchieren. Außerdem«, fügte der königliche Berater hinzu, »hat Ihre Majestät die Königin mich persönlich gebeten, die Expedition zu begleiten – als Gewährsmann gewissermaßen.«
    »Als Gewährsmann? Wofür?«
    »Dafür, dass nichts von unserer wahren Mission nach außen dringt. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was geschehen würde, wenn ans Licht der Öffentlichkeit käme, was bislang verborgen blieb, von Ihrer Theorie, diesen ägyptische Kult betreffend, ganz zu schweigen. Wenn Sie Recht haben, so muss dieser Kult freilich ausfindig gemacht und zerschlagen werden, ehe er sich zu einer ernsten Bedrohung auswachsen kann.«
    »Und wenn uns das nicht gelingt?«, wollte Sarah wissen.
    »In diesem Fall wird Ihre Majestät natürlich jede Mitwisserschaft leugnen. Ebenso übrigens wie der Duke of Clarence, der heute Morgen zu einem mehrwöchigen Aufenthalt nach Schottland aufgebrochen ist und danach wie vorgesehen seine Studien in Cambridge beginnen wird.«
    »Ich verstehe«, sagte Sarah steif.
    »Wie entscheiden Sie also? Werden Sie die Expedition leiten?«
    »Wer wird die Mission noch begleiten?«, fragte Sarah statt einer direkten Antwort.
    »Nun«, erwiderte Sir Jeffrey mit verlegenem Lächeln, »offiziell ist Scotland Yard nicht bereit, von seiner bisher verfolgten Linie abzurücken. Unter der Hand jedoch ist man neuerdings geneigt, Ihre Verdachtsmomente zumindest in Erwägung zu ziehen. Man hat deshalb beschlossen, dass Inspector Fox die Expedition begleiten wird.«
    »Fox? Ausgerechnet?« Sarah zog die Stirn kraus.
    »Ich kann verstehen, dass Sie nicht begeistert sind, aber wie die Dinge liegen, müssen wir wohl der Notwendigkeit gehorchen.«
    »Auf Sie mag das zutreffen, Sir Jeffrey, denn Sie sind dem Königshaus verpflichtet. Ich hingegen bin aus freien Stücken nach London gekommen, und es steht mir frei, die Stadt jederzeit wieder zu verlassen.«
    »Natürlich, aber in diesem Fall würde Ihnen entgehen, wonach Sie sich im Grunde Ihres Herzens sehnen – nämlich das Kommando über eine eigene Expedition übertragen zu bekommen und im Wüstensand nach den Geheimnissen der Vergangenheit zu graben. Mortimer Laydon sagte mir einst, dass Sie viel von Ihrem Vater in sich trügen, und ich glaube, er hat Recht. Sie können gar nicht anders, Sarah, habe ich Recht? Sie sind eine Archäologin von echtem Schrot und Korn, und von dem Augenblick an, da sie vom Thot-Kult und dem Feuer des Re erfuhren, verlangte es Sie danach, das Geheimnis zu enträtseln. Ist es nicht so?«
    Zu gerne hätte Sarah widersprochen – schon, um zu verhindern, dass die Geschichte sich wiederholte und sie zu einem Spielball der Mächtigen wurde, wie ihr Vater es zuletzt geworden war. Aber sie konnte nicht, denn mit jedem einzelnen Wort hatte Jeffrey Hull Recht.
    Sarah sehnte sich tatsächlich danach, das Rätsel zu lösen. Einerseits, weil sie das Gefühl hatte, es den Opfern von Whitechapel schuldig zu sein. Andererseits, weil sie alles daran setzen wollte, ihren Paten und Mentor Mortimer Laydon zu befreien.
    Aber auch deshalb, weil sie sich dabei ertappte, dass sich tief in ihrem Inneren die alte Abenteuerlust zu regen begann.
    Mit aller Macht hatte Sarah sie zu unterdrücken versucht, aber wie ein brodelnder Vulkan, der seine feurige Glut nicht zurückhalten kann, hatte auch Sarah dem Drang, der tief in ihr wohnte, nicht wirklich etwas entgegenzusetzen. Nach allem, was in Alexandrien geschehen war, schämte sie sich fast dafür – aber sie konnte nicht anders, als die Herausforderung annehmen.
    »Sie haben Recht, Sir Jeffrey«, räumte sie deshalb ein. »Wenn die Ägyptische Liga und ihr Vorsitzender es wünschen, so bin ich bereit, die Leitung der Expedition zu übernehmen. Unter einer Bedingung: Maurice du Gard erhält die Erlaubnis, mich zu begleiten.«
    »Das sollte kein Problem darstellen, schließlich könnten uns seine Sprachkenntnisse am Nil durchaus von Nutzen sein – wie Sie wissen, haben die Franzosen dort

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