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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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plötzlich und starrte hinauf zum Bootsdeck. Als Sarah sich umwandte, sah sie, was ihn so überrascht hatte: eine vermummte Gestalt, die dort oben stand. In ihrer schwarzen Kluft und dem Burnus, den sie sich vors Gesicht geschlagen hatte, war sie kaum auszumachen, nur der Widerschein der Flammen riss sie aus der Dunkelheit.
    »Ein Ablenkungsmanöver«, dämmerte es Sarah jäh. »Die Explosion ist nur ein Ablenkungsmanöver. Unsere Feinde sind hier, hier an Bord!«
    »Bewahren Sie Ruhe«, meinte Hayden beschwichtigend, »wir können nicht…«
    Im nächsten Moment war der Vermummte auf dem Bootsdeck verschwunden. Sarah riss sich von Hayden los und nahm die Verfolgung auf. Hals über Kopf rannte sie zur Treppe und enterte zum nächsten Bootsdeck auf, gefolgt von Hayden, der ihr fluchend auf den Fersen blieb und seinen Armeerevolver aus dem Holster riss.
    Sarah rannte, so schnell ihre Beine sie trugen und der Rock ihres Kleides es zuließ. Die Aussicht, einen der vermummten Attentäter lebend zu fassen und ihn einer Befragung zu unterziehen, beflügelte ihre Schritte. Da die meisten Passagiere die oberen Decks verlassen hatten, lag der Korridor mit den Kabinentüren menschenleer vor ihr. Sarah durchmaß ihn mit raschen Schritten und gelangte auf einen Quergang. Beide Seiten führten nach draußen; flackernder Feuerschein drang herein, und man konnte die Schreie der aufgebrachten Passagiere hören. Nur von dem Vermummten fehlte jede Spur…
    Plötzlich waren Schüsse zu hören. Scharf und klar war ihr peitschender Knall über das Geschrei der Passagiere und das Tosen der Flammen hinweg zu hören…
    »Das kam von achtern«, stellte Sarah fest – und entsetzt wurde ihr klar, dass du Gard sich dort aufhielt.
    Sie wollte weiter, als Hayden sie einholte. »Warten Sie«, raunte er ihr atemlos zu. »Können Sie damit umgehen?« Er hielt ihr den Revolver hin.
    Sie nickte und nahm die Waffe entgegen. Dann wandte sie sich um und setzte den Gang hinab in Richtung Sonnendeck, gefolgt von dem Offizier, der seinen Säbel blankzog.
    Gemeinsam erreichten sie das Ende des Korridors, stürzten hinaus auf die Balustrade und legten die letzten Yards zum Sonnendeck im Laufschritt zurück. Während sich unter ihnen die aufgebrachten Passagiere auf dem Achterdeck drängten und die ersten Rettungsboote zu Wasser gelassen wurden, erreichten Sarah und Hayden die von Sonnensegeln überspannte Aussichtslounge.
    Du Gard saß noch immer dort, wo Sarah ihn zuletzt gesehen hatte, in seinem Stuhl an der runden Tafel. Sein Kopf war jedoch zur Seite gefallen, und sein mit Rüschen besetztes Hemd hatte sich blutrot verfärbt.
    »Nein!«, brüllte Sarah entsetzt – als erneut Schüsse fielen. Es krachte entsetzlich. Tödliches Blei prasselte und bohrte sich unmittelbar neben Sarah ins Holz der Planken.
    Einem jähen Instinkt gehorchend, riss sie einen der kleinen Serviertische um und warf sich dahinter in Deckung. Die Attentäter hielten sich noch auf dem Sonnendeck auf. Sie waren gerade dabei gewesen, das Schiff zu verlassen, als Sarah und Hayden dazugekommen waren. Unbändige Wut auf die vermummten Mörder überkam Sarah. Den Armeerevolver in der Faust, tauchte sie aus der Deckung, zielte und schoss – und traf einen der Kerle, der sich soeben über die Reling hatte schwingen wollen.
    Der Mann gab einen erstickten Schrei von sich, breitete die Arme aus, kippte über die planenbespannte Reling und verschwand in der Tiefe. Seine beiden verbliebenen Kumpane gaben wüste arabische Verwünschungen von sich und feuerten erneut. Wie Mortimer Laydons Entführer waren sie mit kurzläufigen Flinten bewaffnet, die eine verheerende Streuung besaßen.
    Zwei Schüsse donnerten, und Sarah spürte, wie ihre Deckung unter dem einprasselnden Blei erbebte. An einigen Stellen gab die Tischplatte nach und splitterte, worauf Sarah ihr Versteck aufgab und über die Planken davonkroch. Dass sie dabei ihr Kleid ruinierte, war ihr reichlich egal. Bäuchlings auf dem Boden liegend, erwiderte sie das Feuer und traf einen weiteren Attentäter an der Schulter. Der Mann ließ seine Waffe fallen und brach zusammen, während sein Kumpan Fersengeld gab und hastig über Bord sprang.
    »Sie verstehen in der Tat, mit einem Revolver umzugehen«, meinte Hayden anerkennend, der sich ebenfalls hinter einen umgestürzten Tisch geflüchtet hatte. »Wer hätte gedacht, dass eine Lady…«
    »Captain! Vorsicht!«, schrie Sarah, als sich ein bedrohlicher Schatten aus der Dunkelheit löste und auf

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