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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Vater mir beigebracht hat«, erklärte Sarah, während sie energisch die Tränen beiseitewischte. »Den Rest lernt man, wenn man am Leben bleiben will. Aber was nützt es? Es hat mir weder geholfen, meinen Vater zu retten noch den armen Maurice, ebenso wenig wie ich Mortimer Laydons Entführung verhindern konnte.«
    »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wenn jemand Verantwortung für du Gards Tod übernehmen muss, dann bin ich es. Meine Aufgabe war es, für die Sicherheit der Expedition zu sorgen, und ich habe versagt. Wenn Sie wollen, dass ich meinen Posten räume…«
    »Nein, Captain.« Sarah schüttelte entschieden den Kopf. »Das kommt nicht in Frage. Maurice du Gard hat an Sie geglaubt, und ich glaube ebenfalls an Sie. Wenn ich diese Expedition fortsetze, dann nur mit Ihnen zusammen.«
    »Wenn Sie die Expedition fortsetzen? Demnach haben Sie Zweifel?«
    »Ja«, gestand Sarah. »Ich weiß, dass Sie der Letzte sind, dem ich es eingestehen sollte, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich meiner Aufgabe noch weiter gewachsen bin. Was, wenn noch mehr Unschuldige sterben? Wenn all das hier« – sie machte eine ausholende Geste – »nur ein schrecklicher Irrtum ist?«
    »Das ist nicht die Lady Kincaid, die ich kenne«, stellte Hayden fest. »Wo ist Ihre Entschlossenheit geblieben? Wo Ihr Glaube?«
    »Vielleicht habe ich ihn ja verloren, Captain.«
    »Weshalb? Wegen du Gard? Glauben Sie, er würde wollen, dass Sie seinetwegen aufgeben?«
    »Nein, ich…« Sarah unterbrach sich. Die Trauer schnürte ihr die Kehle zu, und sie merkte, dass sie die Fassung vollkommen zu verlieren drohte. »Gehen Sie, Captain«, forderte sie Hayden deshalb auf. »Lassen Sie mich jetzt allein, bitte.«
    »Wie Sie wünschen.« Der Offizier nickte. »Aber mit Ihrer Erlaubnis werde ich zwei Wachen vor Ihrer Kabinentür postieren.«
    Zu müde und zu verwirrt, um zu widersprechen, gab Sarah ihre Zustimmung, und Hayden ging. Zurück blieb eine junge Frau, die erneut einen Verlust erlitten hatte und sich einmal mehr die Schuld dafür gab.
    »Warum nur, Vater?«, flüsterte sie und blickte auf die Photographie, die sie auf den kleinen Nachttisch gestellt hatte und die ein Porträt Gardiner Kincaids zeigte. »Warum nur hast du mir nie gesagt, dass es so schwer werden würde…?«
    Niedergeschlagen sank sie auf die Kante der Koje und ließ ihren Tränen freien Lauf. Nur ein einziges Mal in ihrem Leben hatte Sarah Kincaid sich so allein und verzweifelt gefühlt wie in diesem Augenblick, und das war damals in Alexandrien gewesen. Ihr einziger Freund war tot, ein brutaler Feind bedrohte sie, und ein Verräter war in ihrer Nähe – denkbar schlechte Voraussetzungen, um eines der letzten großen Rätsel der Archäologie zu lösen.
    Die Frage, ob sie überhaupt eine Chance hatte, das Buch von Thot zu finden, noch dazu vor der Gegenseite, nagte an Sarah, und Furcht erfüllte sie, Furcht vor dem, was sie bisher gesehen und erfahren hatte. Einmal mehr wünschte sie sich ins ferne Yorkshire zurück, weit weg von Hitze und Staub, aber natürlich wusste sie, dass dies unmöglich war.
    »Warum nur, Vater?«, schluchzte sie erneut. »Warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt…?«
    Wie lange sie so saß, wusste sie später nicht mehr zu sagen. Vielleicht hätte sie noch bis Tagesanbruch auf der Kante ihrer Koje gekauert, hätte sie nicht vor der Kabinentür Stimmen vernommen.
    »… keinen Zutritt! Pack dich, Kerl, oder müssen wir dir erst Beine machen?«
    »Aber ich muss mit Lady Kincaid sprechen. Es ist sehr wichtig.«
    »Eine Lady empfängt keine hergelaufenen Araber, und schon gar nicht, wenn sie so schmutzig und zerlumpt daherkommen wie du! Was bildest du dir eigentlich ein, du…?«
    »Was gibt es, Corporal?«
    Sarah war an die Tür getreten und hatte sie einen Spalt weit geöffnet. Auf dem Korridor stand Kamal, einen verzweifelten Ausdruck im Gesicht, während die beiden Posten, die Hayden zu Sarahs Sicherheit aufgestellt hatte, ihm ihre Bajonette unter die Nase hielten.
    »Allah, ich danke dir!«, rief Kamal aus. »Jetzt wird alles gut werden. Bitte, Lady Kincaid, sagen Sie diesen Männern, dass ich kein Feind bin, sonst werden sie mich noch aufspießen wie einen Hammel.«
    »Keine Sorge, Gentlemen«, versicherte Sarah den beiden Wachen bereitwillig, die erst in Minieh an Bord gekommen waren und Kamal deshalb nicht kannten. »Dieser Mann ist unser Führer und genießt mein volles Vertrauen.«
    »Sehr wohl, Lady

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