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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zuzubringen, aber da er nicht zum ersten Mal auf dem Rücken eines Kamels saß, stellte er sich ungleich geschickter an als der Inspektor von Scotland Yard. Hayden und seine Leute – allesamt handverlesene und beherzte Veteranen des Ägypten-Feldzugs – hatten ihre Kamele bereits bestiegen. Die meisten der fast dreißig Gräber, die die Expedition begleiteten, gingen zu Fuß, dazu kamen die Kameltreiber mit den Lasttieren, die den Proviant und das Wasser trugen, aber auch die Zelte, die Grabwerkzeuge und den Rest der Ausrüstung, die teils aus Armeebeständen stammte, teils von Sarah in Kairo gekauft und mit dem Schiff transportiert worden war.
    Captain Hayden bestand darauf, drei seiner Leute als Vorhut vorauszuschicken; es folgten Kamal und Sarah sowie Jeffrey Hull und Milton Fox, der in dem hohen Sattel den Eindruck machte, als wollte er sich jeden Augenblick übergeben; danach kam die Lastkarawane mit den Kameltreibern und Gräbern, den Schluss des Zuges bildeten Hayden und der Rest seiner Truppe. Die Soldaten waren ausgerüstet, wie es für Region und Klima üblich war: mit den roten Uniformröcken, die unter dem Einfluss von Schweiß und Staub so rasch unansehnlich wurden, den hohen, mit Stoff bezogenen Tropenhelmen sowie mit Staubbrille und Moskitonetz. Ihre Staubmäntel trugen sie als Schärpe schräg über der Brust. Bewaffnet war jeder der Husaren mit einem Säbel und dem obligatorischen Martini-Henry-Gewehr, das sie sich über den Rücken gehängt hatten. Ihre Munitionstaschen hatten sie prall gefüllt, um gerüstet zu sein, falls der gesichtslose Feind erneut einen Übergriff versuchte.
    Von ihrem Sattel aus überblickte Sarah den Zug, der sich im Hof der Karawanserei formiert hatte, und als sie das Gemurmel der Männer vernahm und das unruhige Schnauben der Tiere, als heißer Wüstenwind ihr übers Gesicht strich und ihr der herbe Geruch der Kamele in die Nase stieg, da konnte sie nicht anders, als dem Lockruf des Abenteuers zu folgen.
    »Nach Hermopolis!«, rief sie laut und trieb ihr Kamel an, und der Zug setzte sich in Bewegung.
    Durch das Haupttor ging es hinaus auf die Hauptstraße der Stadt, an deren südlichem Ende sich die Karawanserei befand. Nach Hermopolis, das zwischen dem Fluss und Tehna el-Gebel lag, waren es nur wenige Meilen. Dorthin zu gelangen, war nur der erste Schritt einer langen, vielleicht sehr langen Reise. Es musste gelingen, den Hinweis zu finden, von dem der alte Sterndeuter gesprochen hatte, andernfalls würde die Suche nach dem Buch von Thot für Sarah und ihre Gefährten ebenso ergebnislos enden wie für all die anderen in den letzten dreitausend Jahren.
    Die Wüste zur Rechten und das fruchtbare Niltal zur Linken, hielt die Karawane auf die Ruinen zu, die sich in der Ebene erhoben und die längst nicht alle altägyptischen Ursprungs waren. Einige korinthische Säulen schienen vielmehr aus frühchristlicher Zeit zu datieren, und auch Reste eines Tempels aus der Ptolemäerzeit waren noch vorhanden. Vom antiken Unu, wie Hermopolis einst genannt worden war, hatten die Zeit und der erbarmungslose Sand freilich nicht viel übrig gelassen; lediglich einzelne Pylonen zeugten davon, wie groß und weitläufig die Hauptstadt des Hasengaus einst gewesen sein musste, die unter dem besonderen Schutz des Gottes Thot gestanden hatte. Der große Tempel, in dem die Priester dem Mondgott einst gehuldigt hatten, war längst zerfallen und in den sandigen Fluten versunken. Nur einzelne Statuen, Säulen und Fundamente waren geblieben – und dorthin wollte Sarah.
    »Du meine Güte«, kommentierte Milton Fox geringschätzig, als die Karawane ihr Ziel erreichte. »Das soll einst eine Stadt gewesen sein? Hier sieht es aus wie in einem verdammten Steinbruch…«
    »Ein wenig mehr Respekt vor den Leistungen alter Kulturen würde Ihnen gut zu Gesicht stehen, Inspector«, tadelte Sarah. »Die Ursprünge dieses Steinbruchs, wie Sie ihn nennen, reichen sechstausend Jahre in die Vergangenheit. Zu dieser Zeit saßen unsere Vorfahren noch unter Bäumen und haben einander mit Dreck beworfen.«
    »Schon gut – aber wie wollen Sie inmitten all dieser Trümmer den Eingang zu dem Stollen finden, von dem Sie uns erzählt haben? Wollen Sie einfach aufs Geratewohl im Sand graben?«
    »Ohne körperliche Arbeit und ein wenig Schweiß wird es wohl nicht abgehen, Inspector«, bestätigte Sarah mit freudlosem Lächeln. »Aber ich habe keineswegs vor, blind draufloszubuddeln. Moderne Vermessungstechnik wird uns helfen,

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