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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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er sich in höchstem Maße lächerlich machen. Wahrscheinlich hatte Imke sich einfach einen schönen Tag gemacht, und für alles andere gab es eine simple, harmlose Erklärung.
    Es war so finster, dass er das Schlüsselloch nicht traf. Seine Müdigkeit und die Erschöpfung von der langen Fahrt machten ihn empfindlich und gereizt. Wieder fluchte er leise, während der Schlüssel zum x-ten Mal vergeblich über das Metall kratzte.
    Etwas raschelte in einem der Sträucher. Wahrscheinlich der Kater oder die Katze. Sie liebten es, nachts umherzustreifen, und waren dann auf eine Art und Weise wild, dass sie sich dem Haus nicht näherten und auch keine Berührung duldeten.
    Endlich glitt der Schlüssel ins Schloss. Tilo stieß die Tür auf und bückte sich nach seinem Gepäck. Er sah den Schatten, fühlte den Schlag und merkte noch, wie er fiel. Dann war jede Empfindung in ihm ausgelöscht.
     

Kapitel 5
    Ich lief eine lange, menschenleere Straße entlang. Der Mond schien. Alle Häuser waren unbewohnt, die Fenster mit Pappkarton oder Brettern vernagelt. Eine vollkommene Lautlosigkeit lag auf den Dingen und in der Luft. Ich hatte Sehnsucht nach einem Geräusch, einer Bewegung, einem Gesicht, vielleicht einem Lächeln, selbst wenn es nicht mir gegolten hätte. Als schließlich ein Klingeln an mein Ohr drang, lauschte ich voller Hoffnung, aber ich fand nicht heraus, woher das Läuten kam.
    In diesem Moment bezog sich der Himmel und ich stand in tiefster Dunkelheit. Das Klingeln wurde lauter. Es schien mich plötzlich von allen Seiten zu umgeben. Ich tastete mich mit beiden Händen durch die Nacht, das Geräusch des Klingelns hallte in meinem Kopf nach, als wären da tausend Räume, die nur darauf gewartet hätten, sich mit diesem Klang zu füllen.
    Als ich realisierte, dass es mein Handy war, das mich aus dem Traum gerissen hatte, lag es auch schon auf dem Boden, zusammen mit dem Wecker, meiner Armbanduhr und dem Buch, in dem ich vorm Einschlafen gelesen hatte. Ich hatte alles vom Nachttisch gefegt.
    Ein Anruf? Jetzt?
    Der Blick auf den Wecker zeigte mir, dass es mitten in der Nacht war. Kurz vor fünf. Benommen klaubte ich das Handy vom Boden auf und fragte mich, was für Gründe es geben konnte, um diese Zeit irgendwo anzurufen.
    Notfall. Falsche Verbindung. Schlichte Unverschämtheit. Ich hoffte, dass es kein Notfall war.
    »Jette Weingärtner«, murmelte ich schläfrig.
    »Ich würde dich gern mal treffen«, sagte eine Stimme, die ich auf Anhieb erkannte, eine Stimme, die mir schlagartig Gänsehaut über die Arme rieseln ließ. »Entschuldigung. Lukas Tadikken hier.«
    Als hätte ich diese Erklärung gebraucht!
    »Es ist …«
    »Erst fünf, ich weiß«, unterbrach er mich. »Ich dachte nur, ich schieb es besser nicht auf die lange Bank.«
    Ich setzte mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Hätten ein paar Stunden die Bank zu lang gemacht?
    »Das schlepp ich schon seit Tagen mit mir rum«, sagte er. »Jetzt musste es einfach raus.«
    »Lukas …«
    »Nenn mich Luke. Das ist der Name für die Leute, die ich mag.«
    Luke. Ich wünschte mir, ich hätte Gelegenheit gehabt, diesen Namen für ihn zu erfinden.
    »Luke …«
    »Bevor du antwortest«, sagte er, »denk drüber nach. Ich melde mich wieder.«
    Das Gespräch war beendet. Ich saß da und hielt das Handy in der Hand, so vorsichtig, als wäre es unendlich kostbar und höchst zerbrechlich. Lukes Stimme war noch in meinem Ohr, in meinem Kopf, und ich hätte wer weiß was getan, um sie für immer in mir zu behalten.
    Mit einem Mal war ich hellwach. Und absolut unfähig, wieder einzuschlafen. Ich stand auf, schlich in Merles Zimmer und schlüpfte zu ihr unter die Decke.
    »Was is?«, nuschelte sie benommen.
    »Darf ich bei dir schlafen?«
    »Warum?«
    »Weil … ach, weiß ich selber nicht.«
    Merle nickte und gähnte. Sie drehte sich ein Stück von mir weg und war im nächsten Moment wieder eingeschlafen. Ich lag neben ihr, seltsam behütet von ihren regelmäßigen Atemzügen, und horchte in mich hinein.
    Luke. Der Name tanzte in mir und hielt mich wach. Ich lächelte vor mich hin und konnte gar nicht mehr aufhören damit, obwohl etwas in mir mich hartnäckig zum Weinen bringen wollte, etwas, das sich dagegen wehrte, vergessen zu werden.
    Du hast lange genug getrauert, sagte ich mir und wusste im selben Moment, dass das nicht stimmte. Ich würde mich mein Leben lang an meine erste große Liebe erinnern.
    »Gib mir Zeit, Luke«, flüsterte ich und kuschelte mich an

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