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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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mitzuerleben. Tenaka betrachtete die Gefangenen, die schweigend in Reihen knieten, die Arme auf dem Rücken zusammengebunden. Es waren zweiundzwanzig Frauen, sechs Männer und ein Dutzend Knaben.
    Subodai trat vor. »Willst du sie selbst töten?«
    »Nein.«
    »Dann werden Gitasi und ich es tun«, sagte er vergnügt.
    »Nein.« Tenaka ging weiter und ließ den verblüfften Subodai stehen.
    Der neue Khan blieb vor den Frauen stehen, den Gemahlinnen der toten Kriegsherren.
    »Ich habe eure Gatten nicht getötet«, sagte er. »Es gibt also keine Blutfehde zwischen uns. Doch ich habe ihr Eigentum geerbt. So sei es! Ihr wart Teil dieses Eigentums, und so erkläre ich euch zu Gemahlinnen von Tenaka Khan. Bindet sie los!« befahl er.
    Leise vor sich hinmurmelnd ging Subodai an der Reihe entlang. Eine junge Frau rannte los, als sie frei war, und warf sich Tenaka zu Füßen.
    »Wenn ich wahrlich deine Frau bin, was ist dann mit meinem Sohn?«
    »Laßt auch die Kinder frei«, befahl Tenaka.
    Nur die sechs Männer blieben jetzt übrig, enge Verwandte der toten Kriegsherren.
    »Dies ist ein neuer Tag«, sagte Tenaka zu ihnen. »Ich lasse euch die Wahl. Versprecht mir zu dienen, und ihr bleibt am Leben. Weigert euch, und ihr werdet sterben.«
    »Ich spucke auf dich, Halbblut!« rief ein Mann. Tenaka trat vor und streckte die Hand nach Subo-dais Schwert aus. Dann köpfte er den Mann mit einem einzigen Hieb.
    Nicht einer der fünf Gefangenen sprach, und Tenaka ging die Reihe entlang und tötete sie alle. Dann rief er Ingis zu sich, und die beiden Männer setzten sich leise in den Schatten des Zeltes.
    Dort blieben sie drei Stunden, in denen der Khan seine Pläne erläuterte. Anschließend schlief Tenaka.
    Und während er schlief, umringten zwanzig Männer mit gezogenen Schwertern sein Zelt.
    Parsal kroch weiter, schob sich durch das hohe Gras. Der Schmerz in seinem verstümmelten Bein war von der sengenden Qual des vorherigen Nachmittags zu einem pochenden Schmerz verebbt, der gelegentlich aufflammte, so daß er das Bewußtsein verlor. Er wußte nicht mehr, wohin er kroch, nur daß er eine so große Entfernung wie möglich zwischen sich und das Grauen bringen mußte.
    Er kroch über ein Feld voller Kieselsteine, und ein scharfer Stein stach ihm ins Bein. Stöhnend rollte er sich auf die Seite.
    Ananais hatte ihm befohlen, so lange auszuharren, wie sie nur konnten, und sich dann nach Ma-gadon zurückzuziehen. Dann war er mit Galand in ein anderes Tal geritten. Die Ereignisse des Nachmittags überschwemmten immer wieder Parsals Gedanken, und er konnte sie nicht verdrängten . Mit vierhundert Mann hatten sie an einem engen Paß gewartet. Die Reiter waren zuerst gekommen, waren mit gesenkten Lanzen die Hänge hinauf galoppiert. Parsals Bogenschützen hatten sie in Stücke gerissen. Die Fußsoldaten waren nicht so leicht zurückzuschlagen, da sie gut gerüstet und durch ihre Bronzeschilde geschützt waren. Parsal war mit dem Schwert nie so geschickt gewesen wie sein Bruder, aber er hatte sich gut geschlagen, bei den Göttern!
    Die Männer von Skoda hatten gekämpft wie die Tiger, und Ceskas Infanterie wurde zurückgedrängt. An diesem Punkt hätte er den Befehl zum Rückzug geben sollen.
    Dummkopf!
    Aber er war in einer solchen Hochstimmung gewesen. So stolz! Noch nie im Leben hatte er eine Kampftruppe angeführt. Beim Drachen hatten sie ihn abgewiesen, während sie seinen Bruder aufgenommen hatten. Und jetzt hatte er eine mächtige Armee zurückgeschlagen.
    Und er wartete noch einen weiteren Angriff ab.
    Die Bastarde waren vorgestürmt wie Höllendämonen. Und wenn er hundert Jahre alt werden sollte, nie würde er diesen Angriff vergessen. Die Ungeheuer machten einen entsetzlichen Lärm, heulten ihre Blutgier heraus, während sie sich auf ihre Opfer stürzten. Riesige Bestien mit geifernden Mäulern und blutroten Augen, scharfen Klauen und funkelnden Schwertern.
    Pfeile konnten ihr Fleisch kaum durchdringen, und sie fegten die Kämpfer von Skoda beiseite, wie ein Erwachsener ein ungezogenes Kind wegstößt.
    Parsal gab nicht den Befehl, die Beine in die
    Hand zu nehmen; das war unnötig. Der Mut der Skodamänner zerrann wie Wasser in der Wüste, und der Trupp brach auseinander. In seiner Wut stürzte sich Parsal auf einen Bastard, zielte einen mächtigen Hieb auf dessen Kopf, doch sein Schwert zerbarst an dem dicken Schädel, und das Wesen wandte sich ihm zu. Parsal wurde zurückgeworfen, und der Bastard stürzte sich auf ihn. Seine

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