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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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von dem Ast und schwang sich in den Sattel, gerade als der Bastard auf ihn losstürmte. Pagan lehnte sich im Sattel zurück und riß an den Zügeln, so daß das entsetzte Tier stieg und mit den Vorderhufen schlug. Es traf das Ungeheuer mitten ins Gesicht. Der Bastard ging zu Boden, und Pagan lenkte das Pferd zurück in den Wald, wobei er sich unter den tiefhängenden Zweigen duckte. Sobald sie aus dem Wald heraus waren, galoppierten sie nach Westen.
    Die Götter waren mit ihm gewesen, denn er hatte sich sehr verschätzt. Wären es drei Bastarde gewesen, wäre er jetzt tot. Er hatte mit dem Messer auf die Kehle des Untiers gezielt, doch es hatte so schnell angegriffen, daß er um ein Haar sein Ziel verfehlt hatte.
    Pagan ließ das Pferd langsamer laufen, als sie die brennende Stadt hinter sich gelassen hatten.
    Im ganzen Tiefland würde es von Ceskas Spähern nur so wimmeln. Pagan hatte nicht den Wunsch, in eine noch größere Gefahr hineinzugeraten als die, der er gerade entronnen war. Er tätschelte seinem Pferd den Hals.
    Er hatte Steiger bei den Cheiam zurückgelassen. Der neue Bronzegraf hatte an Haltung gewonnen, und seine Pläne zur Einnahme der Festung waren gut vorangeschritten. Ob diese Pläne aufgingen, war eine andere Frage, aber zumindest ging Steiger mit Selbstvertrauen an seine Aufgabe. Pagan kicherte. Der junge Drenai war in seiner neuen Rolle mehr als überzeugend, und Pagan konnte fast glauben, daß Steiger tatsächlich der legendäre Graf war.
    Fast. Wieder kicherte Pagan.
    Gegen Sonnenuntergang gelangte er an eine Baumgruppe an einem Fluß. Er hatte keine Spuren vom Feind gesehen und erkundete die Gegend sorgfältig. Doch als er in eine kleine Senke kam, erwartete ihn eine Überraschung.
    Etwa zwanzig Kinder saßen um den Leichnam eines Mannes herum.
    Pagan stieg ab und band sein Pferd an. Ein großer Junge mit einem Messer in der Faust stellte sich ihm in den Weg.
    »Wenn du ihn anfaßt, töte ich dich«, sagte der Junge.
    »Ich werde ihn nicht berühren«, sagte Pagan. »Steck dein Messer weg.«
    »Bist du ein Bastard?«
    »Nein, ein Mensch.«
    »Du siehst nicht aus wie ein Mensch - du bist schwarz.«
    Pagan nickte ernst. »Das stimmt. Du dagegen bist weiß und sehr klein. Ich zweifle nicht an deinem Mut, aber du glaubst doch nicht ernsthaft, du könntest es mit mir aufnehmen?«
    Der Junge leckte sich die Lippen, rührte sich jedoch nicht vom Fleck.
    »Wenn ich dein Feind wäre, mein Junge, hätte ich dich schon längst getötet. Geh zur Seite!« Er setzte sich in Bewegung, ohne den Jungen zu beachten; dann kniete er neben dem Toten nieder. Er war dicklich und hatte eine beginnende Glatze; die großen Hände waren in seine Weste gekrallt.
    »Was ist passiert?« fragte Pagan ein kleines Mädchen, das am dichtesten bei dem Toten saß. Sie sah weg, und der Junge mit dem Messer antwortete.
    »Er hat uns gestern hergebracht. Er sagte, wir könnten uns verstecken, bis die Ungeheuer wieder weg sind. Aber heute morgen, als er mit Melissa spielte, griff er sich an die Brust und fiel um.«
    »Ich war es nicht«, sagte Melissa. »Ich habe überhaupt nichts getan.«
    Pagan fuhr dem Kind durch das aschblonde Haar. »Natürlich hast du das nicht getan. Habt ihr etwas zu essen dabei?«
    »Ja«, antwortete der Junge. »Da drüben in der Höhle.«
    »Ich heiße Pagan, und ich bin ein Freund von Schwarzmaske.«
    »Kümmerst du dich jetzt um uns?« fragte Melissa.
    Pagan lächelte sie an; dann stand er auf und reckte sich. Die Bastarde würden inzwischen unterwegs sein, und er hatte keine Chance, ihnen zu entgehen, wenn er mit zwanzig Kindern im Schlepptau zu Fuß war. Er kletterte auf einen nahen Hügel und beschattete die Augen, um die Berge abzusuchen. Sie würden mindestens zwei Tage brauchen, um die Entfernung zu Fuß zu überwinden - zwei Tage in offenem Gelände. Er drehte sich um und sah den Jungen mit dem Messer hinter sich auf einem Stein sitzen. Er war groß und etwa elf Jahre alt.
    »Du hast Melissas Frage nicht beantwortet«, sagte der Junge.
    »Wie heißt du, mein Junge?«
    »Ceorl. Willst du uns helfen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich kann«, erwiderte Pagan.
    »Ich kann es nicht allein«, sagte Ceorl, die Augen fest auf Pagan gerichtet.
    Pagan setzte sich ins Gras. »Versuch, mich zu verstehen, Junge. Es gibt so gut wie keine Möglichkeit, daß wir es bis zu den Bergen schaffen. Die Bastarde sind wie wilde Tiere im Dschungel. Sie folgen Spuren nach dem Geruch. Sie sind schnell und können weite

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