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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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hätte ihn beinahe getötet, als er sich zu Bett legte und sie ihre Zähne in seinen Oberschenkel hieb. Er schnappte seinen Dolch vom Nachttisch, tötete die Schlange und machte dann einen kreuzförmigen Schnitt in die Wunde, in der Hoffnung, der Blutstrom würde das Gift ausschwemmen. Dann blieb er still liegen; denn er wußte, daß jede Bewegung das Gift schneller in seinen Blutkreislauf gelangen ließ. Er hörte Schritte auf dem Flur und wußte, es war Ananais, der Wachoffizier, der nach Beendigung seines Dienstes in sein Zimmer zurückkehrte.
    Tenaka wollte nicht um Hilfe rufen, denn er wußte, daß Ananais ihn nicht mochte. Aber er wollte auch nicht sterben! So rief er Ananais’ Namen; die Tür wurde geöffnet, und der blonde Riese erschien.
    »Eine Viper hat mich gebissen«, erklärte Tenaka.
    Ananais duckte sich unter dem Türrahmen hindurch, kam zu Tenakas Bett und stieß die tote Viper mit seinem Stiefel beiseite. Dann betrachtete er die Wunde in Tenakas Bein.
    »Wie lange ist das her?« fragte er.
    »Zwei oder drei Minuten.«
    Ananais nickte. »Die Schnitte sind nicht tief genug.«
    Tenaka reichte ihm den Dolch.
    »Nein. Wenn sie tief genug wären, würdest du wichtige Muskeln verletzen.«
    Ananais beugte sich vor und drückte seinen Mund auf die Wunde, um das Gift herauszusaugen. Dann legte er einen Druckverband an und holte einen Arzt herbei.
    Obwohl der größte Teil des Gifts heraus war, wäre der junge Nadirprinz beinahe gestorben. Er fiel in ein Koma, das vier Tage anhielt. Als er aufwachte, saß Ananais an seinem Bett.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Gut.«
    »Du siehst aber nicht so aus. Trotzdem, ich bin froh, daß du am Leben bist.«
    »Danke, daß du mich gerettet hast«, sagte Tena-ka, als der Riese aufstand, um zu gehen.
    »Es war mir ein Vergnügen. Aber ich möchte trotzdem nicht, daß du meine Schwester heiratest«, sagte er grinsend und ging zur Tür. »Übrigens, gestern wurden drei junge Offiziere entlassen. Ich glaube, von jetzt an kannst du ruhig schlafen.«
    »Das werde ich nie können«, erwiderte Tenaka. »Für die Nadir ist das der Weg des Todes.«
    »Kein Wunder, daß ihre Augen schräg stehen«, meinte Ananais.
    Renya half dem alten Mann auf die Füße. Dann häufte sie Schnee auf das kleine Feuer, um es zu löschen. Die Temperatur sank, als die Sturmwolken sich finster und drohend über ihnen zusammenballten. Das Mädchen hatte Angst, denn der alte Mann hatte aufgehört zu zittern. Er stand jetzt bei dem verkrüppelten Baum und starrte mit leerem Blick zu Boden.
    »Komm, Aulin«, sagte sie und legte einen Arm um seine Hüfte. »Die alte Kaserne ist nicht mehr fern.«
    »Nein!« rief er und wich zurück. »Sie werden mich dort finden. Ich weiß es.«
    »Die Kälte wird dich umbringen«, zischte sie. »Komm schon!«
    Widerstrebend erlaubte er Renya, ihn durch den Schnee zu führen. Sie war ein großes Mädchen und stark, doch das Gehen war mühsam, und sie atmete schwer, als sie durch die letzte Reihe Buschwerk vor dem Platz des Drachen kamen.
    »Nur noch ein paar Minuten«, sagte sie. »Dann kannst du dich ausruhen.«
    Der alte Mann schien aus diesen Worten neue Kraft zu schöpfen und stolperte schneller voran. Zweimal fiel er beinahe zu Boden, doch sie fing ihn auf.
    Renya trat die Tür des nächsten Gebäudes auf und half dem alten Mann hinein. Dann streifte sie ihr weißes, wollenes Kopftuch ab und fuhr sich mit der Hand durch das schweißnasse, kurzgeschnittene schwarze Haar.
    Geschützt vor dem beißenden Wind spürte sie, wie ihre Haut zu brennen anfing, als ihr Körper sich auf die warme Umgebung einstellte. Sie löste den Gürtel ihres weißen Schaffellmantels und schob ihn über ihre kräftigen Schultern zurück. Darunter trug sie eine hellblaue Wolltunika und schwarze Beinkleider, die zum Teil von schenkellangen, schaffellgefütterten Stiefeln verborgen wurden. An ihrer Hüfte hing ein schmaler Dolch.
    Der alte Mann lehnte sich an die Wand. Er zitterte heftig.
    »Sie werden mich finden! Sie werden/« jammerte er. Renya beachtete ihn nicht, sondern schritt den Gang hinunter.
    Am anderen Ende erschien plötzlich ein Mann.
    Renya fuhr zusammen; der Dolch sprang ihr in die Hand. Der Mann war groß und dunkel und schwarz gekleidet. An seiner Hüfte hing ein Langschwert. Er kam langsam näher, doch mit einer Zuversicht, die Renya einschüchterte. Während er auf sie zukam, bereitete sie sich auf den Angriff vor und beobachtete seine Augen.
    Sie stellte fest, daß sie von einem

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