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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Namen des Mannes zu erinnern, doch es wollte ihm nicht einfallen.
    »Padaxes«, sagte der Mann. »Selbst hier kann ich deine verschreckten Gedanken lesen. Padaxes, der unter Decados Schwert starb. Und - bin ich tot? Nein! Aber du, Fackelträger - du wirst tot sein, denn du hast das Reich des Geistes betreten. Wo sind deine Templer? Wo sind die elenden Dreißig?«
    »Das ist ein Traum«, sagte Tenaka. »Ihr könntet mich nicht berühren.«
    »Glaubst du?« Feuer schoß aus der Klinge und versengte Tenakas Schulter. Er warf sich nach hinten. Angst wallte in ihm auf. Padaxes lachte schrill. »Glaubst du es jetzt immer noch?«
    Tenaka kam auf die Füße und zog sein Schwert. »Dann kommt«, sagte er. »Laßt mich sehen, wie ihr ein zweites Mal sterbt.«
    Die Dunklen Templer rückten vor und bildeten einen Halbkreis um ihn. Plötzlich wurde Tenaka sich bewußt, daß er nicht allein war. Einen Augenblick glaubte er, wie in seinem früheren Traum, daß die Dreißig zu ihm gekommen wären, doch als er sich umdrehte, sah er einen mächtigen, breitschultrigen Nadirkrieger in einer Tunika aus Ziegenleder. Andere waren neben ihm.
    Die Templer zögerten, und der Nadir neben Te-naka hob sein Schwert. »Vertreibt diese Schatten!« befahl er seinen Kriegern. Schweigend stürmten hundert hohläugige Stammeskrieger vor, und die Templer ergriffen die Flucht.
    Der Nadir wandte sich an Tenaka. Sein Gesicht war breit und flach, seine Augen durchdringend und violett. Eine Aura von Macht und Stärke strahlte von ihm aus, wie Tenaka es noch nie bei einem Menschen erlebt hatte, und plötzlich wußte er, wen er vor sich hatte. Er fiel vor dem Mann auf die Knie und machte eine tiefe Verbeugung.
    »Du kennst mich, Blut von meinem Blute?«
    »Ja, großer Khan«, sagte Tenaka. »Ulric, Herrscher der Horden!«
    »Ich habe dich gesehen, Junge. Beobachtet, wie du aufgewachsen bist, denn mein alter Schamane Nosta Khan ist noch immer bei mir. Was ich sah, hat mir gefallen . Aber ich habe es nicht anders erwartet, bei deinem Blut.«
    »Nicht alle sehen das so«, meinte Tenaka.
    »Die Welt ist voller Narren«, fuhr Ulric auf. »Ich habe gegen den Bronzegrafen gekämpft, und er war ein mächtiger Mann . ein Mann voller Zweifel; aber er überwand sie. Er stand auf den Mauern von
    Dros Delnoch und trotzte mir mit seiner jämmerlichen Truppe, und dafür liebte ich ihn. Er war ein Kämpfer und ein Träumer. Selten. So selten!«
    »Dann bist du ihm begegnet?«
    »Da war noch ein anderer Krieger bei ihm - ein alter Mann, Druss. Todesgänger nannten wir ihn. Als er fiel, ließ ich seinen Leichnam in unser Lager bringen, und wir haben ihm einen Scheiterhaufen errichtet. Stell dir das vor! Einem Feind! Wir standen kurz vor dem Sieg. Und in jener Nacht marschierte der Bronzegraf - mein größter Feind - mit seinen Generälen in mein Lager, um an der Bestattung teilzunehmen.«
    »Das ist verrückt!« sagte Tenakas. »Du hättest ihn überwältigen und die Festung einnehmen können!«
    »Hättest du ihn gefangengenommen, Tenaka?«
    Tenaka dachte über die Frage nach. »Nein«, antwortete er schließlich.
    »Ich habe es auch nicht gekonnt. Also mach dir keine Sorgen über deine Abstammung. Laßt schlechtere Männer ruhig höhnen.«
    »Bin ich nicht tot?« fragte Tenaka.
    »Nein.«
    »Wieso bin ich dann hier?«
    »Du schläfst. Diese Maden vom Templern haben deinen Geist hierher verschleppt, aber ich werde dir helfen zurückzukehren.«
    »Welche Hölle ist das hier? Und wieso bist du hier?«
    »Mein Herz hat mich im Krieg gegen Ventria im Stich gelassen. Dann kam ich hierher. Es ist die Große Leere, zwischen den Welten der Quelle und des Geistes. Es scheint, daß keine von beiden mich beansprucht, und so existiere ich hier mit meinen Männern. Ich habe nie etwas anderes angebetet als mein Schwert und meinen Verstand - jetzt büße ich dafür. Aber ich kann es ertragen. Schließlich bin ich ein Mann.«
    »Du bist eine Legende.«
    »Es ist nicht schwer, eine Legende zu werden, Tenaka, wenn das Schicksal es so will.«
    »Kannst du die Zukunft sehen?«
    »Teilweise.«
    »Werde ich … werden meine Freunde erfolgreich sein?«
    »Frag mich nicht. Ich kann dein Schicksal nicht ändern, auch wenn ich es noch so sehr wünschte. Dies ist dein Weg, Tenaka. Und du mußt ihn gehen wie ein Mann. Du wurdest geboren, diesen Weg zu gehen!«
    »Ich verstehe, Herr. Ich hätte nicht fragen sollen.«
    »Es schadet nichts zu fragen«, sagte Ulric lächelnd. »Komm, schließ die Augen - du

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