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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Plan eine gewisse Ironie. Denk doch mal: Der
    Nachkomme des Bronzegrafen, der die Festung gegen Ulric verteidigte, soll jetzt die Festung einnehmen und den Nachkommen Ulrics mit seiner Armee einziehen lassen.«
    »Wo will er diese Armee hernehmen? Die Nadir hassen ihn ebenso wie die Drenai.«
    »Das schon, aber er ist Tenaka Khan«, meinte Steiger trocken.
    »Und wie willst du die Festung einnehmen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich marschiere ich hinein, erkläre, wer ich bin und bitte die Leute, sich mir zu unterwerfen.«
    »Ein guter Plan - direkt und einfach«, sagte sie mit unbewegter Miene.
    »So sind die besten Pläne immer«, erwiderte er. »Erzähl mir, wie du in die ganze Sache hineingeraten bist.«
    »Ich bin einfach unter einem Glücksstern geboren«, erklärte Renya und stand wieder auf. »Verdammt! Warum kommen sie denn nicht?«
    »Wie du schon sagtest - wir werden es früh genug erfahren. Willst du mit mir frühstücken?«
    »Ich glaube nicht. Valtaya ist in der Küche. Sie wird dir bestimmt etwas richten.«
    Er spürte, daß sie allein sein wollte, und so kletterte Steiger die Treppe hinunter, dem Duft von gebratenem Speck folgend.
    Er begegnete Valtaya, die hinauf wollte, und ging weiter zur Küche, wo Belder sich durch einen Berg von Speck, Eiern und Bohnen kämpfte.
    »Ein Mann in deinem Alter sollte eigentlich den Appetit verloren haben«, meinte Steiger und setzte sich dem knorrigen Krieger gegenüber.
    Belder sah ihn finster an. »Wir sollten bei ihnen sein«, sagte er.
    »Tenaka bat mich zu bleiben«, erklärte Steiger.
    »Ich kann mir kaum vorstellen, warum«, fauchte Belder voller Sarkasmus. »Denk nur, wie nützlich wir gewesen wären.«
    Steiger verlor die Geduld. »Auch wenn ich das noch nicht gesagt haben sollte«, bemerkte er spitz, »ich habe dich ziemlich satt, Belder. Entweder du hältst den Mund oder du verschwindest.«
    »Letzteres wird mir ein Vergnügen sein«, sagte der alte Mann.
    »Dann tu es! Und laß deine scheinheiligen Vorträge. Seit Jahren lamentierst du über meine zügellose Lebensweise, meine Ängste und meine Fehlei”. Aber du bist nicht aus Treue bei mir geblieben. Du bist geblieben, weil auch du davonläufst. Ich habe es dir leicht gemacht, dich zu verstecken. Tenaka bat mich zu bleiben, nicht dich - du hättest gehen können.«
    Steiger stand auf und verließ den Raum. Der alte Mann stützte den Kopf auf die Ellbogen und schob den Teller von sich.
    »Ich bin aus Treue geblieben«, flüsterte er.
    Nach der Schlacht wanderte Tenaka allein in die Berge. Sein Herz war schwer, und eine furchtbare Melancholie senkte sich über ihn.
    Rayvan sah ihn davongehen und wollte ihm nach, doch Ananais hielt sie auf.
    »Es ist nun mal seine Art«, sagte der Riese. »Laß ihn.«
    Rayvan zuckte die Achseln und kümmerte sich wieder um die Verwundeten. Notdürftige Tragen waren aus den Lanzen und Mänteln der Legion gefertigt worden. Die Dreißig, die ihre Rüstung abgelegt hatten, gingen zwischen den Verwundeten umher und setzten ihre erstaunlichen Kräfte ein, um die Schmerzen zu lindern, während die Wunden genäht wurden.
    Auf dem Schlachtfeld wurden die Toten nebeneinander gelegt, Legionsreiter neben Skoda-Krieger. Sechshundertundelf Lanzenträger waren an diesem Tag gefallen, und zweihundertsechsundvierzig Skoda-Männer lagen neben ihnen.
    Rayvan wanderte an den Reihen der Toten entlang, blickte in die starren Gesichter, rief sich den Namen jedes einzelnen ins Gedächtnis und betete für jeden. Viele von ihnen hatten Höfe oder ein Stück Land gepachtet, hatten Frauen und Kinder, Schwestern und Mütter. Rayvan kannte sie alle. Sie rief Lake zu sich und bat ihn, Papier und Kohle zu holen, um eine Liste der Toten aufzustellen.
    Ananais wusch sich das Blut von Haut und Kleidern und rief dann den Legionsgeneral Karespa zu sich. Der Mann war mürrisch und nicht in der Stimmung, sich zu unterhalten.
    »Ich werde dich töten müssen, Karespa«, sagte Ananais bedauernd.
    »Das verstehe ich.«
    »Gut. Willst du mit mir essen?«
    »Nein, danke. Mir ist gerade der Appetit vergangen.«
    Ananais nickte verständnisvoll.
    »Ziehst du eine bestimmte Todesart vor?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Dann wird es ein Schwerthieb sein. Es sei denn, du möchtest es lieber selbst tun?«
    »Scher dich zum Teufel!«
    »Dann werde ich es tun. Du hast bis zum Morgengrauen Zeit, dich vorzubereiten.«
    »Das brauche ich nicht. Tu es jetzt, solange ich in der

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