Der Schattenprinz
so, denn jetzt wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg zum Zauberbach war, auf dem irgendwo mein Freund, der Prinz, in einem Holztrog trieb. Dieses Mal gab ich dem Nichts und der Dunkelheit keine Möglichkeit mich aufzuhalten. Ich sagte dreimal laut: »Sonne, Sonne, Sonne« und um mich herum wurde es wieder hell. Von der Dunkelheit und dem Nichts war nichts mehr zu sehen. Den Zauberbach konnte ich sofort sehen, aber den Trog leider nicht.
Ich hoffte, dass jetzt die rote Feder wiederkam, um mir einen neuen Holztrog zu zeichnen, aber das geschah nicht. So musste ich selbst etwas unternehmen. Trotz meiner neuen Schuhe beschloss ich durch den Bach zu laufen, um den Trog mit dem Schattenprinzen und meiner Schultasche zu finden. Ich lief so schnell, dass ich das Wasser kaum berührte, und so vorsichtig, dass ich keine Seerose verletzte. Ich lief wirklich schnell und bald sah ich den Holztrog, der mit dem Prinzen auf dem Zauberbach schwamm.
Der Prinz schlief noch immer. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, setzte ich mich in den Trog auf meinen alten Platz neben meine Schultasche. Ich war so glücklich, dass ich wieder zurück war und den Zauberbach singen hören konnte. Ich machte meine Augen zu und träumte von alldem, was mir passierte war, und stellte mir vor, wie ich es Johanna und den anderen erzählen würde.
Als ich nach einer Weile die Augen wieder öffnete, hatten wir den Wald verlassen und der Bach floss direkt auf ein unbewohntes Haus zu.
Das unbewohnte Haus
Plötzlich wurde der Bach schneller und schnellen Er wurde so schnell, dass ich mich mit beiden Händen am Trog festhalten musste. Der Bach floss tatsächlich direkt auf das Haus zu.
Jetzt ist alles aus!, dachte ich entsetzt. Der Trog wird auf die Hausmauer treffen und dort zerbrechen.
Das Haus kam immer näher und näher und der Bach floss und sang immer schneller und schneller.
Ich versuchte den Prinzen zu wecken, aber wieder ohne Erfolg. Das Haus war jetzt schon sehr nah und sehr groß und der Bach floss und sang unheimlich schnell Ich konnte nun nichts anderes mehr tun, als darauf zu warten, dass der Trog gegen die Mauer prallen würde.
Vielleicht ist das Haus auch nur gemalt, dachte ich im letzten Moment. Dann wird es nicht so wehtun.
Aber das Haus war nicht gemalt. Es war wirklich echt. Trotzdem passierte kein Unfall. Denn zum Glück war ein Fenster offen und der Bach nahm uns mit durch das Fenster in das Haus.
Wir flössen durch einen langen Gang. An beiden Seiten des Ufers standen viele Leute. Sie trugen phantastische Kleider und Anzüge. Überall sah ich bunte Röcke und komische Hüte, Manche trugen Perücken und falsche Bärte oder Schnurrbärte. Manche Kleidungsstücke waren schon sehr alt und einige noch ganz neu. Die Leute lachten und statt zu reden, sangen sie miteinander. Aber ich konnte kein Wort verstehen. Ich war mir sicher, dass sie alle eine fremde Sprache sprachen.
Dann fiel mir noch etwas auf, das ich schon früher hätte merken müssen. Die Leute hatten alle keine Gesichter. Sie trugen zwar wunderschöne und prächtige Kleider und Perücken, falsche Bärte und Schnurrbärte, aber sie hatten keine Gesichter. Einige schlugen große Trommeln. Ich konnte sehen, wie sich die Trommelstäbe bewegten, andere hielten Schwerter, aber ich konnte keine einzige Hand erkennen, die diese Stäbe oder Schwerter hielt. Singend kamen sie auf mich zu.
Zu allem Unglück wurde der Bach auch noch langsamer und langsamer und schmäler und schmäler. Seinen Gesang konnte ich nun nicht mehr hören.
Der Lärm wurde lauter und die Leute kamen näher. Ich begann mit meinen Händen zu rudern. Aber das half leider nichts. Wir waren verloren, jetzt waren wir wirklich verloren.
Ich hörte ein lautes Rauschen. Das Rauschen wurde immer lauter. Es war auf einmal so laut, dass es die Stimmen der Leute ohne Gesichter und Hände übertönte. Plötzlich wurde der Bach wieder schneller und ich entdeckte, was das Geräusch verursachte. Es war ein Wasserfall, ein mächtig großer Wasserfall. Er nahm den Trog und riss ihn mit all seiner Kraft in die Tiefe. Ich weiß nicht, wie lange wir nach unten flogen. Aber plötzlich beruhigte sich der Bach. Wir glitten weiter abwärts, aber der Bach floss nicht mehr durch ein Bachbett, sondern über eine rutschige Treppe. Und an den Wänden hingen lauter alte Bilder.
Die rutschige Treppe und die alten Bilder
Ich war nicht ganz sicher, wo wir hingekommen waren. Sicher aber war, dass der Prinz und ich im
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