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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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unserer Tiere ein, trocknen und verbrennen ihn.«
    »Verstehe.« Muriel nickte. Endlich wusste sie, woher der seltsame Geruch stammte, den das Feuer am Morgen verströmt hatte. Es war wirklich erstaunlich, wie gut sich die Nomaden an das Leben in der kargen Umgebung angepasst hatten. Aber es war auch ein hartes und entbehrungsreiches Leben, das sie führten. Ein Leben, um das Muriel sie nicht beneidete. Sie schaute sich um und erkannte Ascalon, der nicht weit entfernt mit einer Gruppe von Pferden den Schnee fortgescharrt hatte und graste. Ein leiser Pfiff ließ ihn aufblicken. Als er Muriel entdeckte, schnaubte er erfreut, schüttelte die prächtige Mähne und kam sofort zu ihr.
    »Das ist wirklich ein wunderschönes Pferd«, sagte Toja bewundernd. »Und so groß.« Mit sehnsüchtigem Blick beobachtete sie, wie Muriel aufsaß und fragte schüchtern: »Meinst du, er erlaubt es, dass ich ein Stück mit dir reite? Nur ein ganz kleines Stück?«
    »Natürlich.« Muriel überlegte nicht lange. Sie hatte diesen freundlichen Menschen so viel zu verdanken, dass ein kleiner Ritt auf Ascalon es niemals würde aufwiegen können. Aber es war eine gute Möglichkeit, sich wenigstens ein kleines bisschen zu revanchieren. Lachend beugte sie sich hinunter und reichte Toja die Hand, um ihr beim Aufsitzen zu helfen. Diese strahlte vor Glück, schwang sich geschickt auf Ascalons Rücken und schlang die Arme um Muriel, um sich festzuhalten. »Das ist eine große Ehre«, sagte sie voller Stolz. »Ich danke dir.«
    Muriel schnalzte mit der Zunge und Ascalon trabte an. »Festhalten!«, ermahnte sie Toja noch, spürte aber sofort, dass die Mongolin eine erfahrene Reiterin war, die wusste, wie sie sich zu verhalten hatte.
    Mit weit ausgreifenden Schritten trug Ascalon die beiden Mädchen über die verschneite Steppe. Zunächst lief er nur vorsichtig im Trab, aber als Muriel ihn dazu ermunterte, fiel er augenblicklich in den Galopp und ging schließlich sogar in den gestreckten Galopp über. Muriel hörte Toja lachen. Der scharfe Ritt schien ihr zu gefallen. In weiten Kreisen ging es um das Ger und die weidenden Tiere herum. Schnee wirbelte unter Ascalons Hufen auf, ein kühler Luftzug rötete Muriels Wangen, während die Sonne schon so viel Kraft besaß, dass sie ihr den Rücken wärmte. Es war herrlich, so zu reiten, aber Muriel wusste auch, dass sie nicht zum Vergnügen hierhergekommen war, und so beendete sie den Ritt nach der fünften Runde. Toja glitt von Ascalons Rücken, die Wangen vor Aufregung und Kälte gerötet und so glücklich, dass Muriel glaubte, Tränen in ihren Augen zu sehen. »Danke!«, sagte sie um Atem ringend. »Diesen Ritt werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen.«
    »Ich will auch! Ich will auch!«
    Muriel blickte hoch und sah Nara, die auf sie zugelaufen kam. In der Hand hielt sie einen Lederbeutel, der beim Laufen heftig hin- und herpendelte. Völlig außer Atem erreichte sie die beiden Mädchen, schaute zu Muriel auf und sagte noch einmal mit Nachdruck: »Ich will auch reiten.«
    »Kannst du das denn schon?«, fragte Muriel.
    »Natürlich!« Nara stemmte entrüstet die Hände in die Hüften. »Ich reite besser als Görkhan.«
    »Das stimmt.« Toja lachte. »Bei uns lernen die Kinder das Reiten, lange bevor sie laufen können. Nara hat schon allein auf einem Pferd gesessen, als sie kaum ein Jahr alt war. Wenn wir das Lager des Großen Khan rechtzeitig erreichen, wird sie beim Naadam* das Rennen mitreiten.«
    »Na, wenn das so ist …« Muriel wusste nicht, was ein Naadam war, glaubte aber aus den Worten herauszuhören, dass es sich um ein Wettrennen auf Pferden handeln musste. Eigentlich wollte sie weiter, aber den großen flehenden Augen des kleinen Mädchens konnte sie nicht widerstehen. Sie lächelte und reichte Nara die Hand, aber diese war noch zu klein, um alleine aufzusitzen. Erst als Toja ein wenig nachhalf, klappte es. »Moment noch!« Nara löste den Lederbeutel von ihrem Handgelenk und reichte ihn an Toja weiter.
    »Was ist da drin?«, wollte Toja wissen.
    »Khuushuur* für Ojuna«, sagte Nara. »Damit sie unterwegs etwas zu essen hat.«
    Ascalon schnaubte und scharrte ungeduldig mit den Hufen.
    »Fertig?«, fragte Muriel in diesem Augenblick.
    »Fertig!«
    »Festhalten!«, ermahnte sie Nara. Aber die Sorge, dass Tojas kleine Schwester vom Pferd fallen könnte, erwies sich sogleich als unbegründet. Selbst im Galopp saß Nara so fest auf Ascalons Rücken, als wäre sie mit ihm verwachsen. Sie

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