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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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teilen. Zwar hatte er die Ohren aufgestellt und wandte diese zuckend in alle Richtungen, machte aber keine Anstalten, schneller zu laufen. Muriel spürte, wie er ihr einen beruhigenden Gedanken sandte. Vertrau mir, schien er ihr damit sagen zu wollen, aber obwohl Muriel das zu gern getan hätte, wollte es ihr nicht gelingen.
    So ritten sie durch die Nacht, die ihren Mantel inzwischen gänzlich über die Steppe gebreitet hatte und in ihren Schatten mehr verbarg als offenbarte. Muriel schaute sich immer wieder um. So oft, dass ihr schon nach kurzer Zeit der Nacken schmerzte. Aber der Mond hatte sich hinter einer Wolke verborgen und sosehr sie auch in die Dunkelheit starrte, immer konnte sie nur einige wenige Wölfe sehen, die sich mit blitzenden Augen in ihrer Nähe bewegten.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus: »Lauf schneller, Ascalon!«, flehte sie. »Bitte, lauf doch schneller.« Sie rechnete nicht wirklich damit, dass Ascalon auf sie hören würde, aber das Wunder geschah. Nur wenige Augenblicke, nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, trabte er an.
    Muriel fiel ein Stein vom Herzen. Wölfe waren keine Hetzjäger, das wusste sie. Wenn Ascalon nur lange genug sehr schnell ritt, hatten sie gute Chancen ihnen zu ent...
    Achtung!
    Nur Bruchteile einer Sekunde, nachdem Ascalons Warnung Muriel erreichte, strauchelte der Wallach. Sein rechtes Bein knickte ein, als wäre er mit dem Huf in eine Mulde getreten. Muriel wurde nach vorn geschleudert und schlang die Arme instinktiv um seinen Hals. Das beherzte Zupacken bewahrte sie davor, den Halt zu verlieren und vom Pferd zu stürzen. In ihren Ohren rauschte das Blut und ihr Herzschlag hatte sich vor Schreck noch einmal beschleunigt.
    Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie, dass Ascalon humpelte. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem rechten Bein. Muriel spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Ascalon hatte sich verletzt. Aber das durfte nicht sein. Nicht jetzt, nicht hier und vor allem nicht mit einem hungrigen Wolfsrudel im Nacken.
    »Ascalon! Was ist mit dir?« Muriel kämpfte gegen die Tränen an, die die Verzweiflung ihr in die Augen trieb. Liebevoll tätschelte sie den Hals ihres Pferdes und fragte besorgt: »Hast du dich verletzt?«
    Ascalon schüttelte nur die weizenblonde Mähne, humpelte aber weiter.
    »Hast du Schmerzen?«
    Wieder ein Kopfschütteln. Offenbar täuschte Ascalon die Verletzung nur vor.
    »Aber du humpelst.«
    Keine Reaktion.
    Die Wölfe schlossen jetzt schnell zu ihnen auf und kamen immer näher. Muriel war sich sicher, dass sie ihre Chance witterten. Ein lahmendes Pferd war eine leichte Beute, auch wenn es so groß war wie Ascalon … Muriel überlegte: Konnte es sein, dass Ascalon die Wölfe mit seinem Verhalten anlocken wollte? War es möglich, dass er sie absichtlich in Gefahr brachte? Aber warum? Was hatte er vor?
    Der Mond schaute hinter der Wolkenbank hervor, und als wäre dies ein Zeichen, stimmte einer der Wölfe im selben Augenblick ein schauriges Geheul an. Der Laut erhob sich über der Steppe, brach die nächtliche Stille und jagte Muriel einen eisigen Schauder über den Rücken. Ein weiterer Wolf fiel in das Heulen ein, dann noch einer und noch einer, bis ihr vielstimmiges Jaulen und Heulen unheilvoll und todkündend über die Steppe hallte.
    »Lauf, Ascalon!«, rief Muriel ihrem Pferd über das Heulen der Wölfe hinweg zu, während sie gleichzeitig mit den Fersen gegen seinen Bauch und mit den Fäusten auf seinen Rücken trommelte, um ihn zu einer schnelleren Gangart zu bewegen. »Bitte lauf!« Doch vergeblich. Ascalon reagierte nicht. Er ließ den Kopf hängen und humpelte so kläglich, als hätte er große Schmerzen. Dann blieb er stehen.
    Der erste Wolf griff sie von hinten an.
    Muriel sah ihn nicht kommen. Erst als er aufjaulte, weil Ascalons Huf ihn mit voller Wucht traf und fortschleuderte, bemerkte sie den heimtückischen Angriff. Zum Aufatmen blieb ihr jedoch keine Zeit. Dem Vorbild des mutigen Wolfs folgend, gingen nun auch die anderen Tiere des Rudels zum Angriff über. Das Heulen verstummte. Dafür erfüllte ein dumpfes Knurren die Luft, während die Wölfe geduckt und mit gebleckten Zähnen näher kamen.
    »Ascalon!« Muriels Stimme bebte. Als sie aufblickte, sah sie, dass die Wölfe nun auch die letzte Lücke in ihrem Belagerungsring geschlossen hatten. Sie waren umzingelt. »Ascalon, tu doch was!«
    Aber Ascalon stand einfach nur da und ließ den Kopf hängen. Die Wölfe waren jetzt ganz nah. Ein Ring aus

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