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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Straßen immer eine gute Entschuldigung, aber nach fast acht Winterwochen erwarteten die Lehrer zu Recht, dass die Schüler sich auf die schlechten Straßenverhältnisse eingestellt hatten und sich entsprechend früher auf den Weg machten.
    »Du bist gemein, Muriel!« Das klang, als würde Vivien jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
    »Wenn ich noch in der Grundschule wäre, könnte ich auch trödeln«, rief Muriel ihrer Schwester über die Schulter zu. »Aber in der achten Klasse geht das nun mal nicht. Also beeil dich.«
    »Ich hab aber Angst!«
    »Dann schieb dein Rad.«
    »Dann bin ich ja noch viel langsamer.«
    Muriel verdrehte die Augen, schnitt eine Grimasse und blieb stehen. Aber wo Vivien recht hatte, hatte sie recht. »Noch zweihundert Meter, dann ist die Straße gestreut«, versuchte sie ihre kleine Schwester zu trösten, als diese endlich zu ihr aufgeschlossen hatte. »Kopf hoch, du hast es doch gestern auch geschafft.«
    »Da war aber noch nicht so viel Eis auf dem Weg.« Vivien schob die Unterlippe vor und zog einen Schmollmund. »Blöde Teresa«, schimpfte sie. »Sie hätte uns ruhig mit dem Auto fahren können.«
    »Die hätte vermutlich einen Herzinfarkt bekommen, bevor wir überhaupt die Straße erreicht hätten«, sagte Muriel. »Du weißt doch, wie sehr sie Schnee und Eis verabscheut. In ihrer Heimat in Südspanien gibt es so etwas nun mal nicht.«
    »Mirko macht es richtig«, sagte Vivien, als hätte sie Muriel nicht zugehört. »Der stellt sich heute krank.«
    »Ist eben nicht jeder so pflichtbewusst wie wir.« Muriel zwinkerte ihrer Schwester zu. Mirko war mit seinen elf Jahren zwei Jahre jünger als Muriel. Wenn ihr Vater auf Montage war, war er der einzige Mann auf dem Birkenhof. Dann drückte er sich gern und meist auch erfolgreich vor allem, was unangenehm war, und hatte es in nur fünf Schuljahren geschafft, sämtliche Krankheiten perfekt vorzutäuschen, die ihm den lästigen Schulalltag und den Weg dorthin ersparten.
    »Nur gut, dass Mama morgen wieder da ist«, murrte Vivien, die immer noch ihren eigenen Gedanken nachhing. »Die ist wenigstens mutig.«
    »Das nützt uns heute auch nichts.« Muriel seufzte und zog den Reißverschluss ihrer Jacke noch etwas höher. »Los komm, das Schlimmste haben wir hinter uns. Nadine wartet bestimmt schon an der Straße.«
    Sie sollte recht behalten. Hinter der nächsten Biegung konnten sie Nadine schon sehen. Muriels beste Freundin und Klassenkameradin hatte das Glück, an einer Straße zu wohnen, die schon am frühen Morgen geräumt und gestreut wurde. Der Anblick des dunklen Teers ließ Muriels Herz höher schlagen. Nichts erschien ihr in diesem Augenblick begehrenswerter, als das Geräusch der Mountainbikes auf dem nassen Asphalt zu hören.
    »Hallo Muriel!« Sie sah, wie Nadine den Arm hob und ihr zuwinkte.
    Muriel … Muriel … Muriel …
    Muriel stutzte. Wer hatte sie gerufen? Nadine natürlich, aber war da nicht noch etwas anderes gewesen? Keine Worte, mehr ein Gefühl, das ihr inzwischen sehr vertraut war …
    Ascalon?
    Muriel blinzelte verwirrt. Das war unmöglich. Ascalon wusste, dass sie in die Schule musste. Seit sie den außergewöhnlichen Wallach mit der prächtigen blonden Mähne vor fast einem Jahr als Pflegepferd bekommen hatte, hatte er sie noch nie während der Schulzeit gerufen. Energisch schüttelte Muriel den Kopf. Bestimmt habe ich das mit Nadines Rufen verwechselt, dachte sie bei sich und wollte ihr gerade zuwinken – da durchzuckte sie wie ein Blitz das Gefühl höchster Dringlichkeit und sie glaubte erneut zu spüren, dass Ascalon nach ihr rief. Er braucht Hilfe! Instinktiv wusste sie, dass etwas Furchtbares geschehen war. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sie konnte jetzt unmöglich zur Schule fahren. Sie musste zurück und nachsehen, warum Ascalon sie brauchte.
    Sie bremste ihr Fahrrad so ruckartig und ohne Vorwarnung ab, dass Vivien ihr gegen das Hinterrad fuhr.
    »He, was soll das? Wieso bleibst du mitten in der Spur stehen? Hast du das mit Absicht gemacht?«
    »Quatsch, natürlich nicht.« Muriel schüttelte den Kopf. »Ich … Mir … mir ist nur gerade eingefallen, dass ich etwas vergessen habe.«
    »Vergessen? Du?« Vivien zog die Stirn kraus. »Das glaube ich nicht. Du vergisst doch nie etwas – na ja, jedenfalls fast nie.«
    »Aber jetzt habe ich eben etwas vergessen.« Muriel hatte es so eilig, dass sie fast schon unfreundlich klang.
    »Was denn?« Vivien wich ein Stück zur Seite, weil Muriel ihr Fahrrad

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