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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine!«
    »Gut?«
    »Herrlich! Viel, viel prächtiger, als wir es hätten ahnen können.
    Aber gehe jetzt, man könnte dich sehen!«
    Das Fenster wurde geschlossen, und die Gestalt verschwand aus der Nähe des Hauses. Nun war Old Firehand gezwungen, eine Stunde und noch länger warten zu müssen, ohne sich regen zu dürfen. Aber das war keine Anstrengung für ihn, denn ein Westmann ist an viel Schwierigeres gewöhnt. Die Zeit verging, wenn auch langsam, aber doch. Unten in den Häusern und Hütten brannten noch die Lichter. Hier oben aber bei der Wohnung des Ingenieurs war alles in tiefes Dunkel gehüllt. Old Firehand hörte, daß das Fenster wieder geöffnet wurde, die Lampe brannte nicht mehr. Der Schreiber erwartete seinen Gefährten. Nicht lange, so hörte man das leise Knirschen des Bodens, auf welchen ein Fuß getreten hatte.
    »Faller!« flüsterte der Schreiber vom Fenster aus hinab.
    »Ja,« antwortete der Genannte.
    »Wo stehst du? Ich sehe dich nicht.«
    »Ganz nahe an der Wand, gerade unter deinem Fenster.«
    »Ist alles dunkel im Hause?«
    »Alles. Ich habe mich zweimal um dasselbe geschlichen. Es ist kein Mensch mehr wach. Was hast du mir zu sagen?«
    »Daß es nichts mit der hiesigen Kasse ist. Es gibt hier vierzehntägige Löhnung, und gestern ist Zahltag gewesen. Wir müßten also volle zwei Wochen warten, und das ist doch unmöglich. Es sind nicht ganz dreihundert Dollar in der Kasse; das ist nicht der Mühe wert.«
    »Und das nanntest du vorhin eine herrliche, prächtige Nachricht? Dummkopf!«
    »Schweig! Mit der hiesigen Kasse ist es freilich nichts; aber morgen, des Nachts, kommt ein Zug mit über
    viermalhunderttausend Dollar hier durch.«
    »Unsinn!«
    »Es ist wahr. Ich habe mich mit meinen eigenen Augen überzeugt. Der Zug kommt von Kansas City und geht nach Kit Karsen, wo das Geld für die neue Strecke verwendet werden soll.«
    »Das weißt du gewiß?«
    »Ja. Ich habe den Brief und auch die Depeschen gelesen.
    Dieser alberne Ingenieur hat ein Vertrauen zu mir, gerade wie zu sich selbst.«
    »Was nützt uns das! Der Zug geht ja hier durch!«
    »Esel! Er hält volle fünf Minuten hier.«
    »Donner!«
    »Und ich und du werden auf der Lokomotive stehen.«
    »Alle Wetter! Du phantasierst.«
    »Fällt mir nicht ein! Der Zug muß von einem Extrabeamten in Carlyle übernommen werden. Dieser Mann bleibt bis hier auf der Lokomotive und fährt dann sogar bis Wallace mit, um den Train dort zu übergeben.«
    »Und dieser Extrabeamte sollst gerade du sein?«
    »Ja. Und du sollst mit, oder vielmehr, du darfst mit.«
    »Wieso?«
    »Der Ingenieur hat mir erlaubt, mir noch einen zweiten auszusuchen, der bei mir sein soll, und als ich ihn fragte, wen er mir vorschlage, so antwortete er, daß er mir da keine Vorschriften mache; er werde meine Wahl billigen. Da versteht es sich ganz von selbst, daß ich dich wähle.«
    »Du, ist ein so schnelles und großes Vertrauen nicht auffällig?«
    »Eigentlich, freilich. Aber ich erkenne aus allem, daß er einen Vertrauten braucht und nie einen gehabt hat. Der famose Empfehlungsbrief hat natürlich auch viel geholfen. Und außerdem kann mich dieses allerdings rasche Vertrauen nicht nachdenklich machen, weil ein Aber dabei ist.«
    »So! Welches denn?«
    »Der Auftrag ist nicht ganz ungefährlich.«
    »Ah! Das beruhigt mich vollständig. Ist etwa die Strecke leichtsinnig gebaut?«
    »Nein, obgleich sie eigentlich jetzt nur eine Interimsstrecke ist, wie ich aus den Büchern und Plänen ersehen habe. Aber du kannst dir denken, daß bei einer so großen, neuen Bahn nicht genug geprüfte Beamte vorhanden sind. Es gibt Maschinisten, welche man noch nicht kennt, und es melden sich als Heizer Leute, deren Herkunft und Auftreten bedenklich ist. Denke dir nun einen Zug, welcher fast eine halbe Million Dollar bei sich führt, von so einem Maschinisten und Heizer geleitet. Wenn die zwei Kerle darüber einig werden, können sie ihn leicht irgendwo auf der Strecke stehen lassen und sich mit dem Gelde davon machen. Darum muß ein Beamter bei ihnen sein, und da sie zwei Personen sind, hat derselbe noch einen Gehilfen zu sich zu nehmen. Verstanden, es ist eine Art Polizeiposten. Wir werden jeder, du und ich, einen geladenen Revolver in der Tasche haben, um die Kerle, sobald sie eine verbrecherische Absicht verraten, sofort niederzuschießen.«
    »Du, das ist spaßhaft. Wir, und das Geld bewachen! Wir werden die Kerle unterwegs zwingen, anzuhalten, und uns dann die Dollars nehmen.«
    »Das

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