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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geht nicht; denn außer dem Maschinisten und dem Heizer ist noch der Kondukteur vorhanden, und auch ein
    Kassenbeamter aus Kansas City, welcher das Geld in einem Koffer mit sich führt. Beide sind gut bewaffnet. Diese zwei würden, wenn wir auch die ersten beiden zwingen könnten, den Zug halten zu lassen, sofort Verdacht schöpfen und ihre Wagen verteidigen. Nein, das muß auf ganz andre Weise geschehen.
    Man muß mit Übermacht angreifen, und zwar an einem Orte, wo so etwas gar nicht zu vermuten ist, also hier.«
    »Und du denkst, daß es gelingt?«
    »Natürlich! Es ist nicht das geringste Bedenken dabei, und keinem von uns wird ein Haar gekrümmt werden. Ich bin so überzeugt davon, daß ich dich jetzt fortschicke, um den Cornel zu unterrichten.«
    »Der Ritt ist bei der jetzigen Finsternis unmöglich, denn ich kenne die Gegend nicht.«
    »So magst du bis gegen Morgen warten; aber das ist die allerspäteste Zeit, denn ich muß bis Mittag Nachricht haben.
    Sporne dein Pferd tüchtig an, und wenn du es totreiten solltest.«
    »Und was soll ich sagen?«
    »Was du jetzt von mir gehört hast. Der Zug trifft Punkt drei Uhr des Nachts hier ein. Wir beide stehen auf der Lokomotive und werden, sobald er hält, den Maschinisten und den Heizer auf uns nehmen. Nötigenfalls schießen wir sie nieder. Der Cornel muß sich mit den Unsrigen heimlich an der Bahn aufgestellt haben und augenblicklich die Wagen besteigen. Bei einer solchen Übermacht werden die etwa wachen Bewohner von Sheridan und die drei oder vier Beamten, mit denen wir es zu thun haben, so verblüfft sein, daß sie gar keine Zeit zur Gegenwehr finden.«
    »Hm, der Plan ist nicht übel. Eine erschreckliche Summe! Wenn jeder von uns gleichviel bekommt, so entfallen auf den Mann zweitausend Dollar. Hoffentlich geht der Cornel auf deinen Vorschlag ein.«
    »Er wäre geradezu verrückt, wenn er es nicht thäte. Sage ihm, daß ich in diesem Falle mich von ihm lossagen und mich entschließen werde, den Streich allein auszuführen. Das Wagnis würde freilich größer sein, aber es fiele mir im Falle des Gelingens auch die ganze Summe zu.«
    »Habe keine Sorge! Mir fällt es gar nicht ein, diese prächtige Gelegenheit vorübergehen zu lassen. Ich werde den Plan so befürworten, daß der Cornel gar nicht dazukommen wird, Bedenken gegen denselben geltend zu machen. Ich bringe dir sicher eine zustimmende Antwort mit. Aber wie kann ich dir dieselbe übermitteln?«
    »Das ist freilich eine heikle Frage. Wir müssen alles vermeiden, was Verdacht zu erregen vermag, was den Gedanken erwecken kann, daß wir Heimlichkeiten miteinander haben.
    Darum müssen wir es vermeiden, uns persönlich zu treffen.
    Auch weiß ich nicht, ob wir Zeit und die passende, unauffällige Gelegenheit dazu finden würden. Du mußt mich brieflich benachrichtigen.«
    »Ist nicht gerade dieses am auffälligsten. Wenn ich dir einen Boten sende -«
    »Einen Boten? Wer spricht davon!« unterbrach ihn der Schreiber. »Das wäre die größte Dummheit, welche wir begehen könnten. Ich kann noch nicht sagen, ob ich dazu kommen werde, das Haus einmal zu verlassen; also mußt du mir alles aufschreiben und den Zettel in der Nähe desselben verstecken.«
    »Und wo?«
    »Hm! Ich muß einen Ort wählen, zu welchem ich gelangen kann, ohne auffällig zu werden und viel Zeit dazu zu gebrauchen. Ich weiß schon, daß ich am Vormittag tüchtig zu arbeiten haben werde; es sind lange Lohnlisten auszufüllen, wie mir der Ingenieur sagte. Jedenfalls aber finde ich einmal Zeit, wenigstens an die Hausthüre zu treten. Hart neben derselben steht ein Regenfaß, hinter welches du den Zettel verstecken kannst. Wenn du ihn mit einem Stein beschwerst, so wird ihn kein Unberufener entdecken.«
    »Wie aber erfährst du es, daß der Zettel an dem Ort liegt? Du kannst doch nicht öfters und umsonst zu dem Fasse gehen.«
    »Auch das läßt sich machen. Ich habe dir doch zu sagen oder sagen zu lassen, daß du mit mir den Geldzug besteigen sollst.
    Das werde ich schon am Vormittag thun. Ich lasse nach dir suchen, und das wirst du bei deiner Rückkehr sofort erfahren.
    Du kommst dann, um zu fragen, weshalb ich nach dir verlangt habe. Dabei verbirgst du den Zettel, und ich weiß, daß er an seinem Orte liegt. Bist du einverstanden?«
    »Ja. Sind wir fertig, oder hast du noch weitere Mitteilungen?«
    »Ich habe nichts mehr zu sagen. Also dringe ja darauf, daß mein Plan angenommen wird, und zwar möglichst ohne Änderungen, denn dieselben

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