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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gerade den Reitern gegenüber gab es am rechten Ufer des Flusses einen ziemlich breiten Einschnitt, aus welchem ein sehr ansehnlicher Bach geflossen kam. Dorthin deutete Winnetou, indem er sagte: »Diesem Bache müssen wir aufwärts folgen; er führt nach dem Thale der Hirsche.«
    »Aber wie kommen wir hinüber?« fragte Butler, welchem es um seine Tochter zu thun war. »Der Fluß ist zwar nicht reißend, scheint aber tief zu sein.«
    »Oberhalb des Bacheinflusses gibt es eine Furt, welche so seicht ist, daß das Wasser in dieser Jahreszeit die Sänfte nicht berühren wird. Meine Brüder mögen mir folgen!«
    Man ritt quer über das Gras bis an die Uferstelle, an welcher sich die Furt befand. Dieselbe lag so, daß man, am jenseitigen Ufer angekommen, auch noch den Bach überschreiten mußte, um an das rechte Ufer desselben zu gelangen, welches breiter und also bequemer zu passieren war als das linke. Winnetou trieb sein Pferd in das Wasser, und die andern folgten ihm. Er hatte recht gehabt; das Wasser reichte ihm lange nicht bis an die Füße. Dennoch blieb er, in der Nähe des andern Ufers angekommen, plötzlich halten und stieß einen halblauten Ruf aus, als ob er eine Gefahr entdeckt habe.
    »Was gibt's?« fragte Old Shatterhand, welcher hinter ihm ritt.
    »Hat sich das Flußbett verändert?«
    »Nein; aber da drüben sind Männer geritten.«
    Er deutete nach dem Ufer. Old Shatterhand trieb sein Pferd mehrere Schritte weiter und sah nun auch die Fährte. Sie war breit, wie von vielen Reitern; das Gras hatte sich noch nicht ganz wieder erhoben.
    »Das ist wichtig!« sagte Old Firehand, welcher sich den beiden genähert hatte. »Wir wollen diese Fährte untersuchen; unterdessen müssen die andern im Wasser bleiben.«
    Die drei ritten vollends an das Ufer, stiegen dort ab und betrachteten die Eindrücke mit ihren Kenneraugen.
    »Das waren Bleichgesichter,« sagte Winnetou.
    »Ja,« stimmte Old Shatterhand bei. »Indianer wären hintereinander geritten und hätten keine so breite, augenfällige Spur verursacht. Ich möchte behaupten, daß diese Leute keine echten Westmänner sind. Ein Jäger, welcher Erfahrung besitzt, ist weit vorsichtiger. Ich schätze den Trupp auf dreißig bis vierzig Personen.«
    »Ich ebenso,« meinte Old Firehand. »Aber Weiße, hier, unter den gegenwärtigen Verhältnissen! Das müssen Neulinge sein, unvorsichtige Menschen, welche es sehr notwendig haben müssen, hinauf in die Berge zu kommen.«
    »Hm!« brummte Old Shatterhand. »Ich glaube, zu erraten, wen wir da vor uns haben.«
    »Nun, wen?«
    »Den roten Cornel mit seiner Abteilung.«
    »Alle Wetter! Möglich ist's. Meiner Berechnung nach können die Kerle hier sein. Und das stimmt auch mit dem, was du von Knox und Hilton erfahren hast. Wir müssen die Spur - - -«
    Er wurde von Winnetou unterbrochen, welcher an den Bach gegangen war und, in das Uferwasser zeigend, sagte: »Meine Brüder mögen hierherkommen. Es ist der rote Cornel gewesen.«
    Sie gingen hin und sahen in das Wasser. Dieses war brunnenhell; man konnte den Grund ganz deutlich erkennen und sah eine Reihe von Eindrücken, welche neben der Stelle, an welcher die Reiter den Bach überschritten hatten, von dem einen Ufer nach dem andern führte.
    »Ehe die Reiter hinüber sind,« erklärte der Apache, »ist einer von ihnen abgestiegen, um die Tiefe des Wassers zu untersuchen. Es sind also dumme Menschen gewesen, denn jedes offene Auge sieht, daß das Wasser niemand bis über die Beine reicht. Und womit hat der Mann den Bach untersucht?
    Meine Brüder mögen es mir sagen.«
    »Mit einer Hacke, deren Stiel er in der Hand gehabt hat. Das ist aus dem Eindrucke deutlich zu erkennen,« antwortete Old Firehand.
    »Ja, mit einer Hacke. Diese Leute wollen also nicht jagen, sondern graben. Es war der rote Cornel.«
    »Ich bin ganz derselben Meinung; dennoch aber müssen wir es für möglich halten, daß es auch andre gewesen sein können.«
    »Dann könnten nur Goldgräber hier vorbei sein,« sagte Old Shatterhand. »Und das bestreite ich.«
    »Aus welchen Gründen?«
    »Erstens sind Goldgräber erfahrene Leute, welche nicht so unvorsichtig sind, und zweitens können wir bei den Spuren von vierzig Pferden auf vielleicht zehn Packpferde rechnen; bleiben dreißig Reiter; Goldgräber aber wandern nicht in so bedeutenden Trupps in den Bergen und Canons umher. Nein, es ist der rote Cornel mit seinen Leuten. Ich möchte es beschwören.«
    »Auch ich bezweifle es nicht. Wo aber sind sie hin? Da

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