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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gefahr.«
    »Nein.«
    »Wohl weil du die Timbabatschen hier hast und auch noch einige Navajos erwartest?«
    »Nein; ich verlasse mich weder auf die einen noch auf die andern, sondern ganz allein auf mich selbst.«
    »So begreife ich dich nicht.«
    »Ich fürchte mich vor tausend Utahs nicht.«
    »Und ich verstehe das nicht.«
    »Ich brauche nur die Hand aufzuheben, so sind sie verloren.
    Ein einziger kurzer Augenblick tötet sie alle.«
    »Hm! Alle?«
    »Du glaubst es nicht? Ja, du kannst so etwas nicht begreifen.
    Ihr Bleichgesichter seid sehr kluge Männer, aber auf einen solchen Gedanken würde keiner von euch kommen.«
    Er sagte das in stolzem Tone. Der Blick Old Shatterhands schweifte rund über den See, an den Bergen hin, und dann antwortete er, indem ein leises Lächeln um seine Lippen zuckte: »Du bist es aber auch nicht, welcher auf diesen Gedanken gekommen ist.«
    »Nein. Wer sagt dir das?«
    »Ich selbst. Wir Weißen können keinen solchen Gedanken hegen, weil wir Christen sind und den Massenmord scheuen; aber klug genug sind wir dennoch, euch in eure Seelen zu blicken.«
    »Du meinst zu wissen, warum ich mich vor tausend Feinden nicht fürchte?«
    »Ja.«
    »Sage es!«
    »Soll ich dadurch dein Geheimnis verraten?«
    »Du verrätst es nicht, denn du kannst unmöglich das Richtige treffen. Es ist ein Geheimnis, welches jetzt nur noch zwei Personen kennen, ich und mein Sohn.«
    »Und ich!«
    »Nein! Beweise es!«
    »Gut! Du tötest tausend Utahs in wenigen Augenblicken?«
    »Ja.«
    »Wenn sie sich im Canon befinden?«
    »Ja.«
    »Das kann weder durch Messer, Gewehre oder sonstige Waffen geschehen.«
    »Nein. Und eben das, wodurch und wie es geschieht, vermagst du dir gar nicht zu denken.«
    »Gar wohl! Nämlich durch eine Naturkraft. Durch die Luft, also Sturm? Nein. Durch Feuer? Auch nicht. Also durch das Wasser!«
    »Deine Gedanken sind gut und klug; aber weiter kommst du nicht!«
    »Wollen sehen! Wo hast du genug Wasser, um so viele Menschen zu töten? Im See. Werden diese Leute in den See gehen? Nein. Also muß der See zu den Leuten gehen; er muß seine Fluten plötzlich in den Canon ergießen. Wie ist das möglich? Es liegt doch ein hoher, starker Damm dazwischen!
    Nun, dieser Damm ist vor alter Zeit nicht gewesen; er ist gebaut worden, und dabei hat man ihm eine Einrichtung gegeben, durch welche er plötzlich geöffnet werden kann, so daß der trockene Canon sich augenblicklich in einen reißenden Strom verwandelt. Habe ich es erraten?«
    Trotz der Ruhe, welche ein Indianer, und besonders ein Häuptling, in allen Lagen zu bewahren hat, sprang der »große Bär« auf und rief: »Herr, bist du allwissend?«
    »Nein, aber ich denke nach.«
    »Du hast es erraten; wirklich, du hast es erraten! Aber wie bin ich zu diesem Geheimnisse gekommen?«
    »Durch Erbschaft.«
    »Und wie wird der Damm geöffnet?«
    »Wenn du mir erlaubst, nachzuforschen, so werde ich dir diese Frage sehr bald beantworten.«
    »Nein, das darf ich dir nicht erlauben. Aber kannst du auch erraten, weshalb dieser Damm errichtet worden ist?«
    »Ja.«
    »Nun?«
    »Aus zwei Gründen. Erstens zur Verteidigung. Die Eroberer der südlichen Gegenden kamen alle von Norden. Dieser große Canon war ein beliebter Weg der Eroberer. Man baute den Damm, um ihn zu sperren und das Wasser plötzlich loslassen zu können.«
    »Und der zweite Grund?«
    »Der Schatz.«
    »Der Schatz?« fragte der Häuptling, indem er einen Schritt zurücktrat.
    »Was weißt du von ihm?«
    »Nichts; aber ich errate viel. Ich sehe den See, seine Ufer, seine Umgebung und denke nach. Bevor es den Damm gab, war kein See vorhanden, sondern ein tiefes Thal, durch welches die Bäche, die es heute hier noch gibt, in den Canon flossen, den sie sich gegraben hatten. Eine reiche Nation wohnte hier; sie kämpfte lange Zeit gegen die andringenden Eroberer; sie erkannte, daß sie nachgeben, fliehen müsse, vielleicht einstweilen nur. Sie vergrub ihre Kostbarkeiten, ihre heiligen Gefäße, hier in dem Thale und errichtete den Damm, damit ein großer See entstehe, dessen Flut der unbesiegbare, stumme Wächter dieses Schatzes sei.«
    »Schweig, schweig, sonst enthüllst du alles, alles!« rief der
    »große Bär« erschrocken. »Sprechen wir nicht von dem Schatze, sondern nur von dem Damme. Ja, ich kann ihn öffnen; ich kann tausend und noch mehr Utahs ersäufen, wenn sie sich im Canon befinden. Soll ich es thun, wenn sie kommen?«
    »Um Gotteswillen, nein! Es gibt noch andre Mittel, sie zu

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