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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und Old Firehand stand selbst auf, um den Tramp zu bringen. Dieser war nicht viel über zwanzig Jahre alt, von intelligentem Aussehen und kräftiger Statur. Old Firehand hatte ihm die Fesseln abgenommen und hieß ihn neben sich setzen. Die andern Tramps, von denen der Jäger ihn schon vorher abgesondert hatte, lagen so, daß sie ihn gar nicht sehen konnten. Sie vermochten also später nicht zu sagen, was mit ihm geworden sei oder gar, daß er sie und den Cornel verraten habe.
    »Nun,« wendete Old Firehand sich an ihn, »du siehst, daß ich nicht abgeneigt bin, deinen Wunsch zu erfüllen. Du bist von deinem Bruder verleitet worden. Wenn du mir mit der Hand versprichst, von jetzt an ein braver Mensch zu sein, so gebe ich dich von diesem Augenblick an frei, und du sollst bei mir ein tüchtiger Westmann werden. Wie heißest du eigentlich?«
    »Nolley heiße ich, Sir,« antwortete der Gefragte, indem er ihm unter hervorquellenden Thränen die Hand gab. »Ich will Euch nicht mit meiner Lebensgeschichte belästigen, das könnt Ihr später und gelegentlich erfahren; aber Ihr sollt mit mir zufrieden sein. Ich will es Euch zeit meines Lebens danken, wenn Ihr mir zwei Wünsche erfüllt.«
    »Welche?«
    »Vergebt mir nicht nur scheinbar, sondern in Wirklichkeit, daß Ihr mich in so schlechter Gesellschaft gefunden habt, und gebt mir die Erlaubnis, morgen früh meinen erschossenen Bruder zu begraben. Er soll nicht im Wasser verfaulen und von den Fischen zerrissen werden.«
    »Diese Wünsche sagen mir, daß ich mich in dir nicht geirrt habe; sie sind erfüllt. Von jetzt an gehörst du zu uns und wirst dich vor deinen früheren Kameraden nicht sehen lassen, denn sie dürfen nicht wissen, daß du nun zu uns hältst. Du hast von den Absichten des Cornels gesprochen. Kennst du dieselben?«
    »Ja. Er hat erst lange damit zurückgehalten, gestern aber teilte er uns alles mit. Er will zunächst nach dem großen Tramp-Meeting, welches nächstens abgehalten werden soll.«
    »Heigh-day!« rief da Droll. »So war ich also nicht falsch unterrichtet, als ich hörte, daß sich diese Vagabunden ungefähr hinter Harper zu Hunderten zusammenfinden wollen, um einige Streiche, welche in Masse unternommen werden sollen, zu verabreden. Kennst du den Ort?«
    »Ja,« antworte Nolley. »Er liegt allerdings von hier aus hinter Harper und wird Osage-nook genannt.«
    »Habe von diesem Nook noch nichts gehört. Sonderbar! Ich wollte dieses Meeting aufsuchen, um dort vielleicht den zu finden, den ich suchte, und hatte keine Ahnung, daß ich mit ihm auf dem Steamer gefahren bin. Hätte ihn doch gleich an Bord fassen können! Also nach Osage-nook will der Cornel; nun, so reiten wir ihm nach, nicht wahr, Master Blenter?«
    »Ja,« nickte der Alte. »Freilich müssen wir da auf Sir Firehand verzichten.«
    »Das ist keineswegs der Fall,« antwortete der Jäger. »Mein nächstes Ziel liegt dort in der Nähe, nämlich Butlers Farm, welche dem Bruder des Ingenieurs, der mich dort erwartet, gehört. Wir bleiben also wenigstens bis dorthin zusammen. Hat der Cornel noch weitere Absichten?«
    »Allerdings,« antwortete der bekehrte Tramp. »Er will nach dem Meeting nach dem Eagle-tail, um die dortigen Bahnbeamten und -arbeiter zu überfallen, um ihnen die Kasse, welche sehr gefüllt sein soll, abzunehmen.«
    »Gut, daß wir das erfahren! Fangen wir ihn beim Meeting nicht, so finden wir ihn dann um so sicherer am Eagle-tail.«
    »Und entgeht er euch auch da,« fuhr Nolley fort, »so könnt ihr ihn später am Silbersee ergreifen.«
    Diese Worte brachten eine allgemeine Überraschung hervor; selbst auf Old Firehand machten sie einen solchen Eindruck, daß er schnell fragte: »Am Silbersee? Was weiß und will denn der Cornel von diesem Orte?«
    »Einen Schatz will er heben.«
    »Einen Schatz? Soll sich denn einer dort befinden?«
    »Ja, es sollen ungeheure Reichtümer dort vergraben oder versenkt sein, von alten Völkern und Zeiten her. Er hat einen genauen Plan des Ortes, an welchem man suchen muß.«
    »Hast du diesen Plan gesehen?«
    »Nein. Er zeigt ihn keinem Menschen.«
    »Aber wir haben ihn doch ausgesucht und ihm alles abgenommen, ohne denselben bei ihm zu finden!«
    »Er hat ihn jedenfalls zu gut versteckt. Ich glaube sogar, daß er ihn gar nicht bei sich trägt. Es war aus einer seiner Bemerkungen zu schließen, daß er ihn irgendwo vergraben hat.«
    Die Aufmerksamkeit der Zuhörer war auf den Sprecher gerichtet, darum achtete niemand auf Droll und Fred, welche

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