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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir nicht ausgeraubt worden sind.«
    »Das ist wahr. Eure Waffen habt ihr auch?«
    »Ja, alle.«
    »Und habt ihr euch überzeugt, daß es hier keinen Hinterhalt gibt?«
    »Es ist keine Menschenseele da; die Thür geht leicht aufzuriegeln, und wir wollten eben hinein, als du kamst.«
    »So macht schnell, ehe die Kerls auf den Gedanken verfallen, wieder heraufzukommen!«
    »Dürfen wir denn nicht erfahren, was da unten vorgefallen ist, nachdem wir fort waren?«
    »Jetzt nicht, später, wenn wir Zeit haben.«
    Woodward schob den Riegel zurück, und sie traten ein.
    Nachdem er die Thür hinter sich zugezogen hatte, machte er Licht und leuchtete in dem Raume umher. Über den Lagerstätten waren Bretter angebracht, und auf denselben lagen Hirschtalglichter, wie sie von den Westmännern eigenhändig gegossen werden. Jeder der vier brannte eines für sich an, und nun wurde in aller Eile nach brauchbaren Gegenständen gesucht.
    Es gab da einige Gewehre, gefüllte Pulverhörner, Äxte, Beile, Sägen, Messer, Pulver, Kartons mit Patronen, Fleisch und andern Proviant. Jeder nahm davon zu sich, was er brauchte und was ihm gefiel; dann wurden die brennenden Lichter in das Schilfrohr gesteckt, aus welchen die Lagerstätten bestanden.
    Diese faßten im Nu Feuer, und die Brandstifter eilten hinaus.
    Sie ließen die Thür offen, damit der nötige Zug vorhanden sei, und blieben draußen stehen, um zu lauschen. Es war nichts zu hören, als das Knistern des Feuers und das Rauschen der Luft in den Wipfeln der Bäume.
    »Sie kommen noch nicht,« sagte Woodward. »Was nun?«
    »Fort natürlich,« antwortete der Cornel.
    »Aber wohin? Die Gegend ist uns unbekannt.«
    »Man wird morgen früh unsre Spur suchen und ihr folgen. Wir dürfen also keine Fährte machen.«
    »Das ist unmöglich, außer im Wasser.«
    »So fahren wir«
    »Womit oder worin?«
    »Im Boote natürlich. Weißt du denn nicht, daß sich jede Raftergesellschaft ein oder mehrere Boote anfertigen muß, welche zu dem Geschäfte ganz notwendig sind? Ich wette, sie liegen unten am Floßplatze.«
    »Den kennen wir nicht.«
    »Er wird zu finden sein. Da seht, hier führt die Rutschbahn hinab. Wollen untersuchen, ob wir hinab können.«
    Soeben schlug die Flamme durch das Dach und erleuchtete den ganzen Platz. Am Rande des Waldes, nach dem Flusse zu, war eine Lücke zwischen den Bäumen zu bemerken. Die Tramps eilten auf dieselbe zu und sahen, daß ihr Anführer ganz richtig vermutet hatte. Es führte eine gerade, steile, schmale Bahn hinab, neben welcher ein Seil befestigt war, an welchem man sich halten konnte. Die drei ließen sich hinab.
    Als sie unten am Flußufer ankamen, hörten sie von ferne das Geschrei dreier Stimmen, welches von dem alten Missourier und dessen beiden Begleitern, die nach dem Blockhause vorangegangen waren, herrührte.
    »Sie kommen,« sagte der Cornel. »Nun schnell, daß wir ein Boot finden!«
    Sie brauchten nicht lange zu suchen, denn gerade da, wo sie standen, lagen drei Fahrzeuge angebunden. Es waren auf indianische Weise aus Baumrinde gebaute und mit Harz gedichtete Kanoes, jedes vier Personen fassend. »Hängt die beiden andern hinten an,« gebot der Rothaarige. »Wir müssen sie mitnehmen und später vernichten, damit wir nicht verfolgt werden können.«
    Man gehorchte ihm. Dann stiegen die vier in das erste Kanoe, griffen zu den darin liegenden Rudern und arbeiteten sich vom Ufer ab. Der Cornel saß hinten und steuerte. Einer seiner Leute that einen Ruderschlag, als ob er flußaufwärts wolle.
    »Falsch!« sagte ihm der Anführer. »Wir gehen abwärts.«
    »Aber wir wollen doch weiter ins Kansas hinein, zum großen Tramp-Meeting!« antwortete der Mann.
    »Allerdings. Aber das wird dieser Old Firehand erfahren, denn er preßt es den Gefangenen sicher aus. Er wird uns also morgen flußaufwärts suchen; wir müssen deshalb abwärts, um ihn irre zu führen.«
    »Ein gewaltiger Umweg.«
    »Gar nicht. Wir fahren bis zur nächsten Prairie, welche wir am Morgen erreichen. Wir versenken die Boote und stehlen uns Pferde bei den dortigen Indianern. Dann geht es rasch nach Norden, und wir holen diese kleine Versäumnis in einem Tage ein, während die Rafters langsam, mühselig und vergeblich nach unsrer Fährte suchen.«
    Die Boote wurden im Schatten des Ufers gehalten, damit der Schein des oben brennenden Feuers sie nicht treffen konnte.
    Dann, als sie die Grenze desselben unten erreicht hatten, steuerte der Cornel nach der Mitte des Flusses, gerade als die

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