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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ich hab' dich wirklich nich erwürge wolle, wenn's halbwegs möglich is!«
    Der brave Altenburger stand in diesem Augenblicke fast mehr Angst aus als der Gewürgte, welcher mit geschlossenen Augen da lag, begierig nach Luft schnappte, dann endlich die Lider öffnete, einen langen, immer bewußter werdenden Blick auf den über ihn gebeugten Droll warf und nun mit heiserer Stimme fragte: »Ist's möglich! Tante Droll!«
    »Gott sei Dank, ich habe dich nicht umgebracht!« antwortete der Gefragte jauchzend, nun in englischer Sprache. »Natürlich bin ich es. Warum hast du mir nicht gesagt, daß du es bist?«
    »Konnte ich sprechen? Ich wurde so schnell gepackt, ohne jemand gesehen zu haben, daß ich - - Himmel, Old Firehand!«
    Er sah den Jäger stehen und der Anblick desselben gab ihm seine Bewegungsfähigkeit zurück. Der Druck von Firehands Fäusten war weit kräftiger gewesen als derjenige von Tante Droll. Der Häuptling lag mit geschlossenen Augen und bewegungslos am Boden.
    »Ist er tot?« fragte Bill.
    »Nein,« antwortete der Riese, indem er dem Kleinen die Hand reichte. »Er ist nur bewußtlos und wird bald zu sich kommen.
    Willkommen, Bill! Das ist eine freudige Überraschung. Wie kommt Ihr zu dem Häuptling der Osagen?«
    »Ich kenne ihn schon seit Jahren.«
    »So? Wer ist bei Euch? Vermutlich Indianer vom Stamme des Häuptlings?«
    »Ja, vier Mann.«
    »Nur? So habt Ihr ledige Pferde bei Euch?«
    »Allerdings. Außerdem befinden sich der Gunstick-Uncle, den Ihr wohl auch kennt, und ein englischer Lord bei uns.«
    »Ein Lord? Vornehme Begegnung also. Holt diese Leute herbei. Sie haben von uns und wir von ihnen nichts zu befürchten.«
    Bill lief fort, doch legte er nur die Hälfte der Entfernung zurück und rief dann freudig: »Uncle, reitet immer vorwärts! Wir sind bei Freunden. Old Firehand und die Tante Droll sind da.«
    Der Angerufene gehorchte diesen Worten. Die im Anschlage liegenden Rafters erhoben sich aus dem Grase, um die Ankömmlinge zu bewillkommnen. Wie erstaunten diese letzteren, als sie den Häuptling bewußtlos sahen und erfuhren, was geschehen war! Die Osagen standen, als sie von ihren Pferden gestiegen waren, von fern und betrachteten den berühmten Jäger mit ehrfurchtsvollen Blicken. Der Lord machte große Augen und näherte sich der Riesengestalt desselben mit langsamen Schritten; dabei machte er ein so dummes Gesicht, daß man über dasselbe hätte lachen können. Old Firehand sah dasselbe und die auf der einen Seite so dick angeschwollene Nase. Er reichte ihm die Hand und sagte: »Willkommen, Mylord! Ihr seid in der Türkei, in Indien, vielleicht auch in Afrika gewesen?«
    »Woher wißt Ihr das, Sir?« fragte der Englishman.
    »Ich vermute es, da Ihr noch jetzt den Rest des Bouton d'Alep (Aleppobeule) an Eurer Nase tragt. Wer solche Reisen gemacht hat, wird sich wohl auch hier zurecht finden, obgleich - - -«
    Er hielt inne und warf einen lächelnden Blick auf die Ausrüstung des Engländers, besonders auf den Bratapparat, welcher auf den Tornister desselben geschnallt war. In diesem Augenblicke kam der Häuptling zu sich. Die Augen öffnen, tief Atem holen, aufspringen und das Messer ziehen war bei ihm eins. Da aber fiel sein Blick auf den Jäger; er senkte die Hand mit dem Messer und rief: »Old Firehand! Warst du es, der mich ergriff?«
    »Ja. Es war so dunkel, daß ich meinen roten Bruder nicht erkennen konnte.«
    »So bin ich froh. Von Old Firehand besiegt zu sein, ist keine Schande. Wäre es aber ein andrer gewesen, so hätte die Schmach so lange auf meinem Haupte gelegen, bis ich ihn getötet hätte. Mein weißer Bruder will nach Butlers Farm?«
    »Ja. Woher weißt du es?«
    »Bleichgesichter sagten es.«
    »Nach der Farm will ich später. Jetzt liegt mein Ziel am Osagenook.«
    »Wen sucht mein berühmter Bruder dort?«
    »Einen Weißen, der sich Cornel Brinkley nennt, und seine Genossen, lauter Tramps.«
    »So kann mein Bruder getrost nach der Farm mit uns reiten, denn der Rote kommt morgen hin, um sie zu überfallen.«
    »Woher weißt du das?
    »Er selbst hat es gesagt, und Bill hörte es. Die Tramps haben heute mich und meine Osagen überfallen, acht von ihnen getötet und mich mit den übrigen gefangen genommen. Ich entkam und holte Bill und den Uncle, welche mir mit diesem weißen Engländer halfen, meine roten Brüder zu befreien.«
    »Du wurdest von fünf Tramps bis hierher verfolgt?«
    »Ja.«
    »Bill und der Uncle lagerten hier?«
    »So ist es.«
    »Und der Engländer

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