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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns, aber es zwingt uns zur Änderung unsres Planes für morgen. Wir müssen schon sehr frühzeitig von hier aufbrechen.«
    »Warum?« wurde er gefragt.
    »Weil die Osagen alles gehört haben, was wir gesprochen haben. Ein wahres Glück ist es, daß sie von unsrer Absicht auf den Eagle-tail nichts wissen, denn davon sprachen wir nicht hier, sondern vorher drüben beim andern Feuer. Aber was wir mit Butlers Farm vorhaben, das wissen sie.«
    »Und du meinst, daß sie es verraten?«
    »Natürlich!«
    »Sollten diese wilden Halunken mit Butler befreundet sein?«
    »Befreundet oder nicht; sie werden es ihm melden, um sich an uns zu rächen und uns einen warmen Empfang zu bereiten.«
    »Das ist freilich leicht zu denken, und da ist es allerdings geraten, uns soviel wie möglich zu sputen. Möchte nur wissen, wo die fünf Kerls bleiben, welche dem flüchtigen Häuptling nach sind!«
    »Mir auch unbegreiflich. Hätte er seine Zuflucht in dem Walde gesucht, so wäre er schwer oder unmöglich zu finden gewesen; seine Spur führte aber weit in die offene Prairie hinaus und er hatte kein Pferd. Da müssen sie ihn doch erwischt haben!«
    »Jedenfalls. Aber sie sind wohl auf dem Rückwege von der Nacht überrascht worden und haben sich verirrt. Oder haben sie sich gelagert, um sich nicht zu verirren, und stoßen morgen früh zu uns. Jedenfalls werden wir ihre Fährte treffen, denn sie nahmen genau die Richtung, welche wir einhalten müssen.«
    Da allerdings befand sich der Sprecher in einem Irrtum. Der Himmel oder vielmehr die Wolken sorgten dafür, daß die betreffende Spur verwischt wurde, denn es stellte sich später ein, wenn auch leichter, aber mehrere Stunden anhaltender Regen ein, welcher alle Huf- und Fußeindrücke verwischte.

    Sechstes Kapitel
    Ein Parforceritt im Finstern

    Sobald sich, wie im vorigen Kapitel geschildert, vorhin bei den Pferden das Geschrei erhoben hatte, war es für Bill, den Uncle und den Engländer an der Zeit gewesen, sich in Sicherheit zu bringen. Sie waren, so schnell es die Finsternis gestattete, durch den Wald und zu ihren Pferden geeilt. Daß die letzteren nicht verfehlt wurden, war nur dem Scharfsinn der beiden Jäger zu verdanken. Der Lord hätte sich wohl nicht so leicht zurecht gefunden, da ein Wellenberg und Wellenthal bei Nacht noch viel mehr als am Tage dem andern glich. Sie machten die Pferde los, stiegen auf und nahmen die ledigen an der Koppel fest.
    Kaum war das geschehen, so hörten sie die Indianer kommen.
    Der Häuptling hatte sich in der Finsternis ebenso leicht wie am hellen Tage an Ort und Stelle gefunden.
    »Diese Tramps waren blind und taub,« sagte er. »Wir konnten weiter keinen von ihnen töten, denn wenn wir unsre Pferde haben wollten, durften wir uns nicht bei den Menschen verweilen; aber es werden ihrer viele in die ewigen Jagdgründe wandern, um die Geister der Osagen zu bedienen.«
    »Du willst dich rächen?« fragte Bill.
    »Warum spricht mein weißer Bruder solche Worte aus? Sind nicht heute acht Osagen gefallen, deren Tod gerächt werden muß? Sollten nicht die vier übrigen gemartert und gemordet werden? Wir werden nach den Wigwams der Osagen reiten, um viele Krieger zu holen. Dann folgen wir der Fährte dieser Bleichgesichter, um ihrer so viele auszulöschen, wie Manitou in unsre Hände gibt.«
    »In welcher Richtung weiden jetzt die Herden der Osagen?
    »Gegen Westen.«
    »So müßt ihr an Butlers Farm vorüber?«
    »Ja.«
    »Und wie lange reitest du von dort aus, um die Deinigen zu erreichen?«
    »Die ersten Herden sind schon nach einem halben Tage zu treffen, wenn man ein gutes Pferd besitzt und sich beeilt.«
    »Das ist sehr gut. Wir werden uns beeilen müssen, um Butlers Farm zu retten.«
    »Was sagt mein Bruder? Butler ist der Freund und Beschützer der Osagen. Droht ihm ein Unglück?«
    »Ja. Doch sprechen wir nicht jetzt und hier davon. Wir müssen zunächst fort, um aus der Nähe der Tramps zu kommen. Diese wollen morgen die Farm überfallen, und wir müssen hin, um den Besitzer zu warnen.«
    »Uff! Meine roten Brüder mögen die ledigen Pferde führen, damit die weißen Brüder mir leichter folgen können!«
    Seine Leute gehorchten, indem sie zu den ihrigen auch noch die erbeuteten ledigen Pferde nahmen; dann ging es im Galopp zwischen die niedrigen Hügel hinein, nicht auf der Spur zurück, welche sie selbst geritten waren, denn das wäre ein Umweg nach Norden gewesen, sondern auf der Fährte, die der Häuptling und seine Verfolger heute am

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