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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Engländer folgte dieser Aufforderung und antwortete dann:
    »Die Tramps. Ich sehe sie deutlich. Sie kommen.«
    »Kommen sie wirklich?«
    »Natürlich. Was sollen sie sonst thun?«
    »So scheint mein Rohr besser zu sein als das Eurige, obgleich es viel kleiner ist. Seht Ihr denn die Tramps in Bewegung?«
    »Nein, sie halten.«
    »Mit den Gesichtern wohin gewendet?«
    »Nach Nord.«
    »So folgt einmal mit dem Rohre dieser Richtung! Vielleicht seht Ihr dann, weshalb die Kerls angehalten haben.«
    »Well, Sir, werde schauen!« Und nach einigen Augenblicken fuhr er fort: »Dort kommen drei Reiter, ohne die Tramps zu bemerken.«
    »Reiter? Wirklich?«
    »Yes! Doch nein; es scheint eine Lady dabei zu sein. Richtig, es ist eine Dame. Ich sehe das lange Reitkleid und den wehenden Schleier.«
    »Und wißt Ihr, wer diese drei sind?«
    »Nein. Wie könnte ich wissen - - heighho, es werden doch nicht etwa - -?«
    »Allerdings,« nickte Old Firehand ernst. » Sie sind es; der Farmer und sein Bruder nebst dessen Tochter. Der Bote, den wir ihnen entgegenschickten, um sie zu warnen, hat sie nicht getroffen.«
    Der Lord schob sein Rohr zusammen und rief: »So müssen wir schnell zu Pferde und hinaus, sonst fallen sie den Tramps in die Hände!«
    Er wollte fort. Der Jäger hielt ihn beim Arme fest und sagte:
    »Bleibt, Sir, und macht keinen Lärm! Die Lady braucht jetzt nichts zu erfahren. Wir können weder warnen noch helfen, denn es ist bereits zu spät. Seht, seht!«
    Der Lord setzte sein Rohr wieder an und sah, daß die Tramps sich in Bewegung setzten und den dreien im Galopp entgegenritten.
    »All devils!« rief er aus. »Sie werden sie umbringen!«
    »Fällt ihnen gar nicht ein! Diese Kerls kennen ihren Vorteil und werden ihn gehörig auszunutzen suchen. Welchen Gewinn könnten sie von dem Tode dieser drei Personen haben? Gar keinen. Sie würden dadurch ganz im Gegenteile nur erreichen, daß unser Verhalten sich verschärfte. Lassen sie dieselben aber leben, um sie als Geiseln zu benutzen, so können sie uns Zugeständnisse erpressen, zu denen wir uns sonst nicht verstehen würden. Paßt auf. Jetzt ist's geschehen. Die drei sind umringt. Wir konnten das nicht ändern. Erstens war die Zeit zu kurz, und zweitens sind wir im freien Felde gegen die Tramps selbst jetzt noch viel zu schwach.«
    »Well, das ist richtig, Sir,« meinte der Lord. »Aber wehe den Halunken, wenn sie die Gefangenen nicht anständig behandeln! Und - wollen wir uns wirklich irgend welche Zugeständnisse erpressen lassen? Eigentlich müßte man sich schämen, mit solchen Menschen nur in Verhandlung zu treten!«
    Old Firehand zuckte auf sehr eigentümliche Weise die Achsel, und ein selbstbewußtes, fast verächtliches Lächeln spielte um seine Lippen, als er antwortete: »Laßt mich nur machen, Sir! Ich habe noch nie etwas gethan, dessen ich mich schämen müßte.
    Und von Tramps, selbst wenn es tausend wären, läßt Old Firehand sich keine Befehle erteilen. Wenn ich Euch sage, daß die drei Personen, welche jetzt da draußen gefangen genommen worden sind, in keinerlei Gefahr schweben, so könnt Ihr meinen Worten glauben. Dennoch aber ersuche ich Euch, Ms. Butler nicht wissen zu lassen, was geschehen ist. Ich selbst hätte es im Augenblicke der Überraschung fast verraten, und doch kann es nichts nützen, sondern nur schaden, wenn sie es erfährt.«
    »Soll es auch sonst niemand wissen?«
    »Denjenigen, welche uns näher stehen, wollen wir es mitteilen, damit wenigstens sie wissen, woran wir sind. Wollt Ihr das übernehmen, so geht jetzt hinab zu ihnen, doch sollen sie es nicht weiter plaudern. Ich werde hier die Vagabunden weiter beobachten, und dann nach ihrem Verhalten meine Maßregeln treffen.«
    Der Lord begab sich wieder in den Hof hinab, um das Geschehene den Betreffenden bekannt zu machen. Old Firehand richtete seine Aufmerksamkeit auf die Tramps, welche ihre drei Gefangenen in die Mitte genommen hatten und nach der mehrfach erwähnten Baumgruppe ritten, um dort anzuhalten. Sie stiegen daselbst von den Pferden und lagerten sich. Der Jäger sah, daß es eine sehr bewegte Unterhaltung oder Beratung zwischen ihnen gab. Er glaubte zu wissen, welches Resultat dieselbe haben werde, und dachte darüber nach, wie er sich zu demselben verhalten solle. In diesem Sinnen wurde er durch Droll gestört, welcher hastig heraufkam und in deutscher Sprache fragte: »Is es werklich wahr, was der Lord uns sage soll? Die zwee Herrn Butlers sind gefange genomme worde und das

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