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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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scheinen sich zu beraten.«
    Die Tramps hielten in einem Haufen beisammen, von welchem sich vier derselben abgesondert hatten, wahrscheinlich die Anführer. Man konnte ihre Gesichter nicht erkennen, aber aus ihren lebhaften Gestikulationen war zu ersehen, daß sie sich über Wichtiges unterhielten. Dann setzten sich alle flußaufwärts, also nach Norden zu, in Bewegung, bis sie sich außerhalb des Schußbereiches der Farm befanden. Dort gingen sie an das andre Ufer. Als alle beisammen waren, bildeten sie einen geschlossenen Haufen, dessen Front, nach dem Thore der Mauer gerichtet war. Bis jetzt hatten die Verteidiger die Ostseite inne gehabt, nun aber rief Old Firehand mit lauter Stimme: »Schnell alle hinüber nach der Nordseite! Sie wollen das Thor forcieren.«
    »Sie können es doch nicht einrennen!« entgegnete Blenter.
    »Nein, aber wenn sie es erreichen, so können sie sich vom Sattel aus so schnell, über Thor und Mauer schwingen, daß es ihnen möglich ist, uns hier im Hofe zu erdrücken.«
    »Vorher aber werden viele fallen.«
    »Noch mehr aber übrig bleiben. Schießt nicht eher, als bis ich es befehle, dann aber alle zu gleicher Zeit, zwei Salven aus den Doppelgewehren, mitten in den Haufen hinein!«
    Die Nordseite wurde schnell besetzt. Teils hielten die Verteidiger an den Schießscharten, teils standen sie auf den zwischen diesen befindlichen Erhöhungen, von denen aus über die Mauer geschossen werden konnte. Diese letzteren duckten sich nieder, um von den Angreifenden nicht zu früh gesehen zu werden.
    Nun zeigte es sich, wie richtig Old Firehand vermutet hatte. Der Trupp setzte sich in Bewegung, im Galopp gerade nach dem Thore zu. Erst als er sich höchstens noch achtzig Schritte von demselben befand, erscholl der Befehl zum Feuern; zwei Salven krachten schnell hintereinander, so genau abgegeben, daß sie wie zwei einzelne Schüsse klangen. Der Erfolg entsprach ganz den Erwartungen Old Firehands. Es war, als ob die Tramps mitten im Jagen durch ein quer vorgespanntes Seil aufgehalten worden seien. Sie bildeten einen wilden Knäuel, welcher sich nicht schnell genug zu lösen vermochte. Der Lord, welcher zwei Gewehre besaß, gab noch zwei Schüsse ab; die andern bekamen Zeit, rasch zu laden, wenn auch nur einen Lauf, und feuerten nun nicht salvenmäßig, sondern ad libitum und unaufhörlich in den Wirrwarr hinein. Das vermochten die Tramps nicht auszuhalten; sie stoben auseinander und ließen ihre Toten und Verwundeten liegen, da es höchst gefährlich für sie war, sich bei und mit denselben aufzuhalten. Die ledigen Pferde rannten instinktmäßig dem Farmhause zu, und man öffnete das Thor, um sie hereinzuholen. Als dann die Tramps doch den Versuch machten, sich ihrer Verwundeten anzunehmen, wurden sie nicht belästigt, da es einem Akt der Menschlichkeit galt. Man sah, daß sie dieselben unter eine ferne Baumgruppe schafften, um sie dort, so gut die Verhältnisse es erlaubten, zu verbinden.
    Währenddessen war es Mittag geworden, und es wurde Speise und Trank unter die tapferen Verteidiger verteilt. Dann sah man, daß die Tramps sich entfernten, indem sie die Beschädigten unter den Bäumen liegen ließen; sie ritten nach Westen.
    »Ob sie abziehen?« fragte Humply-Bill. »Sie haben eine tüchtige Lehre erhalten, und es wäre nur klug von ihnen, wenn sie sich dieselbe zu Herzen nähmen.«
    »Fällt ihnen gar nicht ein,« antwortete Tante Droll. »Gäben sie wirklich ihre Absicht auf, so würden sie die Verwundeten mitnehmen. Ich meine, daß sie jetzt an die Herden denken werden, welche zur Farm gehören. Gegen diese ist ihr jetziges Vorhaben gerichtet. Da schaut hinauf auf das Haus! Droben steht Old Firehand mit dem Fernrohr in der Hand. Er beobachtet die Kerls, und ich denke, daß wir bald einen Befehl erhalten werden.«
    »Welchen?«
    »Den Hirten und Indianern zu Hilfe zu kommen.«
    Die Vermutung der Tante erwies sich als ganz richtig. Die Tramps waren nun so weit fort, daß man sie von der Mauer aus nicht mehr sehen konnte; aber Firehand hatte sie noch im Auge; er rief plötzlich von oben herab: »Schnell die Pferde satteln! Die Kerls wenden sich südwärts, und werden nun mit der »guten Sonne« und seinen Leuten zusammentreffen.«
    In weniger als fünf Minuten standen die Pferde bereit, und alle, außer einigen Knechten, welche im Hofe zurückbleiben und nötigenfalls das Thor schnell öffnen sollten, stiegen auf. Old Firehand an ihrer Spitze, ritten sie zum Thore hinaus, und um die nächste

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