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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Old Firehand verächtlich.
    Das ärgerte den Tramp und er antwortete auffahrend: »Wir brauchten ja nur Eure Unvorsichtigkeit zu benutzen.«
    »Ah! Wieso? Welche Unvorsichtigkeit habe ich begangen?«
    »Die, daß Ihr Euch bis hierher von der Farm entfernt habt.
    Wenn wir gewollt hätten, wäret Ihr in unsre Hände gefallen. Und ohne Euch, das geben wir zu, wären die dort hinter den Mauern nichts gegen uns gewesen.«
    Über das Gesicht Old Firehands ging ein heiteres Lachen, demjenigen ähnlich, welches sich bei gutmütigen Erwachsenen zeigt, wenn ein Kind eine recht drastische Dummheit gesagt hat.
    »Ihr glaubt Euren eigenen Worten doch wohl selbst nicht,«
    antwortete er. »Ihr, und Old Firehand fangen! Warum habt Ihr es denn nicht gethan? Daß Ihr es nicht einmal versucht habt, ist der beste Beweis, daß Ihr selbst nicht an die Möglichkeit glaubtet.«
    »Oho! Man weiß zwar, daß Ihr ein guter Westmann seid; aber der Unbesiegliche, für den man Euch hält, seid Ihr doch noch lange nicht. Ihr befindet Euch gerade in der Mitte zwischen uns und der Farm. Es brauchten nur einige von uns sich zu Pferde zu setzen, um Euch den Rückweg abzuschneiden, so wäret Ihr unser Gefangener geworden.«
    »Meint Ihr wirklich?«
    »Ja. Und wenn Ihr der beste Läufer wäret, ein Pferd ist doch noch schneller; das gebt Ihr doch wohl zu. Also wäret Ihr umzingelt gewesen, bevor Ihr das Haus erreichtet.«
    »Eure Berechnung stimmt bis auf zwei Punkte. Erstens fragt es sich, ob ich mich nicht gewehrt hätte; einige von euch fürchte ich noch lange nicht. Und zweitens habt Ihr außer acht gelassen, daß diejenigen, welche mich fangen wollten, in den Kugelbereich meiner Leute hätten kommen müssen; sie wären einfach weggeputzt worden. Doch nicht das ist es, wovon wir zu sprechen haben.«
    »Nein, das ist es nicht, Sir. Ich bin gekommen, um Euch Gelegenheit zu geben, das Leben unsrer drei Gefangenen zu retten.«
    »Dann habt Ihr Euch unnütz bemüht, denn das Leben dieser Leute befindet sich nicht in Gefahr.«
    »Nicht?« meinte der Cornel mit einem schadenfrohen Grinsen.
    »Da irrt Ihr Euch gewaltig, Sir. Wenn Ihr nicht auf unsre Forderungen eingeht, Sir, werden sie aufgeknüpft.«
    »Ich habe Euch schon sagen lassen, daß ihr alle dann auch aufgehängt würdet.«
    »Lächerlich! Habt Ihr gezählt, wie viele Köpfe wir sind?.«
    »Sehr wohl; aber wißt auch Ihr vielleicht, welche Anzahl ich euch entgegenstellen kann?«
    »Sehr genau.«
    »Pshaw! Ihr habt uns nicht zählen können.«
    »Das ist nicht nötig. Wir wissen, wie viele Knechte auf Butlers Farm gewöhnlich vorhanden sind; mehr werden es auch jetzt nicht sein. Dazu kommen höchstens noch die Rafters, welche Ihr vom schwarzen Bärenflusse mitgebracht habt.«
    Er blickte den Jäger erwartungsvoll von der Seite an, denn er befand sich wirklich im unklaren über die Leute, welche diesem zur Verfügung standen. Nun wollte er die Miene desselben beobachten, um aus derselben zu schließen, ob die ausgesprochene Vermutung richtig sei oder nicht. Old Firehand wußte das. Er machte eine wegwerfende Handbewegung und antwortete: »Zählt eure Toten und Verwundeten und sagt mir dann, ob die wenigen Rafters das fertig gebracht hätten.
    Überdies habt Ihr meine Indianer gesehen und auch die andern Weißen, welche euch im Rücken nahmen.«
    »Die andern Weißen?« lachte der Tramp. »Es sind keine andern als eben nur die Rafters gewesen. Ich gebe zu, daß ihr uns da überlistet habt. Ihr seid den Indianern aus der Farm zu Hilfe gekommen; das habe ich mir leider zu spät überlegt. Wir hätten sofort nach der Farm reiten sollen; dann wäre dieselbe in unsre Hände gefallen. Nein, Sir, mit eurer Anzahl könnt ihr uns nicht imponieren. Wenn wir die Gefangenen töten, ist es euch ganz unmöglich, sie zu rächen.«
    Wieder war es ein versteckt lauernder Blick, den der Cornel auf Old Firehand warf. Dieser zuckte geringschätzig die Achsel und meinte: »Streiten wir uns nicht. Selbst wenn wir so wenige Köpfe zählten, wie Ihr irrigerweise anzunehmen scheint, wären wir euch weit überlegen. Tramps, Tramps, was sind das für Leute? Faule Arbeiter, Vagabunden, Landstreicher! Da drinnen aber, hinter der Mauer, stehen die berühmtesten Jäger und Scouts des wilden Westens. Ein einziger von ihnen nimmt mindestens zehn Tramps auf sich. Wären wir auch nur zwanzig Westmänner beisammen, und ihr wagtet es, die Gefangenen zu töten, so würden wir wochen- und monatelang auf eurer Ferse bleiben, um euch bis

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