Der Schatz von Blackhope Hall
räusperte sich. Danach breitete sich drückende Stille aus. Am anderen Ende des Raums rutschte Tom unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
Schließlich fragte sie: "Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Sir?"
"Offen gestanden – das weiß ich nicht, Lady Ol…"
"Bitte, nennen Sie mich Miss Moreland. Das ziehe ich vor." Was für ungewöhnliche Augen, dachte sie. Bei Tageslicht strahlten sie noch heller als im Lampenschein. Silbern? Oder eher wie Zinn?
"Also gut, Miss Moreland. Ich fürchte, gestern Abend haben wir einander auf dem falschen Fuß erwischt."
"Allerdings – wenn Sie damit umschreiben wollen, dass Sie mich unsanft am Arm gepackt, unlauterer Machenschaften beschuldigt und auch noch als 'verrückt' bezeichnet haben."
Seine Wangen röteten sich ein wenig. "So meinte ich das nicht … Nachdem ich herausgefunden hatte, wer Sie sind, war ich ziemlich überrascht. Deshalb rutschten mir jene Worte heraus. Damit wiederholte ich nur, was ich mehrfach gehört hatte. Nun möchte ich Sie um Verzeihung bitten, und ich versichere Ihnen, ich halte Ihre Familie keineswegs für verrückt. So denkt kein vernünftiger Mensch. Das ist einfach nur ein dummes Gerücht …"
Beklommen wich er ihrem kühlen Blick aus.
"Natürlich entschuldige ich mich auch, weil ich dachte, Sie wären Mrs. Terhunes Assistentin. Aber Sie müssen zugeben, dass die Umstände diesen Verdacht nahe legten. Also bin nicht nur ich für die Szene während der Séance verantwortlich." Da sie nicht antwortete, seufzte er und stand auf. "Offenbar verschwende ich meine Zeit."
"Nein, warten Sie!" Auch Olivia erhob sich und streckte eine Hand aus, als wolle sie ihn zurückhalten. Dann stieg ihr das Blut in die Wangen, und sie ließ den Arm sinken. "Ich nehme Ihre Entschuldigung an. Und was wünschen Sie? Was können wir für Sie tun?"
Nach einigem Zögern setzte er sich wieder. "Da bin ich mir nicht sicher … Was genau machen Sie hier?"
"Wir untersuchen gewisse merkwürdige, unerklärliche Ereignisse."
"Die mit Geistern zusammenhängen?" In seiner Stimme schwang ein ironischer Unterton mit.
"Bisher wurde ich noch nie beauftragt, Geistern nachzuspüren, Sir. Im Allgemeinen überprüfe ich Leute, die sich Medien nennen, und ihre Methoden."
"Wie Mrs. Terhune gestern Abend."
"Genau."
"Warum?"
"Weil ich betrügerische Aktivitäten verabscheue. Und ich finde es niederträchtig, wenn jemand hintergangen wird, der den Verlust eines geliebten Menschen beklagt, wenn ihm vorgegaukelt wird, er könnte mit dem Toten sprechen."
"Halten Sie es für unmöglich, Verbindung mit dem Jenseits aufzunehmen?"
"Bis jetzt ist mir noch niemand begegnet, der dazu fähig war. Kein einziges Medium hat mir unwiderlegbare Beweise geliefert."
"Kennen Sie eine Frau namens Madame Valenskaya?"
"Ich habe von ihr gehört, bin ihr aber noch nie begegnet."
"Glauben Sie, diese Frau könnte Geister heraufbeschwören?" fragte er.
"Ich habe ihre Praktiken noch nicht erforscht. Aber auf Grund meiner Erfahrungen mit anderen Medien würde ich sagen, das ist höchst unwahrscheinlich. Im Allgemeinen wenden diese Leute gewisse Tricks an, um den Eindruck zu erwecken, ein Geist wäre im Zimmer. Sie bestehen auf einer gewissen Atmosphäre. Der Raum muss dunkel oder nur schwach beleuchtet sein. Dann erscheint der Geist. Entweder klopft er an die Wand, schillernde Gegenstände gleiten durch die Luft – oder sogar Gestalten, die gespenstisch aussehen. Natürlich muss das Medium so tun, als würde es dergleichen nicht inszenieren. Deshalb fordert es die Anwesenden auf, einander an den Händen zu halten und einen Kreis zu bilden, dem es selbst angehört. Manchmal berühren sich die Füße der Leute unter dem Tisch. Wenn ein Klopfen ertönt, bezeugen die Sitznachbarn des Mediums, es würde weder Hände noch Füße bewegen."
"Und wie entsteht das klopfende Geräusch?"
"Manche Medien, zum Beispiel die Fox-Schwestern, lassen ihre Zehen oder Kniegelenke knacken. Oder sie tragen zu große Schuhe, schlüpfen unmerklich heraus, und die Zehen knirschen laut und vernehmlich. Oder ihre Knie stoßen gegen die Unterseite des Tisches. Und ein anderer weit verbreiteter Trick ist die Unterstützung eines Komplizen, der an der Séance teilnimmt und neben dem Medium sitzt. Er wird behaupten, er habe es die ganze Zeit an der Hand gehalten. In Wirklichkeit kann es mit seiner freien Hand auf den Tisch klopfen. Oder es steht im Schutz der Dunkelheit auf, sein argloser Sitznachbar umfasst die Hand des Helfershelfers,
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