Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
meinen Traum kennen. Aber – es ist unmöglich."
    "Genau das sagte ich mir gestern den ganzen Tag. Darüber wollte ich mit dir reden. Aber du hast dich nicht blicken lassen. Sprachen die beiden über Alys' Ehemann? Hat John eine Verletzung an ihrer Wange bemerkt?"
    "Allerdings, und er fragte, ob ihr das Sir Raymond angetan habe."
    "Sir Raymond! Diesen Namen hörte ich auch." Mit allen Fingern strich er sich durchs Haar. "Und dann haben sie …"
    "Ja", würgte sie hervor. Das Gesicht feuerrot, erinnerte sie sich an die Liebkosungen der beiden – wie Alys sich in sie selbst verwandelt hatte und der Ritter in Stephen.
    Sie sah die Verlegenheit in seinem Blick und noch viel mehr, einen feurigen Glanz, der seine Silberaugen erhellte und die Hitze in ihrem eigenen Körper schürte. Plötzlich wurde ihr Mund trocken, und sie wusste nicht, wohin sie schauen sollte. Sie spürte wieder die Leidenschaft, die sie erfasst hatte, schmeckte den Kuss, seine Haut … Abrupt stand sie auf.
    Die Arme vor der Brust verschränkt, trat sie zurück. "Unvorstellbar! Wie konnten wir dasselbe träumen?"
    "Jedenfalls ist es geschehen."
    "Das war sicher nicht Madame Valenskayas Werk", entschied sie. "Dazu wäre niemand fähig. Uns beiden die gleichen Dinge in einem Traum vorzugaukeln …"
    "Wenn ein erfahrener Hypnotiseur jemandem suggeriert, dies oder jenes zu tun, müsste es ihm ebenso gelingen, einen Traum heraufzubeschwören."
    "Aber zu erreichen, dass wir das alles gleichzeitig träumen … Solche Fähigkeiten besitzt kein Mensch. Madame Valenskaya schon gar nicht. Dafür fehlt ihr jede Subtilität und das nötige Geschick. Zum Beispiel ist mir schon mehrmals aufgefallen, dass sie ihren russischen Akzent vergessen hat."
    "Vielleicht ist Babington der Hypnotiseur und Madame nur sein Werkzeug."
    Olivia runzelte skeptisch die Stirn. "Wer immer es ist – wie kann er uns veranlassen, dasselbe zu träumen?"
    "Und wenn wir in unseren Träumen nicht dieselben Menschen beobachtet haben?"
    "Da war ein Mann, groß und kräftig gebaut, mit hellbraunem Haar, grünen Augen und einer Narbe im Gesicht. Hier." Sie strich mit einem Fingernagel über ihre linke Wange.
    "An seine äußere Erscheinung erinnere ich mich nicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er wäre – ich. Alles sah ich mit seinen Augen, den Burghof, die Festung, die Frau."
    Olivia dachte an das Ende des Traums, wo sie sich in die Frau verwandelt hatte. Mit zitternder Stimme erwiderte sie: "Das ist absurd."
    "Zumindest überschreitet es die Grenzen der Logik", gab Stephen zu.
    "Noch nie habe ich von einem Hypnotiseur gehört, und ich bin auch keinem begegnet, der zu einer solchen Leistung fähig gewesen wäre. Meines Wissens gibt es keinen Trick, der so etwas auch nur annähernd bewirken würde."
    "Und auf welche Weise ist es geschehen?"
    Hilflos zuckte Olivia mit den Schultern, denn sie fand weder für die Vision der Frau in der Halle noch für den Traum eine plausible Erklärung.
    "Nun muss ich dir noch etwas erzählen", sagte Stephen nach einer kurzen Pause. "Ich glaube, von diesen Personen habe ich schon vorher einmal geträumt."
    "Was?"
    "In London träumte ich von diesem Mann, und ich schien alles mit seinen Augen zu betrachten. Ich stand in einer alten Festung, auf einer steinernen Wendeltreppe, die zu einem Turmzimmer hinaufführte. Diesen Ort hatte ich nie zuvor gesehen, wusste aber, dass er mein Zuhause war. Ich trug einen Kettenpanzer und kämpfte – offenbar um mein Leben –, und ich schwang ein schweres breites Schwert. Hinter mir spürte ich die Nähe einer Frau. Ich sah sie nicht. Da ich fechten musste, konnte ich mich nicht umdrehen. Aber ich kannte sie … Ich nehme an, sie war die Schlossherrin. Und ich hatte geschworen, sie zu schützen. Aber ich empfand noch tiefere Gefühle, die über Loyalität und Pflichtbewusstsein hinausgingen. Ja, ich bin mir ganz sicher. In jenem Traum war ich derselbe Mann wie in diesem zweiten. Falls das einen Sinn ergibt …" Stephen verstummte kurz und schaute Olivia an. "Wahrscheinlich hältst du mich für verrückt."
    "Keineswegs. Auch ich habe schon früher von den beiden geträumt. In der Halle erkannte ich die Frau wieder. Ich hatte sie am Vortag in einem Traum gesehen. Sie saß vor dem Feuer in meinem Zimmer und bürstete ihr Haar. Aber es war ein anderer Raum, mit Binsen am Boden und einem größeren Kamin. Dann kam der Mann herein und kniete neben ihr nieder – dieser John. Anfangs dachte ich, sie wären tatsächlich da, ich

Weitere Kostenlose Bücher