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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Schritte der beiden Mädchen von den kahlen Bodenbrettern wider.
    Unterhalb des Dachvorsprungs gab es keine Fenster, nur ein einziges am Ende des Flurs, und deshalb war es im dritten Stock viel dunkler als im restlichen Haus. Jetzt erklang das Schluchzen erneut, im düsteren Schweigen von einem unheimlichen Echo begleitet. Olivia bekam eine Gänsehaut, und Belinda starrte sie ängstlich an, rannte aber hinter ihr her. Das oberste Stockwerk war ein Labyrinth aus zahlreichen Räumen und schmalen Korridoren. Vor einer geschlossenen Tür hielten sie zögernd inne.
    Als die jammervolle Stimme durch das Holz drang, öffnete Olivia die Tür, und sie gelangten in einen weiteren Flur.
    "Jetzt sind wir im alten Flügel des Hauses", flüsterte Belinda, von der Grabesstille eingeschüchtert, die sie plötzlich einhüllte. "Der Haupttrakt ist noch älter. Aber der wurde vor einigen Jahren renoviert, während wir diesen Teil von Blackhope nie benutzen. Deshalb haben wir nichts daran geändert."
    Olivia eilte den finsteren Korridor entlang und hob ihre Röcke, um sie vor dem Staub am Boden zu schützen. Wie eine Klette klebte Belinda an ihr. Das Schluchzen drang wieder heran, scheinbar aus einem schmalen Treppenhaus, und sie stiegen nach unten. Leise, aber beharrlich erklang die weinende Stimme, und sie folgten ihr durch dunkle Flure, Stufen hinauf und hinab, vorbei an geschlossenen und offenen Türen, an Räumen voller Möbel mit Staubschonern. Totenstille erfüllte den alten Trakt, nur von den Jammerlauten durchbrochen. An allen Fenstern waren die Vorhänge zugezogen, um die Einrichtung und die Teppiche vor der Sonne zu schützen. Zwischen den schweren Stoffbahnen fiel kaum Licht herein.
    "Hier gefällt's mir nicht", flüsterte Belinda.
    Auch Olivia empfand wachsendes Unbehagen. Nur zu gut konnte sie sich in dieser düsteren, gespenstischen Umgebung vorstellen, aus schwarzen Schatten würden geisterhafte Gestalten springen. Trotzdem setzte sie ihren Weg fort, fest entschlossen, die Ursache des Schluchzens zu ergründen.
    Schließlich erreichten sie wieder einen beengten Flur unter dem Dach. Der Klagelaut schwebte vor ihnen dahin, und sie eilten hinterher. Dann verstummte er. Als sie um eine Ecke bogen, streifte etwas Klebriges, Unsichtbares ihre Gesichter. Kreischend wichen sie zurück und wischten ihre Wangen ab.
    "Spinnweben!" rief Olivia angeekelt.
    "Kehren wir um!" flehte Belinda. Mit hektischen Gesten entfernte sie Spinnweben aus ihrem Haar.
    Aber Olivia umfasste ihre Hand und zog sie mit sich, lauschte und wartete ab, ob die Stimme wieder erklingen würde. An einem Treppenabsatz blieben sie stehen. Hier weinte niemand. Verwundert schauten sie sich an. In der Stille schienen sich die Minuten zu einer Ewigkeit auszudehnen.
    "Nichts mehr zu hören …", murmelte Olivia enttäuscht. "Oh Gott, wir haben die Spur verloren!"
    Sie öffnete die nächstbeste Tür und spähte in einen leeren Raum. Dann riss sie die nächste Tür auf. Dahinter stand ein schmales Bett, ohne Matratze, mit zerbrochenen Latten. Auch die anderen Zimmer in der Nähe der Treppe waren leer, oder sie enthielten nur wenige altersschwache Möbel. Kein Mensch ließ sich blicken.
    Wer immer hier oben geweint hatte – wo mochte sich die Person verstecken? Vermutlich war sie lautlos eine Treppe hinuntergeschlichen und ihre Identität nicht mehr festzustellen.
    "Nun müssen wir unsere Suche aufgeben", seufzte Olivia. "Gehen wir zurück."
    "Oh ja", stimmte Belinda erleichtert zu und sah sich um. "In welche Richtung sollen wir uns wenden?"
    "Wissen Sie das nicht?" fragte Olivia erstaunt.
    "Diesen Trakt kenne ich kaum. Wie gesagt, er wird schon lange nicht mehr genutzt, und Mama hat uns niemals erlaubt, hier oben zu spielen, weil sie fürchtete, wir würden uns verirren. Außerdem war dieser Flügel schon immer – gruselig. So leer und still."
    Diesen Eindruck hatte Olivia ebenfalls gewonnen. Auch sie schaute sich im Korridor um. "Ich glaube, wir können unsere Schritte nicht zurückverfolgen. Wir sind so viele Treppen hinaufund hinuntergelaufen und so oft in verschiedene Flure gebogen, dass ich die Orientierung verloren habe."
    "Aber wir müssen zurück!" rief Belinda, einer Panik nahe. "Bald wird es dunkel. Hier gibt es keine Lampen. Und wenn die Sonne sinkt …"
    "Ja, ich weiß." Olivia versuchte in tröstlichem Ton zu sprechen, obwohl sie die Sorge des Mädchens teilte. Sobald die Nacht hereinbrach, würden sie den richtigen Weg wohl kaum finden. Hätte sie bloß

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