Der Schatz von Blackhope Hall
Olivias Arm und lächelte verständnisvoll. "Ich fürchte, Sie lassen sich zu sehr von den Zweifeln meines Sohnes beeindrucken. Während seiner langen Abwesenheit ist er zynisch geworden. Nun haben Sie hoffentlich erkannt, dass weder Madame Valenskaya noch ihre Tochter oder Mr. Babington diesen Trick anwenden konnten. Sicher hat der liebe Mr. Babington Recht, ein rastloser Geist will uns erschrecken." Seufzend wandte sie sich dem Medium zu, dem sie rückhaltlos vertraute. "Bitte, Madame, wir müssen noch einmal Verbindung mit den armen Seelen aufnehmen und unser Bestes tun, um ihnen zu helfen."
"Wie Sie wünschen", stimmte die Russin zu und senkte die Lider, um ihre Genugtuung zu verbergen. "Versuchen wir es noch einmal."
Sogar Lady St. Leger erklärte sich bereit, die Séance auf den nächsten Abend zu verschieben, weil Olivia und Belinda an diesem Tag schon genug durchgemacht hatten.
Olivia war überrascht, dass die Hausherrin ihr überhaupt erlaubte, an der Séance teilzunehmen. Wie ihr ein boshafter Blick des Mediums verraten hatte, wäre es überglücklich, wenn sie vom Erdboden verschwinden würde.
Doch sie sagte sich, dass Lady St. Leger vermutlich hoffte, sie von Madame Valenskayas Fähigkeiten zu überzeugen. Und Lady Eleanor glaubte offensichtlich, bei der Séance würde ihr das gelingen. Am nächsten Morgen, kurz nach dem Frühstück, streichelte sie Olivias Hand und versicherte, an diesem Abend würden sie alle Unklarheiten beseitigen.
"Warten Sie es ab, meine Liebe", fuhr sie fort und zwinkerte ihr zu. "Vielleicht können Sie danach sogar meinen zynischen Sohn eines Besseren belehren." Ihr eigener Glaube an die übernatürlichen Kräfte des Mediums war unerschütterlich.
Am Nachmittag zeigte Stephen seiner Mutter und Olivia die lockeren Kacheln im Kamin des Schulraums, und sie hörten Toms Stimme, die aus dem rosa Zimmer heraufdrang. Da wirkte Lady St. Leger sekundenlang verunsichert.
Doch dann schüttelte sie den Kopf. "Wie hätten Irina oder Mr. Babington hier oben weinen können, in Madame Valenskayas Auftrag? Unvorstellbar, Stephen, das ist einfach zu absurd. Madame ist eine liebe Freundin. In den letzten Monaten hat sie mir so oft geholfen. Würde ich sie solch übler Tricks verdächtigen, wäre das gefühllos und undankbar. Außerdem kennen unsere Gäste die Kinderstuben gar nicht. Und sie hätten es wohl kaum geschafft, Belinda und Lady Olivia in den alten Flügel zu locken. Das musst du doch einsehen, mein Lieber."
"Sie könnten ganz Blackhope erforscht haben", erwiderte er. "Dafür hätten sie genug Zeit gefunden. Es ist ja nicht so, dass wir sie rund um die Uhr überwachen."
"Natürlich nicht! Wie kannst du nur so reden?" Traurig zuckte sie mit den Schultern. "Du willst einfach nicht an die Geisterwelt glauben. Eigentlich müsstest du etwas aufgeschlossener sein und neue Ideen oder ungewöhnliche Theorien nicht von vornherein ablehnen."
"Bitte, Mutter …"
Lächelnd drückte sie seine Hand, rauschte aus dem Zimmer, und Stephen starrte ihr resignierend nach.
"In einem Punkt hat sie Recht", meinte Olivia. "Wie konnten Madame Valenskaya und ihre Komplizen über die lockeren Kacheln Bescheid wissen? Natürlich hätten sie den alten Flügel untersuchen und Belinda und mich dorthin locken können – wenn ich auch nicht verstehe, zu welchem Zweck. Viel mehr als eine unbequeme Nacht hätten Belinda und ich nicht erlitten – oder nicht einmal das. Wahrscheinlich hättest du uns rechtzeitig gefunden."
"Jedenfalls haben sie dich erschreckt. Ich nehme an, sie wollten dir klarmachen, dass es Geister gibt. Vielleicht hofften sie sogar, du würdest deine Sachen packen und schleunigst abreisen. Wie sollten sie auch ahnen, dass dieser üble Streich dich nur in deinem Entschluss bestärkt, ihre Niedertracht zu beweisen?"
In seiner Stimme schwang tiefe Bewunderung mit und erwärmte Olivias Herz. Doch sie zwang sich, zum Thema zurückzukehren. "Wie auch immer – selbst wenn sie das ganze Haus erkundet haben, sie haben wohl kaum die Fliesen im Kamin gelockert, so dass man das Schluchzen im Zimmer darunter hören konnte."
"Vielleicht hat ihnen Rodericks Geist davon erzählt", bemerkte Stephen trocken. Dann zuckte er die Achseln. "Keine Ahnung, wie sie es herausgefunden haben. Möglicherweise auf die gleiche Art wie Roderick und ich vor all den Jahren – sie vernahmen leise Stimmen, gingen der Sache nach und entdeckten die Kacheln."
Langsam nickte Olivia. "Es würde mich nicht wundern,
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