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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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doch gestartet. Als ich losfuhr,
sagte ich: › Va fa un colo ‹, und leider haben die carabinieri das noch gehört.«
    »Du hast ihnen gesagt, sie sollen sich den Parkplatz in den
Arsch schieben?«
    »Sie sollten's nicht hören, aber die scheinen Ohren wie ein
Luchs zu haben. Jetzt komm, ich brauche unbedingt einen Drink.« Die Bar
war eigentlich ein Café, aber man konnte auch Whisky haben.
»Ausgerechnet ich sollte die italienischen
Polizisten doch kennen; Herrgötter sind das, vor allem die carabinieri mit ihrem Napoleonshut und diesen affigen Säbeln. Weißt du, daß sie
noch immer durch Mussolinis Polizeigesetze geschützt sind? Jetzt hat
der Staatsanwalt eben meinen Anklagebeschluß verlesen. Es wird einen
Prozeß geben.« Er hob sein Glas. »Prost.« Wir tranken.
    »Mein erster Scotch nach vierundzwanzig Jahren«, sagte ich.
Die Wärme breitete sich sofort in meinem ganzen Körper aus. Dan sah
mich an, als werde ihm zum erstenmal klar, wer ich eigentlich war. Ich
trank noch einen Schluck. »Man hat uns gelegentlich Wein gegeben,
zumeist einen Ausschuß-Frascati, der so stark mit Schwefel versetzt
war, daß man ihn nachher mit dem Messer von der Zunge abkratzen konnte.
Aber der Geschmack von Scotch … Es kommt mir vor, als wäre es
der erste Drink, den ich jemals bekommen habe.«
    »Dann würde ich lieber ein bißchen vorsichtig sein.«
    »Ich habe viel zu verdammt lange vorsichtig sein müssen.«
    »Ich meine nicht nur mit Schnaps. Ich meine alles in allem.
Hast du die Mädchen auf der Via Veneto gesehen? Mann, Paul, du hast
großes Glück gehabt mit dem Zeitpunkt, an dem sie dich 'rausgelassen
haben: alles nackt, unten und oben. Höchstens die Schamhaare noch von
einem letzten Rest Sittsamkeit bedeckt. Ich werde für dich Reeders
Spezial-Stadtrundfahrt für die Versoffenen und Pervertierten
veranstalten, aber nur unter der Bedingung, daß ich dir Maulkorb und
Leine anlegen darf. Wenn ich daran denke, daß du seit … Wann
war das, 1946? Also, daß du seit 1946 ohne Weiber auskommen
mußtest … Ist das überhaupt möglich? Ist das menschlich
vorstellbar? Ich hatte mal einen Bandscheibenschaden und mußte zwei
Wochen unbeweglich im Krankenhaus liegen – zwei
Wochen, stell dir das vor! Ich wurde beinahe verrückt dabei,
bis sich eine Nachtschwester, durch dieses Zelt über meinem Bauch
neugierig geworden, als rettender Engel erwies. Aber
jahrelang … Jahre?«
    Dan sagte das so todernst, daß ich lachen mußte. »Na ja, so
schlimm, wie es klingt, war es nun auch wieder nicht«, beruhigte ich
ihn. »Als ich nach Santo Stefano kam, hatten sie da einen neuen
Direktor, der allen Ehefrauen erlaubte, am Sonntag ihre Männer zu
besuchen, und der die Männer frei auf der Insel herumlaufen ließ.«
    »Aber du warst doch gar nicht verheiratet.«
    »Wir brauchten keinen Trauschein vorzulegen. Erinnerst du dich
an das Mädchen, mit dem ich damals befreundet war – Gisella?
Sie brachte immer ein Picknick mit, und dann hatten wir unseren
Stammplatz in einem Pinienwäldchen auf einem Felsen hoch über dem
Wasser. Alle Männer hatten ihr eigenes Sonntagsversteck. Gisella war
schön und fröhlich, sie war überhaupt die beste Frau von allen, die auf
die Insel kamen. Sie stand jeden Sonntag um sechs Uhr früh
auf – an dem einzigen Tag, an dem sie hätte ausschlafen
können –, um rechtzeitig zum Ablegen des Motorbootes in Neapel
zu sein.«
    »Wie weit ist es von der Küste bis nach Santo Stefano?«
    »Vierunddreißig Meilen. Und sie machte die Fahrt jeden
Sonntag, hin und zurück, zehn Jahre lang. Ich versuchte es ihr
auszureden. Na ja, um ehrlich zu sein, allzu große Mühe habe ich mir
nicht gegeben, das kannst du dir sicher vorstellen. Die ganze Woche
hindurch konnte ich an nichts anderes denken als an sie, wie sie, den
Picknickkorb am Arm, über die glatten Felsen auf das Tor zukommen
würde, wie sie mit ihren langen Beinen und ihren harten, glatten
Schenkeln über die Steine steigen würde, daß ihre Brüste und das lange
schwarze Haar im Rhythmus der Schritte mitschwangen. Die ganze Woche
hindurch dachte ich an sie, bis endlich der Sonntag kam, der Höhepunkt.
Mein Gott, war das ein Mädchen!«
    »Okay, zehn Jahre. Und was war dann?«
    »Na ja, 1956 unternahm einer der Männer mit Hilfe seiner Frau
einen Fluchtversuch. Sie schlugen einen Aufseher nieder und fuhren in
einem kleinen Fischerboot mit seinem Hemd als Segel davon. Sie
schafften es bis nach Ischia hinüber, dort aber wurden sie schon von
der

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