Der Schlangenmensch
auf.
Mit einem Fußtritt wurde die
linke Autotür von innen geöffnet. Einer der Typen quälte sich heraus. Da das
kleine Auto halb unterm Misthaufen begraben war, purzelten dem Kerl größere,
halbtrockne Kuhfladen auf Kopf und Schultern.
Taumelnd kam er auf die Füße.
Als er sich den Naturdünger vom Haupt schüttelte, sah er sich Tarzan gegenüber.
„Hiergeblieben!“ sagte Tarzan.
Nichts weiter. Aber er ließ die Zaunlatte in der Faust auf- und niederwippen.
Auch der andere kroch ins
Freie. Er wirkte etwas benebelt. Vielleicht vertrug er den Geruch des
Misthaufens nicht.
Tarzans Freunde sahen von der
Straße aus zu.
„Wie ist denn das passiert?“
rief Klößchen. „Hast du dem Wagen ein Bein gestellt?“
„Ich habe ihnen Farbe über die
Windschutzscheibe gegossen.“
„Farbe?“ staunte Klößchen. „Und
woher hast du die?“
„Da fragst du noch! Einen Eimer
Farbe — so was hat man doch immer bei sich.“
Klößchen hätte noch weiter
gefragt, erhielt aber von Karl einen Rippenstoß. Karl deutete auf die halb
getünchte Garage.
„Heh!“ rief Kommissar Reichart,
der endlich anlangte. „Da sind sie ja noch. Haben wohl die Kurve nicht
gekriegt! Ich konnte nicht sehen, wie das passiert ist. Der Zaun nahm mir die
Sicht.“
Betröpfelt, nach Mist stinkend
und mit gesenktem Kopf, standen die beiden Übeltäter da.
„Ihr Dummköpfe!“ schimpfte der
Kommissar. „Kapiert ihr denn nicht, wie ihr eure Lage verschlimmert. Widerstand
und Fluchtversuch. Du, Priewe“, wandte er sich an den etwas Jüngeren der
beiden, „hast mir den Stuhl gegen das Bein geschleudert. Ich kann kaum
auftreten. Das hat für dich noch ein böses Nachspiel.“
Zu Tarzan sagte der Kommissar:
„Du hast doch beobachtet, wie sie verunglückt sind. Sind zu schnell gefahren,
was?“
„Das auch. Aber vor allem sahen
sie nichts mehr.“
„Was meinst du damit?“
„Der Junge hat meinen Farbeimer
genommen“, sagte der Mann mit der Malerbürste, der näher gekommen war, „und
über die Windschutzscheibe geschüttet — als der Wagen vorbei raste.“
Der Kommissar sah Tarzan an.
„Was? Dann hast du die Flucht verhindert.“
„Das habe ich, Herr Reichart.“
Erstaunt hoben sich buschige
Brauen. „Du kennst mich?“
„Gaby erkannte Sie, als Sie an
uns vorbei fuhren. Gaby ist die Tochter von Kommissar Glöckner. Ich heiße Peter
Carsten.“
Der Kommissar blickte zu Gaby
hin, dann zu Tarzan, dann schloß er den Mund. Er setzte eine amtliche Miene
auf, wollte es vielmehr, lächelte aber stattdessen und schüttelte den Kopf.
„Nicht zu glauben! Du bist doch
der Junge, der für Günther Dürrmeier das Alibi beigebracht hat. Und jetzt,
hier, schon wieder, verhinderst du, daß die wahren Schuldigen entkommen. Das
geht doch nicht mit rechten Dingen zu.“ Tarzan lachte. „Ich glaube doch. Denn
gezaubert hat niemand. Ich habe einfach Glück gehabt. Im richtigen Moment am
richtigen Ort. So ulkig geht’s manchmal zu. Aber Sie sagten eben, sie wären die
wahren Schuldigen. Ist das jetzt erwiesen?“
Kommissar Reichart nickte.
„Auch ich kam eben im richtigen Moment. Die beiden waren gerade dabei, die
Beute aus der Villa in Siebenkirchen zu teilen. Priewe mußte mich einlassen,
weil ich einen Haussuchungsbefehl habe. Und Papenfuß wollte im Hinterzimmer
rasch alles zusammenraffen und türmen. Aber ich sah noch, was da auf dem Tisch
lag. Da sind sie durchgedreht, die beiden. Papenfuß ist durchs geschlossene
Fenster gehechtet. Den Hals hätte er sich durchschneiden können — an Splitter
und Scherben. Priewe hat mir den Stuhl vors Bein gehauen und ist durch die Hintertür
raus. Ich dachte, sie entkommen.“
„Jetzt ist also
hundertprozentig erwiesen“, rief Gaby, „daß Herr Dürrmeier nichts mit dem
Einbruch zu tun hat.“
„Daran gibt es keinen Zweifel
mehr“, bestätigte der Kommissar.
Mit einer Handschelle kettete
er die beiden Übeltäter aneinander: linkes Handgelenk des einen ans rechte des
anderen.
Das geschah vorsichtshalber.
Allerdings boten die beiden
einen Anblick, der auf keinen weiteren Fluchtversuch schließen ließ.
„Was die Zerstörung hier
betrifft“, sagte Reichart zu Tarzan, „da mach dir keine Sorgen. Das wird alles
geregelt - einschließlich der zweckentfremdeten Tünche.“
„Also habe ich richtig
gehandelt?“
„Aus deiner Sicht schon. Ich
als Beamter hätte es nicht tun dürfen. Da gibt es Dienstvorschriften, die...
Aber lassen wir das. Die taugen manchmal auch nichts.
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