Der Schlangenmensch
Jedenfalls werde ich
anregen, daß dir von den Lückemanns eine Belohnung zukommt.“
„Wer sind denn Lückemanns?“
fragte Klößchen.
„Die Geschädigten. Die Besitzer
der Villa in Siebenkirchen, wo eingebrochen wurde. Jetzt kriegen sie den
gesamten Schmuck und die 40 000 Mark zurück. Da können sie ruhig mal in die
Tasche greifen.“
„Wäre schön, wenn sie das
täten“, sagte Tarzan. „Aber ich will die Belohnung nicht. Bitte, Herr
Kommissar, veranlassen Sie, daß Herr Dürrmeier das Geld erhält. Wir wissen, wie
es um seine Familie steht. Dort wäre das Geld echte Hilfe. Außerdem hatte Herr
Dürrmeier als unschuldig Verdächtigter bei diesem Fall das meiste auszustehen.“
Der Kommissar rieb sich übers
Gesicht. Er war nicht mehr der Jüngste. Trotzdem machte er jetzt eine völlig
neue Erfahrung, die seine pessimistische ( schwarzseherische ) Meinung
über die heutige Jugend ins Wanken brachte. „Hm!“ knurrte er. „Wenn du
meinst... Also, gern!“ Dann drückte er Tarzan die Hand.
8. Nasenfahrrad mit Kakao
Sie brannten darauf, die
Neuigkeiten weiterzuerzählen. Erhitzt kamen die TKKG-Freunde bei den Glöckners
an.
Gaby hatte darauf bestanden,
ihre Freunde zu Tee und selbstgebackenem Kuchen einzuladen.
In der sonntäglich-stillen
Straße kündete Oskar die Ankunft mit lautem Gebell an.
Vor dem Haus sprangen sie von
den Rädern.
Klößchen erkundigte sich, was
für Kuchen es denn wäre, ob vielleicht mit Schokolade.
Gaby bestätigte, es wäre Schokoladentorte,
und Klößchens Mondgesicht verklärte sich.
„Was ist denn mit unserem
Farbeimer-Helden?“ neckte Gaby dann, denn Tarzans Miene war ernst geworden.
Wortlos deutete er zum
Hauseingang, neben dem ein Fahrrad an der Wand lehnte.
„Na, und?“ fragte Gaby.
„Erkennst du’s nicht? Das ist
Ankes Rad. Das heißt: Sie ist hier und wartet auf uns. Verabredet war das
nicht. Hoffentlich ist nicht irgendwas passiert.“
Flüchtig dachte er, ob es wohl
darum ginge, daß Herr Dürrmeier seinen Dank abstatte. Doch das hielt er für
unwahrscheinlich. Denn so eilig war das nun wirklich nicht.
„Also, ich würde die alte
Chaise (halboffener Wagen, scherzhaft auch für Rad ) nicht mal erkennen,
wenn sie mir gehörte“, meinte Klößchen, der manchmal besonders talentiert ist,
sich an Unwichtigkeiten festzuhalten.
Gabys Miene zeigte
Betroffenheit.
„Du hast recht“, sagte sie zu
Tarzan. „Hoffentlich... Kommt! Gleich wissen wir’s.“
Als sie die Wohnung betraten,
sprang Oskar in eine Ecke des Flurs, wo seine Wasserschüssel stand. Dann
schlabberte er, daß es sich anhörte, als machten Wildsäue Wettschwimmen.
Im Wohnzimmer unterhielt sich
Frau Glöckner mit Anke.
Die Kinder stürmten hinein.
Kaum hatte Klößchen Gabys
Mutter begrüßt, schielte er auch schon zu den beiden Kuchentellern, die Frau
Glöckner und Anke vor sich hatten.
„Anke wartet schon seit einer
halben Stunde auf euch“, sagte Frau Glöckner lächelnd. „Wir haben es uns
inzwischen gemütlich gemacht.“
Auch Anke lächelte.
Tarzans prüfenden Blick
bemerkte sie nicht.
Sie macht sich Sorgen wegen irgendwas,
dachte er, will’s aber verbergen.
Auch Karl und er hatten Frau
Glöckner begrüßt.
Sie war eine aparte Frau, und
die Jungs verehrten sie. Gaby war ihr Ebenbild. Angesichts der Mutter konnte
man sich vorstellen, wie die Tochter später aussehen würde. Und das war ein
handfester Grund für Gaby, frohgestimmt in die Zukunft zu blicken.
„Bei uns war schon wieder was
Unglaubliches los“, rief Gaby. „Tarzan hat die beiden... Wo ist Papi?“
unterbrach sie sich. „Der muß das auch hören.“
„Papi ist ins Präsidium
gefahren“, sagte Frau Glöckner. „Er braucht noch irgendwelche Akten. Aber bevor
es gleich Torte gibt — Klößchen sieht schon ganz hungrig aus möchte ich doch
erfahren, was bei euch an Unglaublichem passiert ist.“
Gaby erzählte, wie Tarzan die
beiden Übeltäter an der Flucht gehindert hatte.
„Und damit“, schloß sie, „ist
endgültig bewiesen, daß dein Vater, Anke, zu Unrecht verdächtigt wurde.“
Anke freute sich riesig.
Taktvollerweise hatte Gaby
unerwähnt gelassen, daß Tarzan die eventuelle Belohnung an die Dürrmeiers
abtrat.
Zwar öffnete Klößchen schon den
Mund, um diese wichtige Tatsache zu vermerken, aber Gaby trat ihm unterm Tisch
ans Schienbein und schickte einen Schweigen gebietenden Blick hinterher.
„Tarzan, das hast du großartig
gemacht“, lobte Frau Glöckner. „Es gehört was
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