Der schlaue Pate
hereinspaziert kam.
»Ach, die Installateure«, sagte die Gattin von Boris Tews und lächelte freundlich. Sie unternahm nicht den geringsten Versuch, ihre Blößen zu bedecken.
Prinz und Ollie starrten sie mit offenem Mund an; sie waren nicht maskiert.
»Ich denke, Sie sind mit Ihrem Mann bei der Weihnachtsfeier«, brachte Prinz schließlich heraus und wunderte sich über seine Stimme.
»Da ist er mit der aktuellen Flamme. Sie sieht mir ein bisschen ähnlich, nicht wahr? Das tun sie irgendwie alle. Aber natürlich jünger. Mit mir hat er seit sieben Jahren, drei Monaten und vierundzwanzig Tagen nicht mehr geschlafen.«
Prinz fand, dass die Frau die umwerfendste Figur besaß, die er je gesehen hatte, vielleicht mit Ausnahme von Marilyn Monroe. Das Schamhaar, recht üppig, war nur einen Tick dunkler als die blonde verwuselte Mähne über einem madonnenhaft schönen Gesicht. Er schätzte, dass sie etwa in seinem Alter war; Tews war in Igors Alter, also einige Jahre jünger.
Prinz nickte und sagte: »Das tut mir leid.« Die Stimme war wieder normal.
»Finden Sie mich schön?« Die Frau drehte sich einmal um sich selbst, streckte den Po raus und versetzte sich einen kecken Klaps auf eine Hinterbacke.
»Sehr.«
»Das Schamhaar stört Sie nicht?«
»Kein bisschen.«
»Ihn stört es, und die jungen Dinger sind heute alle rasiert, aber da er sowieso nicht mehr mit mir schläft … Ich rieche auch ein bisschen«, bekannte sie unvermittelt.
Tatsächlich stieg Prinz prompt ihr strenger Intimgeruch in die Nase. Nicht unangenehm, aber streng. Der Geruchssinn war wohl wegen anderer Prioritäten vorübergehend ausgeschaltet gewesen. Ein Kommentar zu der Bemerkung fiel ihm nicht ein.
»Würden Sie mit mir schlafen?«
»Jederzeit. Wenn Sie vorher geduscht haben.«
Sie kicherte. »Wirklich? Ich habe so etwas schon oft phantasiert, wissen Sie. Dass ich mal einen Einbrecher überraschen könnte. Eigentlich schlafe ich in einem Schlafanzug. Den habe ich extra ausgezogen, weil ich hoffte, vielleicht einen Einbrecher zu überraschen.« Sie nickte zum Safe. »Den werden Sie nicht aufkriegen.«
»Es scheint so«, gab Prinz zu.
»Es sind auch kaum Wertsachen drin, hauptsächlich Papiere.«
»Um die genau geht es.«
Sie überdachte das und streckte ihre Hand aus. »Ich heiße übrigens Katharina.«
Prinz schüttelte der nackten Frau formell die Hand und kam sich dabei vor wie der letzte Depp. Ollie stand noch immer unter Schockstarre da.
»Mich nennen alle Prinz.«
Ihre Augen wurden groß. »Ach, der sind Sie? Letztes Jahr stand allerhand über Sie in den Zeitungen. Lebt der Hund noch?«
»Er müsste in zwei Stunden oder so wieder aufwachen.«
»Was passiert, wenn Sie an die Papiere meines Mannes kommen?«
»Er wird für viele Jahre ins Gefängnis gehen.«
Ollies glotzender Blick wanderte wie beim Tennis zu dem, der jeweils gerade sprach.
»Wenn Sie versprechen, mit mir zu schlafen, verrate ich Ihnen die Kombination.«
Prinz lächelte. »Ich verspreche es. Sie kennen sie?«
»Es ist mein Geburtstag.«
Sie war in Wahrheit sogar fast sieben Jahre älter als er, ging also schon auf die fünfzig zu, mehr als zehn Jahre älter als ihr Mann.
7.
Am Freitag mussten Prinz und Andreas in den Büros der Staatsanwaltschaft feststellen, dass der Leitende Oberstaatsanwalt Baginski nicht da war.
»Bronchitis«, teilte ihnen im Nachbarbüro seine Stellvertreterin mit, Oberstaatsanwältin Agnes Behrens, hinter ihrem Rücken »Hinten- SS « genannt, eine streng wirkende Brünette in einem strengen Kostüm, die angeblich noch nie jemand hatte lächeln sehen. »Krankgeschrieben bis nächstes Jahr. Der Virus geht im ganzen Haus um. Passen Sie bloß auf, dass Sie ihn sich nicht auch holen.«
Prinz und Andreas, die standen, weil man sie nicht zum Platznehmen aufgefordert hatte, wichen zurück. Für die berückende Aussicht über die Karlsaue bis zum Hohen Meißner, die man in den oberen Stockwerken des Gebäudekomplexes von Landgericht, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft an der Schönen Aussicht genießen konnte, hatten sie keinen Blick. Die Staatsanwältin hatte sich bei ihrem Eintreten nicht erhoben und blickte ausdruckslos zu ihnen auf.
»Ich hab’s schon hinter mir«, sagte sie. »Kommen Sie nächstes Jahr wieder.«
Andreas sah Prinz an und seufzte. »Ich fürchte, so lange können wir nicht warten.« Agnes Behrens zeigte keinerlei Interesse. »Falls wir uns setzen dürfen, würden wir Ihnen gern etwas präsentieren, was
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